28 Wahrsagen, Ade!

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Blicke überall nur Blicke. Abfällige, ängstliche, wütende, verwirrte Blicke. Das war alles, was Klara am nächsten Tag wahrnehmen konnte. Jeder Schüler und Lehrer, der vorbei kam, schenkte ihr einen dieser Blicke. In manchen Momenten war es unerträglich. Egal, wo sie hin lief. Auf die Toilette, ins Klassenzimmer, in ihren Gemeinschaftsraum oder nach draußen, sie verfolgten sie.

Wenn Klara nicht in genau in diesen Momenten nicht Amalia bei sich gehabt hätte, wäre sie vermutlich durchgedreht. Immer wenn es ihr zu viel wurde und sie gerade einen Fluchtversuch in einen leeren Gang machen wollte, zog ihre Freundin sie am Ärmel und flüsterte ihr folgendes zu: „Irgendwann fallen denen noch die Augen aus. Das willst du dich sicherlich nicht verpassen, oder?" Dieser Satz brachte sie zum Lächeln und eigentlich hatte Amalia recht. Davon laufen konnte sie nicht ihr ganzes Leben. Auch wenn es mehrere Stunden Überredung gekostet hatte, sie wieder dazu zu bewegen in der großen Halle zu essen.

Für einen Moment versuchte die junge Hexe die Blicke aus zu blenden, als sie gerade aus dem Schloss spazierten. Klara, Amalia und Linda machten sich gerade auf den Weg zu „Pflege magischer Geschöpfe", da Hagrid, wie aus dem nichts wieder aufgetaucht war. Die frische kalte Luft tat ihr gut. Der Unterricht im Freien war auch deshalb immer so entspannt für sie gewesen. Keine dunklen Kerkerräume oder Steinwände von denen man sich eingekesselt fühlte. Draußen bedeutete Freiheit. Und ein angenehmer Nebeneffekt war, dass sich auf den Ländereien zu dieser Jahreszeit weniger Schüler befanden. Hier war nur ihr Kurs, Hagrid und zahlreiche Wesen.

Doch gerade, als sie aus dem steinigen Hof in Richtung Hagrids Hütte abbiegen wollten, vernahmen sie hinter sich eine weinende Stimme. Wie im Akkord drehten sich die drei Hexen um und blickten auf eine Szenerie, die vermutlich preisverdächtig war. Der Hof hatte sich mit Menschen gefüllt, die sich kreisförmig angeordnet hatten. In mitten dieser Traube war der Ursprung des Weinens. Eine verheulte Professor Trelawney beobachtete den Hausmeister Filch dabei, wie er eine Tasche nach der anderen vor sie stellte. Was war hier los? Gehörten die Sachen zu der Wahrsagen-Lehrerin?

Neugierig traten die Slytherin-Mädchen näher und erkannten nun die ganze Situation. Etwas weiter weg von ihr stand Umbridge und hatte ein süffisantes Grinsen auf dem Gesicht. Jetzt wurde ihr klar, was hier los war. Umbridge hatte gerade Trelawney gefeuert. Die alte Federboa, seid neustem auch Großinquisitorin von Hogwarts hatte tatsächlich angefangen auszusortieren. Der Schock stand allen Schülern ins Gesicht geschrieben. Damit hatte wohl niemand gerechnet. Wahrsagen war zwar nie Klaras Lieblingsfach gewesen und auch die verpeilte Lehrerin hatte sie oft zur Weißglut gebracht, wenn sie mal wieder ihre Teeblätter nicht richtig las, aber sie dort weinend stehen zu sehen, machte sie traurig. Eigentlich war sie immer nett und freundlich gewesen und jetzt sollte sie gehen? Was hatte sie denn getan? Ein mitleidiger Gesichtsausdruck zierte das Gesicht der jungen Hexe.

„Oh nein. Die Arme", flüsterte Linda den beiden Mädchen zu. Klara bemerkte, wie die blonde Hexe mit den Tränen kämpfte. Im Gegensatz zu ihren beiden Mitbewohnerinnen mochte sie Wahrsagen. Sie hatte sich am Anfang des Schuljahres so sehr gefreut, dass man Wahrsagen ab nächstem Jahr auch als UTZ-Kurs belegen konnte. Kreischend war sie durch den Gemeinschaftsraum gelaufen. Es war ihr Lieblingsfach gewesen und jetzt? Ein wenig Mitleid hatte sie schon mit Linda.

Mittlerweile hatte sich Professor McGonnagals laute Stimme durch das leise Getuschel der Schüler gebohrt. Ihr Blick zeugte von unbändiger Wut, denn es war kein Geheimnis, dass sie und Umbridge sich nicht grün waren. Ständig hörte man von Streit und Konflikten der beiden, da war es kein Wunder, dass sie ihrer Kollegin beistand und versuchte Umbridge aufzuhalten.

Während die alte Lehrerin vor allen begann sich lauthals zu echauffieren und Umbridge ein paar sarkastische Sprüche gegen den Kopf zu werfen, blickte Klara durch die Menge. Sie wandte ihren Kopf von dem dramatischen Streit weg und erkannte am Rand Menschengruppe ein unauffälliges Detail. Ihr Blick verschärfte sich und ein ungutes Gefühl kam in ihr hoch. Zwei starrende grüne Augen bohrten sich in ihre und sahen dann schnell weg. Harry. Er stand dort zusammen mit Hermine Granger und war in ein aufregendes Gespräch vertieft. In regelmäßigen Abständen sahen sie zu ihr rüber und in Hermines Blick lag etwas besorgtes.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now