Kapitel 42

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Als wir uns an Kiras Esstisch setzen, ist von dem liebevoll gedeckten Tisch nichts mehr zu sehen. Sprenkel roter Soße verzieren die Tischdecke, Nudeln liegen neben der Schüssel und einer der Zwillinge schmeißt gerade sein Glas Orangensaft um. Es herrscht das reinste Chaos. Die Kinder quatschen laut durcheinander, während Kira damit beschäftigt ist, dass die Spaghetti nicht an der Decke landen. Erst nachdem wir ebenfalls Platz genommen haben, gibt sie auf und schaut uns resignierend an.

»Kinder sind anstrengend«, stellt sie trocken fest und füllt darauf Matts Teller mit Soße, »Und die großen erst Recht!« Matt streckt ihr daraufhin vergnügt die Zunge raus, was sie mit einem Augendreher zur Kenntnis nimmt.

Nachdem wir fertig mit Essen sind, steht Kira seufzend auf und schaut die Zwillinge streng an.

»Keine Widerrede! Ab ins Bett!« Als ob sie es geahnt hat, fangen die beiden wie auf Kommando an, zu quengeln, doch Kira lässt sich nicht beirren, entschuldigt sich bei uns und schleppt die Zwillinge unter Geheule die Treppe hoch.

»So lieb sie am Tag sind, wenn es ums Schlafen geht, werden die beiden echt zu Monstern«, kommentiert Markus das Geschehen. 

»Immer noch nicht besser?«

»Wenn du da bist, wird es eher schlimmer. Du bringst Aufregung rein.«

Matt grinst diabolisch. »Ich hab definitiv kein Mitleid.«

Die beiden beginnen eine seichte Unterhaltung über Autos. Matt erzählt seinem Stiefvater von dem VW und Markus löchert ihn mit Fragen. Ich klinke mich aus und hänge meinen Gedanken nach, bis mich Matt irgendwann fragend anschaut.

»Ist es okay! Wenn wir kurz rausgehen?«, wiederholt er seine Frage und ich nicke. Die beiden stehen auf. Ich sehe hinterher und Stille legt sich über den Tisch, dann beginne ich, das Chaos vom Essen zu beseitigen, indem ich die benutzten Teller in die Spülmaschine räume. Ich suche gerade nach Spülmaschinentabs, als Kira zurück in die Küche kommt.

»Du musst hier nicht aufräumen, du bist Gast«, kommentiert sie, doch ich winke ab, stopfe den Tab in das zugehörige Fach und stelle die Maschine an. Dann beginne ich den verkrusteten Topf mit Wasser zu füllen. Kira greift sich ihr Weinglas, hüpft auf die Arbeitsfläche und beobachtet mich.

»Das ist wirklich nicht nötig!«, wiederholt sie und befüllt mir ebenfalls ein Glas mit Wein, das sie mir darauf auffordernd hinhält. »Genieß den Abend.«

Seufzend lehne ich mich an die Spüle, greife nach dem Wein und trinke einen Schluck. Der saure fruchtige Geschmack breitet sich in meinen Mund aus und beruhigt meine Nerven, denn erst jetzt merke ich, wie angespannt ich in Kiras Gegenwart bin. Ich spüre ihren Blick auf mir und trinke schnell einen weiteren Schluck vom Wein, weil ich nicht weiß, was ich zu ihr sagen soll. Unruhig sehe ich mich in der Küche um, doch es gibt nichts mehr zu tun. Stattdessen senkt sich Ruhe über uns, sodass ich die Uhr im Flur leise ticken höre. Ich beginne zu zappeln. Scheiße, wo bleibt Matt? Was kann schon so interessant an einem Wagen sein?!

»Du fühlst dich ganz schon unwohl in meiner Gegenwart, oder?«, durchbricht Kira irgendwann das Schweigen. Ich sehe in ihre Richtung. Ihr Blick ruht auf mir, während sie ebenfalls an ihrem Wein nippt, dann lächelt sie freundlich.

»Ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst. Ich freue mich, dass du endlich gekommen bist. Es bedeutet mir und Matthias viel.«

Ich muss auflachen. »Na so viele Gelegenheiten gab es ja nicht«, erwidere ich, »Matt ist seit unserem Wiedersehen kein einziges Mal hier gewesen.«

Kira runzelt die Stirn. Ein verwirrter Ausdruck liegt auf ihren Zügen, doch sie sagt nichts. Wieder steigt eine komische Unruhe in mir auf. Schnell versuche ich mich an einem Lächeln.

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