Kapitel 75

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Liam
Ihre Worte erschreckten mich beinahe. Das Mädchen war gerade einmal 14 Jahre und dachte über so etwas nach. Andere in ihrem Alter redeten über Schminke oder welchen Promi sie gerne heiraten würden, doch Finja dachte anders. Die Kleine hatte in ihrem Lebe schon viele schlimme Dinge erleben müssen und Verluste verarbeitet, doch dass sie liebe sterben würde, anstatt noch einmal dieses Leid erfahren zu müssen, war besorgnisserngend. "Finja, ich werde dich nicht zwingen, eine Freundschaft mit anderen einzugehen, aber ich möchte, das du weißt, dass ich und auch Adrik immer für dich da sein werden. Alessio sieht dich als seine eigene Tochter und ich bin der Meinung das Nico ganz tief in sich drinnen auch möchte das du glücklich bist." ließ ich die Kleine wissen.

Finja
"Bis zu meinem 10. Lebensjahr war alles in Ordnung. Meine Familie war die Beste, die sich ein kleines Mädchen wünschen konnte. Mein Bruder hat mich beschützt und für meinen Vater war ich die kleine Prinzessin. Aber als meine Mutter gestorben ist, hat sich das Verhältnis zwischen meinem Vater und meinem Bruder um 180 Grad gewendet. Sie waren nicht mehr die fürsorgliche Familie, die mich wie eine Prinzessin auf Händen trug. Ich nehme es ihnen auch nicht übel, schließlich bin ich Schuld an dem Tod von Mum. Am Anfang musste ich immer nur die Hausarbeit erledigen, den Einkauf tätigen oder putzen. Doch als mein Vater schließlich seinen Frust mit Alkohol ertränkte, wurde es immer schlimmer. Sie waren der Meinung, dass ich es nicht wert sei, Geld für mich auszugeben, wenn sie nichts davon hätten. So verkauften sie mich Stundenweise an Männer die mit mir machen durften was sie wollten. Ich bin schon lange keine Jungfrau mehr und es schmerzt zu wissen, dass alle anderen ihr erstes mal als wunderschön bezeichneten, ich aber niemals die Möglichkeit dazu haben werde. Als ihr mich den einen Abend entführt habt, dachte ich wirklich, es könnte nicht schlimmer kommen. Insgeheim hatte eine kleine Stimme in mir gehofft, das ich sterben würde. Aber mein Schicksal hatte scheinbar andere Pläne mit mir und hat mich zu euch geführt. Ich hatte das erste Mal das Gefühl von Liebe und Geborgenheit gespürt. Am Anfang hatte ich riesengroße Angst vor dir und Adrik. Marco wirkte immer so desinteressiert und Nico, Nico war so offen und freundlich. Aber irgendwie hat sich jeder komplett verändert als ich dann länger blieb. Marco und du, ihr seit für mich da gewesen, als ich meine Albträume hatte und seid ohne Nachzufragen einfach für mich da gewesen, wenn es mir schlecht ging. Erst bei dem Strandspaziergang wurde mir bewusst, was für ein Glück ich doch habe, hier bei euch zu sein. Doch dann, dann wurde es immer schlimmer. Die Vergewaltigung, Nicos ausrastet, der Tod von Marco an dem ich mir immer noch die Schuld gebe und die Situation mit Lu. Irgendwie wird es alles zu viel derzeit." schüttete ich ihm mein Herz aus. Ohne zu zögern zog mich Liam in seine Arme und drückte mich fest an sich.

"Es tut mir leid Kleines, dass du so viel durchmachen musstest. Dein Vater und Bruder haben es nicht verdient, dass du sie weiterhin so nennst. Eigentlich sollte die Bruder gerade hier mit dir sitzen und ihr eine Familie sein. Aber wie du schon sagst, das Schicksal hat manchmal andere Pläne. Finja, du kannst so stolz auf dich sein, dass du dich nicht unterkriegen lässt. Du bedeutest mir so verdammt viel und ich wüsste nicht, wie ich mit dem Tod von Marco umgegangen wäre, wenn du nicht bei mir wärst. Vermutlich wäre ich wieder zu dem kalten, emotionslosen Arschloch geworden, welches ich war, bevor die Freundschaft zu Adrik stärker wurde." erzählte er mir.

"Danke Liam, danke für alles!"

Wir packten unsere Sachen zusammen und gingen zu Fuß Richtung Wohnung. Müde kuschelte ich mich an den jungen Mann und driftete ab ins Land der Träume.

Eines schicksalhaften TagesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt