Kapitel 3

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Ende September sitze ich neben meinem Vater in einem Transporter und fahre mit wummernden Herzen in Richtung Königsburg. 

Maya und Sophie, meine neuen Mitbewohnerinnen, stehen unterschiedlich wie Tag und Nacht am Straßenrand. Sophie kenne ich aus der Schule. Maya haben wir auf der Suche nach einer WG in einem Forum kennengelernt. 

Während Sophie, ohne eine Miene zu verziehen, dabei zusieht, wie mein Vater den Lieferwagen in die Parklücke manövriert, hüpft die kleine Blondine euphorisch auf und ab. Die Wohnung ist ein hübscher Altbau und liegt mitten im Studentenviertel. Sie gehört Mayas Eltern, die sie für ihre Kinder gekauft haben, um sie beim Studieren zu unterstützen. Als uns Maya vor ein paar Monaten die WG zeigte, wohnte dort ihr Zwillingsbruder mit zwei Freunden. Da einer der Bewohner für Maya hätte ausziehen müssen, suchte ihr Bruder eine neue Wohnung, um mit seinen Freunden zusammenbleiben zu können. So ist nun Platz für uns.

Freudestrahlend springe ich aus dem Wagen und den Mädchen in die Arme. Kreischend erwidert Maya den Gruß und tänzelt um mich herum. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Maya ist drei Jahre älter, doch wirkt in ihren Schulmädchenlook eher wie sechzehn. Nur ihr Arm, der mit Tattoos übersät ist, zeigt, dass sie nicht so jung ist, wie es den Anschein hat. Sophie ist das Gegenteil. Ihre langen Beine stecken in normalen Jeans, während sie einen schlichten Pulli trägt. Ihre dicken braunen Haare hat sie mit einem Pferdeschwanz gebändigt. Steif und mit verschränkten Armen vor der Brust beobachtet sie die Blondine.

»Maya reg dich ab! Das ist peinlich!«, herrscht sie Maya in einen Ton an, der mich zum Lachen bringt. 

Mein Vater erscheint neben mir auf dem Bordstein und schließt den Wagen ab. Mit einem Lächeln nimmt er Sophie in die Arme und stellt sich Maya händeschüttelnd vor. Ich ziehe die Mädchen vom Bordstein in den Hausflur. 

»Furby, welches Zimmer ist deins?«, fragt Papa und innerlich fluche ich. Papa konnte ich diesen Namen nie austreiben.

»Furby?«, fragt Maya lachend.

»Alter Spitzname«, murmle ich ausweichend. 

Ihr Lächeln wird breiter. »Er passt zu dir!«

Ich ziehe die Augenbrauen hoch. »Sehe ich etwa aus wie eine knallbunte gestörte Eule?«

 Vielsagend sieht sie auf die farbigen Spitzen.

»Wag es nicht, mich so zu nennen!«, knurre ich und lasse sie in der Küche stehen. 

Mein Vater hat inzwischen mein Zimmer gefunden, sodass ich hinter ihm in den Raum eintrete und ihn in den Arm nehme. Ohne die Möbel des Vorbesitzers sieht es riesig und kahl aus. »Die Wände brauchen dringend Farbe! Was hältst du von lila oder türkis?«

Ein vibrierendes Lachen geht durch seinen Körper.

»Das Zimmer passt fabelhaft zu dir.« Er lächelt und streicht über mein Haar. »Du wirst dich hier wohl fühlen. Das beruhigt mich.«

»Hast du jemals an meinen Entscheidungen gezweifelt?«

»Nein, das nicht, aber wir können uns dich nicht ohne Robin vorstellen!« Ich verdrehe die Augen. Jeder glaubt, ich käme ohne Robin nicht zurecht!

Nach einem zweiten Kaffee beginnen wir, meine Sachen hochzubringen. Die Mädchen übernehmen die Umzugskartons, mein Vater und ich die Möbel. Sophie wirkt genervt, während sie die zehnte oder elfte Kiste anhebt. Ihre braunen Haare haben sich aus ihren Zopf gelöst, sodass die Hälfte wild herausschaut. Ihre Mutter würde sie umbringen, wäre sie jetzt hier! Ich sehe Maya dabei zu, wie sie flink in den Wagen klettert. Ob Sophies Mutter Maya bereits kennt? Wie sie wohl auf die Tattoos reagiert hat?

Always meet TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt