Kapitel 52

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Mit dem Handy am Ohr springe ich auf. Mein Kopf rauscht im Panikmodus. Gerade, als ich den Gedanken fasse, das Handy einfach durchs Zimmer zu schmeißen und hinter die Couch zu hechten, um mich zu verstecken, erstrahlt das Wohnzimmer im Licht und Matt steht in voller Größe im Treppenaufgang. Die Hand noch am Lichtschalter gleitet sein Blick durch den Raum, bis er auf meinen trifft. Verwirrt und müde sieht er mich an, bis er meine ertappte Haltung bemerkt. Seine Stirn runzelt sich und seine Augen gleiten fragend über meinen Körper und bleiben an meinen Händen hängen.

»Ist das mein Handy?«, fragt er und ist plötzlich hellwach. Seine Haltung versteift sich. Seine Miene verdüstert sich, als er versteht. »Telefonierst du gerade mit Robin?«

Schnell drücke ich das Gespräch weg. Matt bemerkt es und das Grün fängt Feuer. Mit wenigen Schritten ist er bei mir und baut sich so nah vor mir auf, dass seine Nasenspitze meine berührt.

»Gib es mir!«, knurrt er auffordernd, doch ich kann mich keinen Millimeter bewegen, weil mich das Grün durchbohrt. Seine Augenbrauen wandern immer weiter nach oben. Er presst seine Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, dann schnellt seine Hand nach vorne und umschließt meine Finger. »Lass los!« 

»Matt, bitte«, flehe ich, »Es tut mir leid.« 

Auf seinem Gesicht ist keine Regung zu erkennen. Sein Griff wird fester. Langsam überdehnt er die Finger, bis ein scharfer Schmerz durch das Gelenk fährt und sich mein Griff von selbst löst. Das Handy rutscht aus meiner Hand. Matt fängt es auf und tritt einen Schritt von mir weg. Prüfend huschen seine Augen über den Bildschirm und mit der Bestätigung, dass es wirklich Robin ist, mit dem ich telefoniert habe, schnellt sein eiskalter Blick zurück zu mir. Kopfschüttelnd sperrt er das Gerät und wirft es achtlos auf die Couch. 

»Du hast mir mein verdammtes Handy geklaut«, stellt er patzig fest. Die unterschwellige Wut in seiner Stimme lässt mich ebenfalls einen Schritt zurückweichen. Beschwichtigend hebe ich die Hände in die Höhe. »Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe«, bringe ich hervor. 

Matt schnaubt und verschränkt die Arme vor der Brust, dann sieht er auf mich hinunter. »Dass du manchmal nicht denkst, ist mir auch schon aufgefallen! Wie oft habe ich mir deine beschissenen Monologe anhören müssen, wie wichtig Ehrlichkeit und Vertrauen für dich ist. Ich habe wochenlang gekämpft, um eine kleine Chance bei dir zu haben. Ich hab dir heute mein verdammtes Herz ausgeschüttet, obwohl es mir nicht leicht viel! Und was machst du? Du klaust hinter meinem Rücken mein Handy!« 

Ich schaue beschämt auf den Boden und presse die Lippen aufeinander. 

Matt wendet sich ab, geht zur Couch und lässt sich auf das Polster fallen. Ohne den Blick von mir zu nehmen, greift er nach dem weggeworfenen Handy und holt es aus dem Standby. 

»Hast du denn wenigstens deine Neugierde befriedigen können? Um den beknackten Anruf ging es dir wahrscheinlich nicht! Den hättest du auch von deinem Handy machen können!«

»Es war dumm«, murmle ich erneut und spüre, wie die Scham mich zappeln lässt.

»Ja, es war dumm. Dumm und unreif!«

»Ich bin nicht unreif!«, erwidere ich empört, bereue es aber im nächsten Moment, als ich die Wut in Matts Augen blitzen sehe.

»Dann benimm dich endlich mal erwachsen, Leonie!«, motzt er und schleudert das Handy zurück auf die Couch. Von der Wucht springt es ein paarmal auf und ab und landet scheppernd am Boden. Ich schrecke zurück und atme tief ein. 

»Ihr redet über mich«, erkläre ich und senke den Blick. Gott, das klingt so lahm. Matt schweigt und mustert mich zornig an. Es dauert einen unendlichen Moment, dann verzieht er deprimiert eine Miene und wendet seinen Blick ab.

Always meet TwiceWhere stories live. Discover now