Kapitel 26

178 22 20
                                    


Die kurze Auseinandersetzung hat die Stimmung zwischen Matt und mir gekillt. Auf dem Weg in die Cafeteria sprechen wir kein Wort miteinander. Kurzsilbig tauschen wir uns über das heutige Menü in der Schlange zum Tresen aus, dann legt sich ein unangenehmes Schweigen über uns.

Irgendwann wird es mir zu blöd und ich versuche, ein Gespräch aufzubauen, indem ich über meine Kurse quatsche und über Danny und seine Eigenarten erzähle, doch Matt antwortet nur mit einem kurzen Brummen oder reagiert gar nicht. Keine Ahnung, was los ist, doch Robin scheint für Matt genauso ein Tabuthema zu sein wie Matt für Robin.

Ich stocher lustlos in meinem Reiscurry herum, weil mir der Appetit fehlt. Der Schokomuffin, den mir Matt spendiert hat, liegt unberührt auf dem Tisch. Nachdenklich schaue ich aus dem Fenster. Dicke Tropfen klatschen gegen die Scheiben und verwehren jeden Blick auf die Wiese vor der Cafeteria. Draußen ist es dunkel, obwohl es gerade erst Mittag ist. 

Meine Augen schweifen zu Matt. Schweigsam und mit gefurchter Stirn schaufelt er einen Bissen nach dem anderen in sich hinein. Zwischendurch holt er sein Handy heraus, als ob er die Uhr im Blick behalten muss. Ein merkwürdiges Ziehen fährt durch meinen Magen. Geht ihm die Zeit mit mir zu langsam um? Meine Finger zucken, weil ich das Bedürfnis habe, ihn zu berühren, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen. Warum habe ich wieder mit dem Thema angefangen? Das Ungezwungene fehlt mir. Nun ist die Barriere genauso hoch, wie vor wenigen Wochen, als Matt das Skypegespräch zwischen mir und Robin gesprengt hat. Diesmal ist es Robin, der diese Kluft verursacht hat. Wieso zur Hölle kann ich mit keinen der beiden wir nicht offen reden?

»Soll ich dich gleich nach Hause fahren?«, fragt Matt in die Stille zwischen uns und das erste Mal seit Minuten fokussiert sich mein Blick. Er lässt das Handy zwischen den Fingerspitzen ungeduldig hin und herschwingen. Ich seufze. Er möchte also den Nachmittag doch nicht mit mir verbringen. Enttäuschung verkrampft meinen Magen.

»Musst du nicht.« Ich zwinge mich, etwas Reis hinunterzuschlucken und lächle ihn an. »Ich kann auch mit dem Bus fahren.«

Er schüttelt den Kopf und nickt in Richtung der Fenster. »Bei dem Sauwetter erkältest du dich.« Ich öffne den Mund und will protestieren, doch etwas an seiner Miene lässt mich entmutigt resignieren. Ich bin zu müde für eine Diskussion und es regnet tatsächlich in Strömen. So stur bin ich dann doch nicht.

Während sich erneut Stille zwischen uns breit macht, knabbere ich weiter ohne Appetit am Essen herum. Matt spielt wieder an seinem Handy und gibt mir das Gefühl, dass das gemeinsame Mittagessen die beschissenste Idee aller Zeiten war. Ich zwinge mich, die Hälfte des Essens runter zu würgen, dann lege ich das Besteck ab und seufze. Als ob Matt nur auf ein Zeichen gewartet hat, steckt er das Handy zurück in die Hosentasche. Auf seine Lippen hat sich ein zufriedenes Lächeln gelegt.

»Können wir oder isst du noch?« Ohne auf eine Antwort zu warten, steht er auf und stellt sein benutztes Geschirr zurück auf das Tablett. Ich schnaube auf. Matt benimmt sich ätzend! 

»Hast du noch was vor?«, frage ich pampig und ziehe die Augenbrauen nach oben. Kurz huscht ein Grinsen über seine Züge, das so teuflisch ist, dass ich erstarre. Ich blinzel verwirrt, doch nun liegt ein amüsierter Ausdruck auf seinen Lippen. Er zwinkert mir zu, greift mein Tablett und bringt es ebenfalls zur Abgabe. Argwöhnisch packe ich meine Sachen zusammen und schultere die Tasche. Matt steht bereits am Eingang der Cafeteria und wartet auf mich.

»Wenn du es so eilig hast, dann fahre ich wirklich lieber mit dem Bus«, motze ich, als er in einem Affentempo losläuft. Ich kann kaum mithalten, »Du musst keine deiner wertvollen zehn Minuten verschwenden, weil du einen Umweg fahren musst.«

»Ich bring dich nach Hause«, erwidert Matt und schaut dabei nicht einmal in meine Richtung. Ich presse meine Lippen zusammen und folge ihm. Wir rennen schweigend durch die halbe Uni, fahren mit drei verschiedenen Fahrstühlen und als ich endgültig die Orientierung verloren habe, steuert Matt eine orangene Stahltür an. Er öffnet sie schwungvoll und wir stehen zwischen hunderten Autos. Überrascht reiße ich die Augen auf.

Always meet TwiceWhere stories live. Discover now