Kapitel 23

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So eine Scheiße! Ich werfe mein Handy in die Tasche zurück, weil ich das Gefühl habe, mich am Plastik verbrannt zu haben. Fahrig reibe ich mir über die Augen, während ich merke, wie die Wut und die Enttäuschung über Robins Verhalten von mir Besitz ergreift. 

Ich habe mir in den letzten Tagen viel zu wenige Gedanken über Robin gemacht. Will ich mit ihm reden? Ich bin es ihm und unserer Freundschaft schuldig, aber alles in mir sträubt sich!

»Und da ist sie wieder! Hallo Grufti-Elfe!«, kommentiert Danny, »Sag mal, hast du eine gespaltene Persönlichkeit? Muss ich deinen Laptop verstecken?«

Ich beachte ihn nicht und greife erneut nach dem Kuli, doch ich kann mich nicht auf das Gerede der Dozentin konzentrieren. Ich bin zu wütend! Drei Jahre wusste Robin, wo Matt ist und hat es mir nie gesagt! Ich denke an Matt. Während ich sein Lächeln vor meinen Augen habe, steigt zu der Wut auf Robin Wärme in mir auf. Kann ich nicht eine Minute glücklich sein, ohne mir Gedanken zu machen? Warum kann es nicht einfach einmal einfach sein? Ich hätte es vor wenigen Tagen nicht gedacht, doch mit Matt fühlt es sich leicht an! Warum sollte ich Matt keine Chance geben? Ich wollte hier an der Uni einen Neuanfang! Wieso sollte dieser nicht Matt mit einbeziehen können?

»Und jetzt bist du wieder im Feenstaubmodus!«, kommt prompt ein Kommentar.

Ich boxe Danny in die Rippen und er fängt meine Fäuste lachend auf. Etwas ausgeglichener lehne ich mich zurück und sehe auf die Powerpointpräsentation. Ja, ich bin irgendwie glücklich! Und gerade möchte ich mir das nicht mit einer Diskussion mit Robin kaputt machen! Ich will wissen, was auf mich mit Matt zukommt! Und diese Neugierde fühlt sich gut an.

»Von deinem Hin und Her wird mir schwindelig!«, jault Danny, als er mir am Ende der Vorlesung die Treppe des Hörsaals hinunter folgt, »Ich weiß gar nicht, was ich schlimmer finde. Dieses Auf und Ab von heute oder diese allgemeine Grufti-Stimmung der letzten Woche! Echt jetzt, Leo! Ich kotze bald, weil ich ein Schleudertrauma bekomme!«

Ich drehe mich zu ihm um und springe die letzten Stufen rückwärts hinunter.

»Hey, ich habe gerade gute Laune! Genieße es doch einfach und hinterfrage es nicht!«

Danny schließt zu mir auf, legt den Arm um meine Schultern und schlendert mit mir zur Flügeltür, die in den Flur führt. »Ich werde die nächsten 25 Sekunden mit Freude genießen! Deine Stimmung ist wie ein Flummigeschoss! Sie knallt mir ins Gesicht und hinterlässt ein blaues Augen.« 

Während ich über seine Vergleiche lache, zieht er mich aus dem Hörsaal. Sobald er auf den Flur tritt, hellt sich Dannys Miene vor auf. »Guck mal, wer da wartet! Ich erwarte jetzt eine strahlende Feenstaubexplosion in deinem Gesicht und ich bin tatsächlich darauf vorbereitet«, flüstert mir Danny ins Ohr. 

»Jetzt lass doch mal deine dummen Sprüche«, murre ich. Mein Blick wandert den Flur entlang. Matt lehnt an der Wand gegenüber und spielt mit seinem Handy. Er entdeckt mich und dieses zuckersüße Lächeln huscht über seine Lippen. Ohne die Augen von mir zu lösen, packt er sein Handy weg, stößt sich von der Wand ab und kommt auf uns zu geschlendert. 

Unschlüssig bleibe ich stehen und sehe zu ihm auf, weil ich nicht weiß, wie ich Matt begrüßen soll. Er nimmt mir die Frage ab, zieht mich in eine Umarmung und drückt mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Zärtlich streicht er mir mit dem Zeigefinger über die Wange und löst einen Stromstoß auf meiner Haut aus. Er zwinkert mir zu, dann wendet er sich Danny zu. Kurz überlege ich, ob es vielleicht eigenartig werden könnte, da hält Matt ihm mit einem offenen Lächeln die Hand entgegen.

»Hey, ich bin Tiesi.«

Danny grinst und schlägt in die angebotene Hand ein. »Danny! Nett, dich mal zu sehen und nicht nur von dir zu hören.«

Matt lacht und sieht mich erwartungsvoll an. »Ach, was erzählt Leo denn von mir?«

»Für meinen Geschmack viel zu wenig«, brummt Danny und klingt dabei ehrlich frustriert.

Der Blick, mit dem mich Matt betrachtet, ist weich. Freundschaftlich und doch zu zärtlich legt er den Arm um meine Hüften. »Mach dir nichts draus. Furby ist manchmal schwer zu knacken.«

Die Jungs lachen. Ich will mich gerade beschweren, da fühle ich, wie Matts Finger über den Saum meiner Jacke an meinen unteren Rücken kreisen. Obwohl so viel Stoff zwischen der Berührung und meiner Haut liegt, kribbelt die Stelle wie verrückt. Mir bleibt die Beleidigung im Hals stecken und mit großen Augen starre ich hoch in sein Gesicht, doch er sieht mich nicht an. Er beobachtet amüsiert Danny, der sich zeternd über meine Grufti-Elfen-Stimmungsschwankungen beschwert. Gott! Bekommt der Vogel eigentlich Ritalin?

Plötzlich lacht Matt auf und der Griff um meine Hüfte wird fester. »Glaub mir, Leo ist nicht bereit für ein Date. Noch nicht!«

Ich blinzle und schaue irritiert zwischen den Jungs hin und her. Was habe ich verpasst? Dann werden mir Matts Worte und seine Bedeutung bewusst. Er würde mit mir auf ein Date gehen? Mein Mund klappt offen, während mein Herz eine Intervallstufe erreicht, dass mir schwindelig wird. Wenn Matt mit mir auf ein Date gehen will, heißt es dann, dass er sich mehr vorstellen kann? Oh Gott! 

»Außerdem bin ich auf Bereitschaft für die Technik unterwegs. Das würde einem Date mit Leo nicht gerecht werden.« Demonstrativ hält er mit der freien Hand sein Handy in die Höhe, das wie auf Kommando klingelt. Saschas Name blinkt auf. Leise fluchend lässt Matt mich los. »Wenn man vom Teufel spricht. Da muss ich rangehen.« Entschuldigend lächelnd entfernt er sich ein paar Schritte bevor er sich das Handy ans Ohr drückt. 

Dannys Arm legt sich schwer auf meiner Schulter ab und zieht mich in die Knie. »Er ist nicht nur heiß. Er ist sogar nett! Ich finde, er hat ein Date verdient!«, stellt er mit Respekt in der Stimme fest. Ich knuffe ihm in die Seite und sehe amüsiert zu ihm hoch.

»Findest du? Soll ich ihn lieb fragen, ob er mit dir ins Kino geht?«, frage ich zuckersüß. Danny verdreht die Augen.

»Er nennt dich Furby! Wie niedlich ist das denn?!«, erwidert er, ohne auf meine Stichelei einzugehen. Ich lache und Matt taucht wieder mit genervter Miene vor uns auf.

»Ein Beamer ist in einem Hörsaal durchgeschmort. Der muss ausgewechselt werden, bevor die nächste Vorlesung startet.«

Überrascht ziehe ich die Brauen hoch. »Kommt sowas öfter vor?«

»Leider viel zu häufig. Die Dinger taugen nichts«, murrt er und sieht mich abwartend an, »Ist zwar kein Mittagessen, aber wenn du willst, kannst du gerne mitkommen und wir holen das Essen später nach. Normalerweise dauert sowas nicht lange.«

Kurz überlege ich, doch meine Entscheidung steht längst fest. Den Vormittag mit Matt zu verbringen, klingt viel zu verlockend, als dass ich nein sagen könnte. Schnell nicke ich und ernte dafür ein strahlendes Lächeln. Dann sieht Matt fragend zu Danny. »Was ist mit dir?«

Danny hebt lachend die Hände in die Höhe und geht demonstrativ einen Schritt rückwärts. »Nein. Ich störe euch bestimmt nicht bei eurem Nicht-Date.« Diesmal zeigt er auf sein Handy. »Außerdem ruft Laura gleich an!«

Damit dreht er sich um und rennt eilig den Gang entlang. Schweigend sehen wir ihm nach, bis Danny hinter der nächsten Feuertür verschwunden ist. Matt ist der Erste, der sich mit einem Lachen abwendet.

»Einen interessanten Freund hast du da.«

Ich schmunzel.»Ja, etwas ganz besonderes«, stimme ich ihm zu, »Und total nervig, wenn er etwas will. Ich teile also gerne.«

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Always meet TwiceWhere stories live. Discover now