Kapitel 34

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Matt nimmt das Zeitlassen sehr ernst.

Er küsst mich nicht noch einmal. Nicht zum Abschied, als er mich kurze Zeit später nach Hause bringt und nicht die drei Mittagessen, die wir gemeinsam in der Mensa verbringen. Abends skypen wir ein paarmal, doch meistens ist er  so vertieft in seine Hausarbeiten, dass er sich kaum auf mich konzentriert. Er entschuldigt sich tausendmal, aber es ändert nichts daran, dass die Unsicherheit zurückkommt und an mir nagt. 

Immer häufiger frage ich mich, ob dieser eine Tag des Flunkyball-Turniers für Matt nur eine Ausnahme gewesen war. Vielleicht wollte er mir durch die Küsse nur deutlich machen, was er vor langer Zeit gefühlt hat, und das Ganze war im Nachhinein einfach nur ausgeartet. Mehr nicht. Doch für mich ist es mehr. Ich bin süchtig. Matt hat mich einmal geküsst und mich von ihm abhängig gemacht. Immer, wenn ich meine Augen schließe, spüre ich seine Lippen und wenn ich sie geschlossen lasse, malt sich mein Kopf noch ganz andere Dinge aus. 

Um mich abzulenken, konzentriere mich auf mein Studium. Die Dozenten haben ihr Pensum extrem angezogen, aber es macht Spaß, denn Danny raubt mir mit seiner witzigen Art den letzten Nerv. Positiv. 

Donnerstag lerne ich seinen Mitbewohner kennen, als dieser sich wieder ausgeschlossen hat und ich Danny bei seiner Rettungsaktion begleite. Nils ist ein undankbares Arschloch. Wortlos rauscht er in die Wohnung, nachdem Danny ihm die Tür geöffnet hat und knallt seine Zimmertür vor unserer Nase zu. Eine Minute später lässt Heavy-Metall-Musik den Boden vibrieren. Danny muss sich dringend eine neue Bleibe suchen!

Als ich freitags aus der Bibliothek komme, sitzt Maya bei einer Flasche Wein und einem Roman am Küchentisch.

»Hey!«, begrüße ich sie und schiebe mich auf die Sitzbank, »Was gibt es alleine zu feiern?« Ich zeige auf den Wein.

Sie steht auf, holt mir ein Glas aus dem Küchenschrank und schiebt es in meine Richtung, nachdem sie es mit Wein gefüllt hat. »Es ist Wochenende und Luke hat mir vorhin mitgeteilt, dass ich morgen nicht ins Studio kommen muss, weil er einen Auswärtstermin hat. Es gibt keinen besseren Grund zu feiern, als zwei Tage frei zu haben.« Lächelnd nippt sie an ihrem Glas und lehnt sich seufzend in ihren Stuhl zurück und blickt mich mit funkelnden Augen an.

»Tiesi war heute da«, teilt sie mir mit.

Bei Matts Spitznamen fährt mein Kopf in die Höhe. »Wo? Hier? Bei Luke? Im Studio? Warum?« Gott warum klingt meine Stimme plötzlich so hoch? Alles, was mit ihm zu tun hat, triggert mich. Meine Haut kribbelt, mein Puls rast. Ein Junkie ist nichts gegen mich. Gott, ich vermisse ihn! Und das ist erbärmlich!

Mayas Grinsen zu urteilen, fragt sie sich das auch. Sie beugt sich über den Tisch und wackelt grinsend mit den Augenbrauen. »Ja bei Luke im Studio. Er hat sich ein Tattoo am Fuß nachstechen lassen, aber er war schnell wieder weg. Ich konnte ihn gar nicht ausquetschen.« Sie zieht einen Schmollmund.

Ich beginne vor Aufregung auf dem Stuhl zu hibbeln. Gott, nur bei der Erwähnung seiner Tattoos kribbelt es mir in den Fingern. 

»Er muss nächste Woche ein paar Hausarbeiten abgeben«, erkläre ich, um meine Gefühle zu überspielen.

Ihr Blick wirkt belustigt. »Ist ja schön. Aber willst du mir nicht endlich erzählen, ob ihr euch geküsst habt? Ich brenne seit Samstag darauf, aber du entwischst mir immer.«

»Wer sagt, dass er mich geküsst hat?«

Maya lacht dreckig. »Süße, du strahlst seit Sonntag!«

Natürlich muss ich an Matts Lippen denken und die inzwischen wohlbekannte Hitze steigt in mir auf. Mayas Augen werden riesengroß. Kreischend springt sie vom Tisch auf und kommt zu mir auf die Bank, dass sich unsere Schenkel aneinanderpressen. »Ich möchte alles hören. Wie küsst er? Ist er gut? Er muss gut sein! Tiesi ist heiß und bei diesem Lächeln ...« Ihre Augen werden so glasig, dass sie mehr denn je wie eine Anime-Figur aussieht. »Ich muss alles hören. Ich bin so untervögelt, dass ich das brauche! Bitte!!«

Always meet TwiceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt