Kapitel 46

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Ich reiße fast an den Seiten des Fotoalbums, als ich weiter blättere. Robin sticht plötzlich auf jedem Bild hervor und für alles andere habe ich keinen Blick mehr. Mal tanzt er in der Menge, mal steht er lachend neben Kira und manchmal sehe ich ihn nur im Hintergrund. Als ich das nächste Bild finde, das ihn vom Nahen zeigt, erstarre ich und mein Herz setzt für einen kurzen Moment aus. Robin und Matt lachen mir gutgelaunt entgegen. Der Abend scheint fortgeschritten. Ihre Krawatten sind gelöst und hängen unbeachtet lose über ihrer Brust. Sie stehen nebeneinander und haben den Arm kumpelhaft um den jeweiligen anderen gelegt. In ihren freien Händen halten sie ein Whiskeyglas. Meine Augen huschen zum nächsten Bild. Es ist eine Momentaufnahme, wie Matt neckend durch Claras Haare wuschelt. Die Blondine sieht nicht begeistert aus, lacht aber. Robin steht ihm Hintergrund und beobachtet die Szene mit einem Schmunzeln im Gesicht, während er an seinem Glas nippt. 

Er sieht so ekelhaft zufrieden und glücklich aus. Mir wird übel.

Mit einem Knall schlage ich das Album zu. Wut schäumt in mir auf.

Das. Kann. Nicht. Wahr. Sein.

Elender Kotzbrocken! Von wegen Sightseeing in Berlin! Er war im Sommer wegen der Hochzeit hier! Noch am letzten Abend im Mira's hat er mir dreist ins Gesicht gelogen! Ich komm mir so dumm vor!

Mit spitzen Fingern schiebe ich das Buch über den Tisch zu Kira, als ob es giftig wäre. Die bemerkt meinen Stimmungswechsel nicht, greift lächelnd danach und steht auf.

»Ich bringe es lieber wieder hoch ins Büro. Die Zwillinge haben schon einmal Saft darüber geschüttet«, erklärt sie. Ich nicke abwesend und sehe ihr nach, wie sie aus dem Raum eilt. 

Als ich keine Schritte mehr auf den Stufen höre, stehe ich selbst auf und gehe hinunter in Matts Zimmer. Hektisch stopfe ich alles, was mir gehört, in meine Tasche und ziehe den Reißverschluss mit einem Surren zu. Ich will keine Minute länger an diesen Ort bleiben. Ich will gar nicht wissen, wie oft die Robin mit Matt hier unten im Zimmer gesessen haben und über mich gelacht haben!

»Was machst du da?«, fragt Matt hinter mir.

Kurz schließe ich die Augen, atme tief durch, dann drehe ich mich mit einem knappen Lächeln zu ihm um.

»Wir müssen leider doch direkt los«, verkünde ich und zucke gespielt missmutig mit den Schultern. Sein Lächeln weicht einem irritierten Stirnrunzeln.

»Warum? Ist etwas passiert?«

Oh ja! Ich wurde wieder daran erinnert, was für Arschlöcher du und Robin seid!

»Nein, ich habe nur vergessen, das Protokoll eines meiner Seminare fertigzuschreiben. Ich muss es bis morgen beim Professor abgeben«, lüge ich.

»Nimm doch meinen Laptop und mach es hier fertig«, schlägt er verständnislos vor und geht bereits durch den Raum zu seinem Rucksack.

»Nein.«

»Ach komm schon.«

»Matt!«, fauche ich, »Ich will fahren! Jetzt!«

Matt reißt überrascht die Augen auf und mustert mich. Ich halte seinen Blick stand und endlich knickt er ein.

»Oookay«, murrt er gedehnt, »Lass mich packen und Kira Bescheid geben. Dann fahren wir.«

Zwanzig Minuten später stehen wir im Hausflur und verabschieden uns von einer etwas traurig dreinblickenden Kira. Die Zwillinge liegend heulend bei Matt in den Armen. Ich kann nicht hinsehen und tipple nervös von einem Bein auf das andere. Ich will bloß noch weg!

Als sich Matt endlich von seinen Geschwistern loseist, lächle ich dem Ehepaar knapp zu und gehe, ohne abzuwarten, zum Auto. Ungeduldig warte ich, dass Matt den Wagen aufschließt. Kaum ertönt das Klicken, reiße ich die Tür auf und schlüpfe auf den Beifahrersitz. Matt folgt nach kurzer Zeit. Schweigend startet er den Motor und wendet den Wagen auf der Straße. Erleichtert lehne ich mich zurück und schließe die Augen.

Always meet TwiceWhere stories live. Discover now