Kapitel 17

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Nachdenklich bahne ich mir einen Weg durch die vielen herumstehenden und lachenden Menschen, während ich erneut mein Handy aus der Tasche ziehe und auf die Nachrichtenanzeige starre. Es ist eine neue Sprachnachricht hinzugekommen, doch das wundert mich nicht. In Australien müsste es jetzt um früh am Morgen sein. Robin ist längst auf den Beinen.

»Hey Süße ganz allein unterwegs?« Ich blicke auf. Mehrere Jungs, die im Pulk neben einem Heizstrahler stehen, starren in meine Richtung. Man sieht ihnen das erste Semester an der Nasenspitze an. Zu jung, zu aufgestylt, zu gespielt lässig und machomäßig.

Genervt rolle ich mit den Augen. Möchtegernanmachen kann ich echt nicht gebrauchen und wie der Brünette, der mich angesprochen hat, guckt, hat er genau das vor. Als er den Mund aufmacht, um mir wahrscheinlich eine einfallslose Anmache entgegenzurufen, wird er von einer Stimme unterbrochen, die ich heute nicht mehr hören wollte.

»Ne, nix Süße! Ganz, ganz ganz falsches Mädchen!«

Ein Schauer läuft mir den Rücken hinunter, während ich mich versteife. Kurz schließe ich die Augen und stelle mir vor, der Junge hätte einfach seine Anmache rausgehauen, damit ich ihn hätte auslachen und danach in Ruhe nach Hause gehen können, stattdessen öffne ich die Augen und drehe mich langsam um. Matt lehnt neben Sascha an der Wand und bedenkt die Gruppe mit einem halb bedrohlichen und halb belächelnden Ausdruck im Gesicht. Den Beannie hat er wieder gegen die Cappy eingetauscht, die er umgedreht auf dem Kopf trägt. Zwischen seinen Lippen hängt eine unangezündete Zigarette. Gott, wieso sieht dieser Kerl sogar mit Glimmstängel im Mund heiß aus? Ich hasse Raucher!

Der Junge schaut zu Matt, zieht einen Schmollmund und stemmt dabei seine Hände in die Seite. Dass er damit lächerlich aussieht, ist ihm nicht klar.

»Aber sie ist heiß, Tiesi!«, beschwert er sich und ich kann mir ein Grinsen echt nicht mehr verkneifen.

Lachend löst sich Matt von der Wand und kommt auf uns zu, dann zeigt er auffordernd auf die Tür. »Geh rein du Spinner! Da drin gibt es genug andere Mädchen.« 

Nörgelnd zieht der Brünette gefolgt vom Pulk Jungs ab. Sascha geht ihnen hinterher, bleibt aber kurz auf meiner Höhe stehen.

»Erstis müssen einfach immer erzogen werden! Die hatten noch nie etwas zum Spielen«, frotzelt er, zwinkert mir zu und verschwindet ebenfalls in der Bar. Erst als die Tür ins Schloss fällt, wird mir klar, dass ich mit Matt mal wieder alleine bin.

»Du hättest mir nicht helfen müssen«, murre ich und wende mich ihm zu. 

Matt steht lässig mit Händen in den Taschen vor mir und schmunzelt. Die Kippe ist verschwunden. 

»Ich weiß. Aber du hättest dem Küken in die Eier getreten und auf heulende Achtzehnjährige habe ich heute echt keinen Bock mehr. Was machst du hier draußen?«

»Ich will nach Hause gehen. War ein langer Tag«, antworte ich wahrheitsgemäß.

Er zieht missbilligend die Brauen in die Höhe.

»Alleine?«

Ich zucke mit den Schultern. »Es sind nur ein paar Straßenecken und erst elf Uhr abends. Was soll schon passieren?«

Er schnaubt auf und zeigt dabei erneut auf die Tür der Bar, hinter der die Jungs verschwunden sind. »Sowas wie gerade eben vielleicht. Heute sind viel zu viele betrunkene Vollidioten unterwegs, die meinen, sie wären die größten Aufreißer der Stadt. Angetrunkene Mädchen sollten nicht alleine durch die Gegend rennen!«

Pikiert stemme ich die Hände in die Seiten und funkle ihn an. »Ich bin nicht betrunken, Tiesi!«

Er lacht auf und zieht sich entschlossen den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Kinn zu. »Angetrunken nicht betrunken!« Er schlendert in Richtung Straße und winkt mir zu. »Komm! Ich bringe dich nach Hause.«

Always meet TwiceWhere stories live. Discover now