27 Schluss mit Lügen

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Panisch schreckte Klara hoch. Die Angst stand ihr in die Augen geschrieben. Ihre Locken klebten schweißnass an ihrem Kopf und ihre Atmung glich jemanden der gerade dem Tod davon gelaufen war. Angsterfüllt versuchte sie ihre Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Es war das dritte mal für diese Nacht gewesen, dass dieser Traum ihren Schlaf schlagartig beendete. Zum dritten Mal blickte sie panisch um sich und griff nach ihrem Zauberstab, um mögliche Gegner schnell abwehren zu können. Zum Glück hatte es auch zum dritten Mal niemand mitbekommen, dass sie aufgewacht war, dachte sie sich. Was war das bloß für eine Nacht gewesen? Der gestrige Tag hatte definitiv seine Spuren hinterlassen und verfolgte sie bis in ihr tiefstes Unterbewusstsein. Sie fühlte sich schrecklich und schuldig, obwohl es nur ein Traum war. Hatte sie wirklich geträumt ihren Vater getötet zu haben? Wie real war das ganze? Oder war es nur ein überspitztes Ergebnis ihrer Wut gewesen?

Klara fand keine Antwort. Sie sah auf die Uhr. Es war kurz nach 5 Uhr und der Rest des Schlafsaals lag noch leise atmend in ihren Betten. Sie war die einzige die wach war und weiterschlafen war, wie so oft keine Option. Also raffte sie sich auf und ging und Badezimmer. Die schwarzen Kacheln war eiskalt unter ihren Füßen. Das Mädchen blickte in den Spiegel. Unter ihren Augen sah man dunkle Ringe und um ihre stahlblauen Augen sah man eine rote gereizte Schleimhaut. Sie sah furchtbar aus. Vielleicht würde eine heiße Dusche helfen?

Angenehm prasselte das heiße Wasser auf ihre Haut und sie zog den Geruch ihres Minze-Shampoos ein. Dieser Geruch beruhigte sie. Es war sanft aber auch gleichzeitig intensiv und erinnerte sie an die Abende an denen sie mit ihren Eltern im Garten saß und Tee trank. Pfefferminztee. Die Erinnerungen war so schön, dass sie tief in ihr Schmerzen auslösten. Alles wonach sie sich sehnte war eine Familie und jemand der ihr Nähe schenkte, wenn alles andere zu zerbrechen drohte. Doch stattdessen stand sie allein in der Dusche und weinte schon wieder. Das konnte nicht so weiter gehen. Sie durfte sich nicht immer von allem so aus der Bahn werfen lassen. Heute würde sich etwas ändern. Das schwor sie sich.

Zwei Stunden später saß sie fertig gemacht auf ihrem Bett und rang mit sich, ob sie in den Gemeinschaftsraum gehen sollte. Eigentlich war es Zeit, dass sie sich wieder zeigte und versuchte die Blicke irgendwie zu ignorieren. Spätestens beim Frühstück oder im Unterricht würde sie müssen. Das Frühstück?! Klara riss die Augen auf. Sie konnte nicht zum Frühstück. Dort würde sie ganze Schule sehen. Bei diesem Gedanken wurde ihr schlecht. Eins war sicher, wenn ein paar Mitschüler sie im Unterricht sahen, konnte sie das noch verkraften, aber die ganze Schule war noch zu viel für sie.
Eigentlich hatte sie gar keinen Hunger. Das Frühstück ausfallen zu lassen, wäre jetzt die beste Option.

„Wie war es gestern?", rief Amalia plötzlich und setzte sich neben ihre Freundin.

„Ich hab nochmal Glück gehabt. Dumbledore meinte, dass ich es bereue und jetzt muss ich nur einmal pro Woche bei Snape nachsitzen. Das überlebe ich aber schon irgendwie" Die junge Hexe lächelte schief.

„Snape hat doch jetzt bestimmt Angst vor dir" sagte die mit lachender Stimme und auch Klara musste kurz lächeln. „Hast du schon mit deinem Vater gesprochen?"

Jetzt verstummte das Lachen. „Nein und das werde ich vorerst auch nicht tun. Er hat es verdient ignoriert zu werden."

Amalia sah sie mitleidig an und nickte. Wahrscheinlich wusste sie nicht, was oder ob sie etwas dazu sagen sollte. „Kommst du mit zum Frühstück?", fragte sie stattdessen und Klaras Blick wirkte gequält.

„Oh ok. Verstehe. Ich lass einfach, was für dich mitgehen", sprach das Mädchen dann und umarmte ihre Freundin. Dann verlies sie den Schlafsaal und ging in Richtung Gemeinschaftsraum.

Die nächste halbe Stunde blieb Klara noch dort sitzen und wartete bis es Zeit war zum Klassenzimmer für Verwandlung zu gehen.

Der Unterricht am heutigen Tag verlief ruhig. Einige Blicke hatte sie auf sich gezogen, aber niemand hatte einen Kommentar oder ähnliches abgelassen. Es war einigermaßen normal gewesen. Amalia hatte ihr einen roten Apfel vom Frühstück mitgebracht. Die Zeit bis zum Mittagessen war sehr schnell vergangen. Schneller als ihr lieb war, denn sie wollte immer noch nicht in die große Halle gehen. Amalia hatte zwar versucht sie zu überreden schaffte es aber nicht und musste wohl oder über das zweite Mal für diesen Tag alleine zum Essen gehen.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now