36 Dieser eine perfekte Moment

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Die Bibliothek hatte am Abend seinen ganz besonderen Charme. Ruhigen Fackeln, die dunkle Schatten an die hohen Decken neben die Regalen warfen. Und nicht zu vergessen die angenehme Stille, die wie ein leiser Wind durch den Raum zog. Tatsächlich war heute Abend niemand hier, noch nicht einmal die Siebtklässler, die dieses Jahr ihre UTZ-Prüfungen vor sich hatten. Klara liebte es wenn sie hier ganz alleine war, denn wenn niemand sonst da war lief sie auch nicht Gefahr Angelina  Carrow oder sonstige Idioten, wie Seamus oder die anderen feindseligen Gryffindors anzutreffen. Eigentlich hatte sie nie etwas gegen die Gryffindors an sich gehabt. Schließlich mochte sie die Weasleys, Lee, Harry, Hermine und ein paar andere sehr gerne, aber die Blicke und Sprüche von ihrem ersten Treffen bei Dumbledores Armee waren ihr nicht aus dem Kopf gegangen. Sie erinnerten sie an das, was sie war. Eine Slytherin. Eine Slytherin, die etwas mit schwarzer Magie zu tun hatte. Also quasi das stereotype Feindbild eines Gryffindors. In solchen Situationen fragte sie sich, warum die Weasleys überhaupt etwas mit ihr zu tun haben wollten. Der Gedanke war sehr selbstzerstörerisch, aber wenn die einsame Ruhe sie einholte, konnte sie diese Gefühle nicht zurückhalten.

Auf einem Sessel in der letzten Ecke der Bibliothek sitzend versuchte sie sich auf ihre Hausaufgaben in alte Runen zu konzentrieren. Professor Babbling gab ihnen die Aufgabe selbst einen Text mit Runen zu beschreiben und das war sehr zeitaufwendig. Klara hatte sich im Vorfeld für eine Passage aus dem Märchen der drei Brüder entschieden. Doch die Aufgabe stellte sich als schwieriger dar als gedacht. Verzweifelt und müde ließ sie ihren Kopf auf das Buch sinken. Wie lange würde das wohl noch dauern diese blöden Runen rauszusuchen?, fluchte sie innerlich. Das Mädchen zog den alten Pergament Geruch ein und musste feststellen, dass es diesmal nicht so beruhigend war, wie sonst.

Dann sah sie aus dem Fenster. Der Mond war gerade aufgeblüht und entfaltete sein helles kräftiges Licht über die schneebedeckten Wiesen und spiegelte sich auf dem halb zugefrorenen schwarzen See. Der Anblick war so wunderschön und schimmerte in ihren blauen Augen, wie ein Spiegel. Versunken in der faszinierenden Landschaft, bemerkte sie nicht, wie sich jemand mit einem tadelnden Blick näherte.

„Miss Black, sind Sie etwa immer noch hier?", sprach Mrs. Pince und verschränkte die Arme vor der Brust.

Klara drehte sich um und versuchte nicht so verträumt auszusehen. „Oh, ich habe Sie garnicht bemerkt, Mrs Pince."

Die ältere Dame zog die Augenbraue hoch. „So gern ich Sie auch hier lernen sehe. In wenigen Minuten ist Nachtruhe und Sie sollten dringend in ihren Gemeinschaftsraum gehen. Sie wissen wohl am besten, was Professor Snape dazu sagen würde, wenn sie zu später Stunde noch hier herum geistern." Ihre Stimme war streng und bestimmt. Dann hielt sie ihr die Hand in und deutete an ihr das Buch zu geben.

Seufzend stand die junge Hexe auf, reichte der Bibliothekarin das dicke Runen Lexikon und faltete ihre Notizen zusammen. Sie schnappte sich ihren Umhang und wollte sich auf den Weg zum Ausgang machen, als Mrs Pince noch einmal das Wort an sie richtete.

„Wissen Sie Miss Black, es fühlt sich an, wie gestern, als ich ihrem Onkel Regulus um die selbe Uhrzeit das Buch aus der Hand nehmen musste und ihn ins Bett geschickt habe.", lächelte sie dem Mädchen hinterher.

Klara erwiderte das Lächeln, wenn auch ein wenig verwirrt und verabschiedete sich von der älteren Frau.

Was hatte sie gesagt? Ihr Onkel Regulus? Sie erinnerte sich an das, was ihr Vater über ihn gesagt hatte. Er war auch in Slytherin gewesen, aber schon seit Jahren tot. Ihr Vater hatte kein sonderlich gutes Verhältnis zu ihm gehabt, dass hatte sie schon in frühen Kindheitsjahren erkannt. Warum verglich sie sie also gerade mit ihm? War sie ihm etwa mehr ähnlich, als ihrem Vater?

Mit schnellem Schritt ging sie durch die Korridore und hörte schon müde ihr Bett nach ihr rufen. Sie freute sich schon darauf, dass morgen endlich Wochenende war. Doch dann hörte sie plötzlich wieder eine Stimme hinter sich.

Kleine Tatze - die Tochter von Sirius BlackWhere stories live. Discover now