Kapitel 51

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Das Freizeichen dröhnt mir laut in den Ohren und macht mir bewusst, was ich gerade tue. Panisch lege ich auf und werfe das Handy auf die Couch weit weg von mir. Wie ein Mahnmal liegt es mit schwarzen Bildschirm auf dem Kissen. Das war ein riesiger Fehler! 

Bin ich total bescheuert? Reicht es nicht, dass Matt die beiden Nachrichten, die Robin ihm vorhin gesendet hat, als gelesen vorfinden wird, wenn er das nächste Mal im Messenger nachsieht?

Mit rasenden Herzen schaue ich zum dunklen Treppenaufgang. Kein Mucks ist zu hören. Was tue ich hier? Ich muss das Handy so schnell wie möglich in Matts Zimmer bringen!

Ich greife das Handy und im selben Moment vibriert es. Vor Schreck rutscht es mir aus den Fingern und poltert zu Boden.

»Scheiße!«, fluche ich laut und halte mir sofort erschrocken die Hand vor den Mund. Panisch blicke ich mich um, dann hebe ich das Handy auf. Mein ganzer Körper zittert und kalter Schweiß bildet sich in meinen Nacken. Matt wird mich umbringen!

Das Vibrieren hört auf, nur damit einen Moment später Robins Name erneut angezeigt wird, als er wieder anruft. Panisch kaure ich mich auf der Couch zusammen, dann nehme das Gespräch an. Ohne ein Wort zu sagen und rauschenden Ohren lausche ich.

»Broooo, ich dachte, du hasst mich und willst nicht mehr telefonieren!«, ertönt Robins amüsierte Stimme, die gleichzeitig vor Sarkasmus trieft. Mir verschlägt es für einen Moment die Sprache. »Gib es zu. Du vermisst mich, obwohl du immer was anderes behauptest.« Robin klingt anders, als ich ihn kenne. Tiefer und irgendwie reifer. »Warum rufst du an? Kannst du nicht pennen? Redet Leo immer noch nicht mit dir?« Er lacht erneut und klingt dabei so gut gelaunt, dass mir schlecht wird. »Oder soll ich dir bloß eine gute Nachtgeschichte vorlesen?«

Ich öffne meinen Mund, doch es fühlt sich an, als ob ich einen Knebel im Hals stecken habe. Das Atmen fällt mir schwer.

»Hallo?«, flötet Robin in die Stille, »Erde an Matt? Hörst du mich? Hab ich erwähnt, dass ich Jetlag habe. Ich bin hundemüde und gleichzeitig aufgedreht. Ich will pennen, Alter!«

Ich schüttle mich, dann atme ich tief ein, um mich zu fangen. »Hi, Robin.« Meine Stimme klingt kratzig und ich muss mich räuspern. 

Kurz ist es still am anderen Ende, dann folgt ein überraschtes Husten. »Damit habe ich nicht gerechnet«, Robin lacht.

»Wir müssen reden«, übergehe ich seinen Kommentar ernst.

»Leo!«, redet er und von seiner guten Laune ist nichts mehr zu hören. Plötzlich klingt er wie mein bester Freund, der aus guten Grund über meinen Anruf alarmiert ist. »Hast du Matt sein Handy geklaut?«

»Das tut nichts zur Sache.«

»Bist du bescheuert?«, zischt er, »Das ist verdammt noch mal nicht nötig, um mich zu erreichen. Was hast du dir dabei gedacht? Er wird stinksauer sein.«

»Er wird es nicht merken!«, erwidere ich abfällig und versuche, mir selber Mut zuzureden.

»Bring das verdammte Handy zurück und ruf mich von deinem an. Matt wird dich umbringen!«

»Dir kann es doch egal sein, ob ich Ärger bekomme«, antworte ich patzig und schlinge den freien Arm um mich. 

»Wer sagt das, dass es mir egal ist?«, fragt er gedehnt, »Weißt du eigentlich, wie lange ich auf deinen Anruf warte? Fast zwei Monate!«

»Robin, vergiss das verdammte Handy! Ich komme schon klar. Wir müssen miteinander reden!«, wiederhole ich gereizt.

Ein kapitulierendes Seufzen ertönt aus dem Handy. »Du verdammter Sturkopf! Sag später nicht, dass ich Schuld bin oder dich nicht gewarnt habe!«

Always meet TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt