48 Anders Denken

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Schweigsam und nachdenklich stapfte die junge Hexe an diesem Montagmorgen durch Hogwarts. Verwandlung würde bald beginnen und so richtig konnte sie sich nicht darauf konzentrieren. Auch Susans lauter quirliger Vortrag über ihr „Ohnegleichen" in Zauberkunst und wie schrecklich das Outfit von Umbridge heute aussah, konnte sie nicht in der Realität halten. Stattdessen drifteten ihre Gedanken immer weiter in bedrohliche Szenarien und diese drehten sich um keinen geringeren als Draco Malfoy.

Seit ihrem Streit war nun über eine Woche vergangen. Eine Woche voller Schweigen und kaltblütigen Blicken, die so scharf und zielend, wie ein Pfeil waren. Und genauso schmerzhaft. Ihr bester Freund hatte einfach aufgehört zu existieren. Er hatte sie abgeschrieben und einfach beschlossen ihre Freundschaft aufzugeben. Und das alles nur wegen Fred?! Wegen ihrer Beziehung?! War das der Grund? Ehrlich gesagt wusste Klara es nicht wirklich, denn geredet hatten sie noch nicht und zu diesem Zeitpunkt war ein solches Gespräch auch noch in weiter Ferne.

In diesen Momenten kamen die Worte ihres Vaters in ihre Gedanken. Vielleicht war an seinen Aussagen doch ein Funke Wahrheit, der verhängnisvolle Flammen der zerstörten Familien für sie selbst entzündete. „Diese Menschen sind dunkel geworden", hatte er gesagt. War Draco auch einer dieser Menschen? Das was er mit Ron gemacht hatte und dann auch noch die Beleidigungen gegen Molly. Das klang schon alles ziemlich danach, aber wollte sie das auch wahr haben? Der neue Teil der Familie, den sie gerade für sich entdeckt hatte, sollte schlecht und böse sein? Es machte sie fertig. Verdammt fertig.

„Und dann hat Neville, wie so ein zurückgebliebener Vogel in der Ecke gestanden und wie ein Idiot geguckt. Er sah so bescheuert aus als Blaise diesen Fluch in seine Richtung gefeuert hatte", lachte Susan hämisch und klatschte sich mit Linda ab. Diese herablassende Stimme machte sich in Klaras Kopf breit und zog sie, wie an einem Seil zurück in das hier und jetzt.

Sie konnte nur milde Lächeln, denn es handelte sich wieder um eine fiese Aktion, von den Slytherins, von ihrem Haus. In letzter Zeit kamen diese Gedanken sehr oft und sie schämte sich dafür, dass die einstigen Klischees über ihr Haus sich doch nach purer Wahrheit anhörten. Die bösen gemeinen Slytherins hatten ihren Namen verdient und das stimmte sie traurig. Mit gesenktem Kopf folgte sie ihren Mitschülerinnen zum Klassenraum.

Gemeinsam setzten sie ihren Weg fort und zu Klaras Enttäuschung gingen die Lästereien direkt weiter. „So ein Idiot dieser Longbottem. Findest du nicht auch, Klara?"

Sie riss erstaunt die Augen auf und wusste nicht, was sie sagen sollte. Lieber zustimmen oder sagen was sie wirklich darüber dachte? Klara wusste es nicht. „Neville hat mir nichts getan...." Ihre Stimme war leise.

„Bitte was?!" Mit Ruck blieben die Mädchen stehen und schauten ihre Freundin an.

„Naja, ich meinte nur, dass ich nichts gegen ihn hab. Warum sollte ich auch? Ich kenne ihn ja nicht.", versuchte sie erneut sich zu erklären und spürte die abwertenden verwirrten Blicke auf ihrer Haut.

Linda und Susans sahen sich gegenseitig an und der Blick wanderte fast, wie in Zeitlupe wieder auf sie. Das war wohl die falsche Antwort für die beiden gewesen. Aber auch für Klara?

„Ich hab's dir gesagt, Susan....", rief Linda dann und schmiss ihre Haare nach hinten, während Susan zu kichern begann.

Wie, als wäre Klara nun die Zielscheibe ihrer Witze, runzelte sie verwirrt die Stirn. Sie fühlte sich, wie ein kleines Kind das nicht wusste worum es ging. „Was meinst denn damit?", rief sie entgeistert.

Ihr Lachen wurde lauter und Klaras Laune schlechter. „Ganz ehrlich, ich glaube du verbringst viel zu viel Zeit mit diesen Gryffindors." Das war jetzt nicht deren ernst, dachte sie überrascht und sauer zugleich.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now