Kapitel 27

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Ich starre auf Robins Namen, während das penetrante Klingeln in meinen Ohren schmerzt. Ungläubig schüttle ich den Kopf. Ruft gerade mein Robin Matt an, zu dem er seit Jahren kein Kontakt mehr hat?!

Ich zwinge mich, den Blick von Armaturenbrett abzuwenden und schaue fragend zu Matt. Der lenkt den Wagen mit zufriedener Miene durch die verregneten Straßen. Die Anspannung, die ihn die letzten Stunden beherrscht hat, ist verschwunden. Augenblicklich kocht mein Blut. Matt wusste, dass dieser Anruf kommen würde! Nur deshalb sitzen wir in diesem Auto!

»Findest du das lustig?«, zische ich mit zitternder Stimme.

Matt schnaubt auf. »Nein, nicht wirklich. Also was ist jetzt? Annehmen oder nicht? Das ist deine Chance!«

Ich presse die Lippen aufeinander und schaue aus dem Fenster in die Dunkelheit. Matt flucht. Einen Moment später hört das Klingeln auf. Kurz herrscht Stille, sodass ich mir nicht sicher bin, ob er das Gespräch beendet oder angenommen hat, dann räuspert er sich. »Was willst du?«

Ich versteife mich. Die Abneigung in Matts Stimme ist fast zum Greifen.

»Matthiiiias!«, flötet Robin. Sein Ton trieft vor Hohn. Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter. Das soll mein bester Freund sein? Er klingt so anders! »Ist sie bei dir?«

Instinktiv presse ich mich tiefer in den Sitz. Matts Blick wandert von der Fahrbahn prüfend zu mir. Ich reiße entsetzt die Augen auf und schüttle hektisch den Kopf. Matt nickt verstehend. »Nein, ist sie nicht«, lügt er, »Ich sitze im Auto. Halte dich kurz.«

Einen Moment hört man nur den Verkehr und den Regen, dann flucht Robin auf.»Die Situation gefällt dir was?«, faucht er, »Was zur Hölle hast du Leo eingeredet, dass sie nicht mit mir redet?«

»Du hast es dir nicht anders ausgesucht«, erwidert Matt seelenruhig.

»Fick dich, Matt! Bring das in Ordnung!«

Ein bebendes Lachen geht durch Matts Körper. »Weißt du, was ich witzig finde? Dass du nach allem immer noch glaubst, ich wäre dir etwas schuldig!«

»Du kannst mich mal!«

Der Wagen beschleunigt unter mir, weil Matt das Gaspedal durchdrückt. Seine Hände umfassen krampfhaft das Leder des Lenkrades. Erschrocken halte ich mich am Sitz fest. Zum Glück fahren wir gerade das kurze Stück Schnellstraße, was zurück in die Innenstadt führt.

»Ich erkläre dir jetzt einmal die Situation«, bellt Matt in die Freisprechanlage,  »Du sitzt in Australien. Ich bin hier. Leo ist hier. Den Rest kannst du dir denken. Ich werde einen Teufel tun und dir irgendwelche Gefallen tun. Die Zeiten sind vorbei, denn ich habe besseres zu tun, als mich mit dir zu beschäftigen. Wenn du etwas mit Leo klären möchtest, dann kläre es. Doch diese Handynummer ist definitiv der falsche Ansatz dafür. Finde einen anderen Weg.«

»Vögelst du sie?«

Matts Nase kräuselt sich und der Blick, den er mir schenkt, verbrennt mich innerlich. Er grinst anzüglich. »Das geht dich einen Scheißdreck an!«, knurrt er.

»Du wirst es irgendwann bereuen.«

»Weißt du, ich bereue bereits viel in meinem Leben, was dich und Leo betrifft. Vielleicht rufe ich dich an, wenn noch ein weiterer Punkt hinzukommt. Aber ich gebe dir einen Rat. Warte nicht drauf!«

»Leg jetzt nicht auf!«, droht Robin.

Matt schmunzelt. »Was willst du dann tun? Fliegst du mal eben nach Deutschland?« Er lacht, als ob er einen Witz gemacht hätte. »Kapier es endlich! Du hast keinen Einfluss mehr! Nicht den geringsten!« Er drückt das Gespräch am Lenkrad weg. 

Always meet TwiceWhere stories live. Discover now