1 Ein neuer Anfang

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12 Tage 17 Stunden und 34 Minuten sind vergangen, seit sich Klaras Leben komplett auf den Kopf gestellt hatte und nun saß sie dort, in diesem muffigen dunklen Raum im grauen regnerischen England. Es war einfach zu dunkel hier. Was konnte das noch schlimmer machen, fragte sie sich. Achja, der Fakt, dass sie wahrscheinlich bis zum Ende ihres Lebens hier bleiben musste.

Eigentlich hatte sie sich auf den Sommer gefreut. Vor zwei Wochen war sie noch weit weg von diesem Ort. Die Vorfreude stieg in ihr auf als sie in Beauxbatons ihre Sachen für die Sommerferien packte und sich nach den bestandenen Jahresabschlussprüfungen von ihren Freundinnen Valerie und Manon verabschiedete. Das sollte der beste Sommer ihres Lebens werden. Ihr Vater hatte ihr versprochen, dass sie diesen Sommer zu ihrem Ferienhaus am Strand in den Süden fahren würden. Es war immer so schön dort. Früher als Klara noch klein war fuhren sie oft dort hin und ihr Vater zauberte ihr eine Sandburg, die doppelt so groß war, wie sie. Der Geruch von Meer und den wunderschönen violetten Blumen aus dem Garten stieg ihr sofort in die Nase. Es war so eine schöne Erinnerung gewesen und dieses Jahr wäre es wieder so weit. Darauf hatte sie sich die ganze Zeit gefreut, doch als sie mit der Kutsche zuhause ankam, verflog die Vorfreude sofort. Klara öffnete die Tür und rannte zu ihrem Vater. Doch er sah sie nur mit diesem Blick an. Er versuchte zu lächeln doch seine Augen strahlten Sorgen aus. Dann erklärte er ihr, dass etwas unerwartetes vorgefallen sei und sie beide nach England umziehen müssten. Statt Handtücher und Badesachen, musste sie also ihr ganzes Leben in ein paar Koffer packen und ihr geliebtes Frankreich verlassen. Es war ein schreckliches Gefühl gewesen und bis heute hat ihr Vater ihr nie erzählt, was genau der Grund dafür gewesen sei. Das machte sie wütend. Sie musste ihr ganzes Leben, ihre Freunde, die Schule und Vergangenheit aufgeben, für eine Sache von der sie nicht einmal wusste. Das war mehr als unfair.

Jetzt saß sie da, auf dieser schrecklichen Insel, in der schrecklichen Stadt London und wusste nicht wirklich, wie es jetzt weiter gehen sollte. Wenn sie aus dem Fenster sah, waren da überall nur Muggle. Weit und breit kein Zauberer. Drinnen sah es auch nicht besser aus. Das Haus war ziemlich altmodisch und verstaubt. Hier war bestimmt seit Jahren niemand mehr gewesen und immer wieder sprach dieser gruselige Hauself Kreacher irgendwelche kryptischen Hetzreden gegen Mugglegeborene. In Frankreich waren die Hauselfen nie so seltsam. Noch etwas, was gegen England als neues Zuhause sprach.

Plötzlich klopfte es an ihrer Tür und Klara wurde aus ihren Gedanken gerissen. Sirius trat ein und hatte immer noch diesen Blick drauf. Ob sie auch ein paar Schuldgefühle darin fand, wusste sie nicht, weil er selten so schaute.

"Guten Morgen, Kleines", sagte er mit sanfter Stimme, setzte sich auf ihr Bett und sah seine Tochter an, die schmollend an dem schwarzen Schreibtisch saß. "Morgen", erwiederte sie zögernd ohne ihn anzusehen. "Du hast ja immer noch nicht ausgepackt," sah er sich um und blickte auf die Kisten die kreuz und quer in ihrem Zimmer herum lagen. "Hör zu, ich weiß, dass diese Situation nicht einfach für dich ist aber..." "Ach wirklich", unterbrach sie ihn und sah ihn wütend an. "Aber ich kann es nun mal nicht ändern, so ist es besser für dich", fuhr er fort. Diese Worte hatte er schon zu oft zu ihr gesagt.

"Aha, davon habe ich aber noch nichts gemerkt. Vielleicht würde es mir helfen, wenn du mir endlich sagst, warum wir hier sind," fragte sie vorwurfsvoll mit dem Wissen, dass ihr Vater gleich wieder das Thema wechseln würde. "Klara, es geht einfach nur darum, dass ich finde, dass wir in England besser aufgehoben sind. Ich habe ein paar Sachen zu regeln und du wirst auf eine tolle Schule gehen. Glaub mir, du wirst dich daran gewöhnen. Ich habe sehr viele Freunde hier und du wirst sicher auch neue finden," versuchte er sie zu beruhigen. "Aber ich hasse England! Der ganze Regen und wo soll ich hier bitte Freunde finden. Muggle? ich soll mich mit irgendwelchen langweiligen Mugglen anfreunden. Nein Danke dann bleibe ich lieber einsam!", schrie sie ihn fast an und schmiss sich auf ihr Bett. "und jetzt lass mich in Ruhe".

Sirius wusste, dass es nichts brachte, jetzt mit seiner sturen Tochter zu diskustieren. Sie war einfach noch zu aufgewühlt. Er konnte es ja auch verstehen aber sie würde es früher oder später ebenfalls verstehen. Hogwarts wird ihr sicher gefallen, dachte er.

"Heute Abend gegen sechs Uhr, werden ein paar Leute vorbei kommen. Ich möchte, dass du sie kennenlernst. Sie werden mit uns Essen", sagte er vorsichtig. "Willst du, dass ich Kreacher darum bitte dir etwas zum frühstücken hoch zu bringen?" "Nein ich habe keinen Hunger, lass mich in Ruhe", nuschelte Klara in ihr Kissen. Sirius verließ den Raum "Dann bis heute Abend".

Toll auch das noch, dachte sie sich. Besuch zum Abendessen. Eigentlich dachte sie, dass dieser Tag, wie jeder andere endlos schreckliche Tag bis jetzt ablaufen würde.

Morgens ein kurzes Gespräch mit ihrem Vater, was meistens im Streit endet. Dann würde sie versuchen ihre Sachen auszupacken, aber keinen Sinn darin sehen und sich dann einfach wieder auf ihr Bett legen. Sie würde sich selbst bemitleiden bis sie gegen Mittag nach unten gehen und alleine essen würde. Ihr Vater war tagsüber immer weg. Wo er war, wusste sie genauso wenig, wie der Grund warum sie in England war und sagen würde er ihr das bestimmt nicht. Bis Abends würde sie dann heulend in ihrem Bett liegen und sich weiter bemitleiden.

Es war schon ein sehr depressiver Tagesablauf aber sie hatte sich daran gewöhnt, nicht rauszugehen und den ganzen Tag, wenn ihr Vater nicht da war, die einzige lebende Person in ihrer nähe, der Hauself ist.

Doch gerade heute, wenn sie morgens schon verdammt schlechte Laune hat, kommen auch noch fremde Menschen in ihr neues Zuhause. Neugierig, war sie ja schon wer diese Menschen waren und was sie mit ihrem Vater zu tun hatten. Vielleicht würde sie mehr darüber herausfinden, warum sie so kurzfristig umziehen mussten. Das wäre ihre Chance diese Geheimnistuerei zu beenden. Wie sie das anstellen sollte wusste sie allerdings noch nicht.

Doch jetzt beschloss sie erst mal wirklich ihre Sachen auszupacken, denn die Chance mehr über diese seltsamen Umstände zu erfahren, gab ihr irgendwie Hoffnung, ihren traurigen Alltag zu durchbrechen.

Also raffte sich Klara nach 12 Tagen endlich auf um ihre Sachen in die hässlichen Schränke einzuräumen. Sie öffnete ihren olivfarbenen Koffer und fing die Klamotten auf die samtüberzogenen Kleiderbügel zu ziehen.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now