29 Der Mann mit den gruseligen Narben

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Nach dem von ihr heiß ersehnten Abendessen in der großen Halle bemühte Klara sich schnell in den Gemeinschaftsraum zurückzukehren. Das hatte mehrere Gründe. Erstens wollte sie sich die wütenden und herablassenden Blicken von Angelina nicht mehr geben und quasi die Flucht ergreifen. Der zweite Grund war jedoch ihre Neugier, denn während sie Kroketten und ein großes Glas Kürbissaft zu sich nahm, waren ihren Gedanken nicht von den Brief gewichen, den Hagrid ihr gegeben hatte. Sie hielt es fast nicht aus ihn endlich zu lesen, aber durfte sich es auch nicht anmerken lassen.

Eigentlich erzählte sie Amalia immer alles, doch heute war der jungen Hexe nicht danach alles vor ihr auszubreiten, was sie bedrückte. In letzter Zeit war es etwas viel gewesen und dessen war sie sich bewusst. Klara hatte Angst ihre Freundin zu verschrecken oder sie mit ihrer emotionalen Art zu nerven. Also verlies sie nach einigen Minuten allein die große Halle und bahnte sich ihren Weg durch die dunklen Korridore in die Kerker.

Still und menschenleer trat ihr der imposante Gemeinschaftsraum entgegen. Der grün schimmernde Raum mit den schönen Wandteppichen war wunderschön. Klara fand es komisch, dass dies ihr genau jetzt auffiel obwohl sie schon so lange hier war. Eigentlich müsste sie sich mittlerweile daran gewöhnt haben, aber jedes Mal aufs Neue war sie von seinem Glanz beeindruckt und wenn niemand sonst hier war strahlte er auch eine solche Ruhe aus. Einfach beeindruckend, fand die Zauberin und lies sich erleichtert in einen der schwarzen Ledersitze fallen. Mit einem Ruck öffnete sie die Tasche und zog nach kurzer Suche den etwas zerknitterten Brief hinaus.

Die Neugier wurde so stark das es in ihrem Magen ganz flau wurde. Warum war sie nur so aufgeregt immer wenn es etwas Neues oder Geheimnisvolles gab? Mit scharfem Auge musterte sie den Umschlag. Es war dickes Pergament und roch nach altem Papier. Die schwungvolle schwarze Schrift die ihren Namen zierte musst wohl mit einer sehr filigranen Feder geschrieben worden sein, denn man erkannte die dünnen Linien deutlich. Dann drehte sie ihn um und ihr wurde schlagartig klar, wer den Brief wohl geschrieben haben musste.

Auf der Rückseite des Briefs befand sich ein schwarzes Wachssiegel mit einem ihr sehr vertrauten Wappen. Die drei Raben. Sie erkannte es sofort. Das Wappen der Blacks. Ihre Laune schien auf einmal zu sinken. Ihr Vater war der mysteriöse Autor des Schriftstücks. Dann würden dort sicherlich nur weitere lächerliche Entschuldigungsversuche und Gründe, warum er ihr vorschrieb, wer ihre Familie und Freunde sein sollte. Enttäuscht ließ sie den Brief sinken und wollte ihn schon garnicht mehr öffnen. Wieso konnte ihr Vater sie nicht einfach mal in Ruhe lassen? Dachte er wirklich ein einfacher Brief würde den Streit beseitigen? 

Doch dann fiel ihr ein kleines einst unscheinbares Detail auf. Die Schrift war ganz anders als die ihres Vaters. Das a und das k waren geschwungen und breit. Es wirkte ordentlich. Die Schrift von Sirius hingegen war so unlesbar, dass sich ihre Mutter früher schon immer darüber aufgeregt hatte und sich gewünscht hätte ihre Tochter würde das nicht erben, was dann leider doch geschehen war. Nach einigen Sekunden der Überlegung machte Klara den Brief dennoch auf und begann aufmerksam und neugierig zu lesen:

Hallo Klara,

wahrscheinlich fragst du dich gerade, wer es für nötig hält dir einen Brief zu schreiben, nachdem du schon genug Stress hast und ich möchte auch eigentlich nicht länger auf der Sache herum reiten, aber ich wollte dir etwas sagen.

Ich bin ein sehr guter Freund, wenn nicht sogar der bester Freund, von deinem Vater. Wahrscheinlich kannst du dich nicht mehr an mich erinnern aber wir haben uns bereits kennengelernt. Damals im Grimmauldplace 12. Ich bin der Mann mit den gruseligen Narben im Gesicht, falls dir das etwas sagt. Wenn nicht ist es auch nicht schlimm, denn hier soll es erstmal nicht um mich gehen.

Den Grund, warum ich dir schreibe habe ich zu Beginn bereits etwas angedeutet und auch wenn du beim nächsten Satz wahrscheinlich genervt mit den Augen rollst oder vielleicht auch den Brief wütend in die Ecke des Gemeinschaftsraums pfefferst, würde ich dich bitten mir kurz zu zuhören.
Ich verstehe dich. Ich verstehe wie du dich gerade fühlen musst. Du bist verletzt, wütend und enttäuscht. Und ich sage dir ganz ehrlich, wenn mein Vater sich so aufgeführt hätte, wie Sirius es Anfang der Woche getan hat, hätte ich wahrscheinlich auch so einen großen Hass gegen ihn aufgebaut und ihn vermutlich wochenlang ignoriert. Aber genau das, bitte ich dich nicht zu tun. Wir wissen glaube ich beide, dass Sirius ein wenig impulsiv sein kann und du kannst mir glauben er fühlt sich verdammt schuldig. Seid Tagen sitzt er hier und macht sich die größten Vorwürfe.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt