35 Schweigen brechen

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Nachdem die Uhr eins schlug, war sie erleichtert und durfte den Krankensaal wieder verlassen. Sie hatte doch tatsächlich den ganzen Morgen, den Unterricht verpasst und wahrscheinlich auch den ganzen Nachmittag dort verbracht, wenn Klara nicht solche Überredungskünste gehabt hätte. Mme Pomfrey hatte sich ihre Wunde angesehen und einige Diagnosezauber gesprochen. Sie hatte ihr einen heilenden Trank verabreicht, der wie Koboldpisse schmeckte und war zu dem Schluss gekommen, dass das Mädchen sich eine ordentliche Gehirnerschütterung zugezogen hatte. Sie hatte angeordnet, dass die junge Hexe mindestens bis heute Abend zur Beobachtung hier bleiben sollte. Das hatte Klara jedoch garnicht gepasst, schließlich wollte sie heute Nachmittag mit Harry reden und eine Sache war sicher, wenn es heute Nachmittag ausfallen würde, dann hätte sie nicht den Mut gehabt erneut mit ihm zu sprechen. Es wären wieder einige Monate des Schweigens ins Land gegangen und der Vorfall mit Snape hatte ihr nochmal vor Augen geführt, wie sehr es sie eigentlich belastete. Den Mantel des unbefriedigten Schweigens wollte sie ablegen.

Etwas nervös marschierte sie von der Krankenstation in Richtung große Halle, denn ihr Magen begann bereits zu Knurren. Da sie gestern Abend, das Abendessen hatte ausfallen lassen. Irgendwie vergaß sie das immer wieder, wenn etwas schief gelaufen war. Es war einfach nichts für sie in dieser strammen Formation an Tafeln, unter den Blicken anderer das Essen zu sich zu nehmen. Und wenn es stressig war hatte sie meistens sowieso keinen Hunger. Wenn man dieses Verhalten mal objektiv betrachtete, war es nicht sonderlich gesund, dachte Klara. Aber sie machte sich nicht wirklich etwas daraus. Was war schon gesund.....

Gerade pünktlich mit den restlichen Schülern, die die letzte Unterrichtsstunde hinter sich gebracht hatten betrat sie den Saal und entdeckte am Slytherin-Tisch direkt eine dunkelhäutige Hexe, die wie besessen auf Blaise Zabini starrte. Sie konnte sich bei diesem Anblick das Lachen nicht verkneifen.

„Und schmeckts? Deinen Nachtisch scheinst du ja gefunden zu haben.", flüsterte Klara ihrer Freundin belustigt ins Ohr. Diese schreckte zusammen und fuhr verwirrt herum.

„Oh du bist so blöd. Wenigstens hat mein Nachtisch keine roten Haare.", fauchte sie zurück und schaute zweideutig zum Gryffindortisch. Klara lächelte geknickt. Dort saß ein Weasley-Zwilling mit einem enttäuschten Blick, der direkt auf sie gerichtet war. Die Augen zielten aus sie und mit jedem Blick versuchte er sie zu treffen.

Die Zauberin drehte sich ebenfalls um und schaute ihm nur flüchtig in die Augen, dann setzte sie sich neben ihre Freundin und senkte langsam den Blick. Das was er gesagt hatte hallte in ihren ihren Ohren, wie ein Echo im Gebirge.

„Hey, alles klar zwischen dir und Fred?", flüsterte Amalia leise und schaute dabei zu, wie Klara sich ein paar Nudeln auf den Teller hob.

„Naja. Aber eigentlich schon", log sie. „Wir sehen uns halt nicht oft." Mit einer Gabel stocherte sie in ihrem Essen herum und versuchte glücklich aus zu sehen, obwohl es in ihr ganz anders war. Traurigkeit dominierte sie, aber heute würde sie das nicht rauslassen können.

„Ah ok. Und wie geht es deinem Kopf?", fragte Amalia dann mit vollem Mund und verschluckte sich fast an einem Stück Hähnchen. Schnell hielt Klara ihr ein Glas Wasser hin, welches sie gierig entgegen nahm.

„Wieder gut. Mme Pomfrey meinte ich hätte eine Gehirnerschütterung, aber es ist halb so wild, wenn ich ein bisschen ruhiger mache", antwortete das Mädchen nachdem ihre Freundin sich beruhigt hatte.

Weitere Details ersparte sie ihr, denn es hatte ihr schon genug Nerven gekostet, der Krankenschwester die Lügengeschichte mit der verfluchten Tischkante im Gemeinschaftsraum aufzutischen. Der schräge Blick ging ihr nicht aus dem Kopf, aber nach einigen zweifelnden Nachfragen hatte sie es zum Glück geglaubt. Auf ein weiteres Gespräch mit Professor McGonnagal hatte sie keine Lust und auch die Kraft dazu fehlte ihr. Sie hatte sowieso in letzter Zeit genug Stress mit Snape gehabt, als ihr lieb war.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now