73 | I told you...

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Es war nicht das erste Mal, dass Jeongguk jemanden schießen hörte.

Tatsächlich wurde sogar einmal auf ihn geschossen, als er mit einer silbernen Uhr vor den Bullen geflüchtet war. Eigentlich eine Verschwendung, wenn man bedachte, dass Hoseok und Jimin trotzdem aus ihrer Wohnung geschmissen wurden, doch die Erfahrung war es wert gewesen.
Immerhin wusste er, wie es klang und sich anfühlte.

Das hier allerdings war kein bisschen damit zu vergleichen. Sobald er das Geräusch eingeordnet hatte, zuckte er heftig zusammen und legte schützend die Arme über den Kopf.

„Verdammt, sie sind viel zu früh", fluchte Taehyung und fasste sich an seine Krawatte. Den Blick unschlüssig hin und her gleitend, während hinter der Tür noch ein weiter Schuss fiel und das Stimmengewirr immer lauter wurde.

„Was ist da los?", fragte Jeongguk leise und drückte sich von der Waschmaschine ab, doch Taehyung packte sofort seinen Arm und hielt ihn zurück.

„Das ist das, was ich dir nicht erzählen wollte, weil ich gehofft hatte, es würde nie eintreten", murmelte er mit gesenkter Stimme und Jeongguk hörte von außerhalb der Türen den entsetzten Schrei einer Frau, der nach einem weiteren Schuss urplötzlich abbrach.

So langsam in Panik verfallend reckte Jeongguk den Hals und wollte zur Tür stürzen, um sie aufzureißen und zu schauen, was dort draußen vor sich ging, aber Taehyung hielt ihn fest. Er atmete schnell, doch ansonsten zeigte er keinerlei Anstalten von Schock oder Überraschung.

„Du musst mir jetzt vertrauen, Jeongguk, okay?"

Die Ernsthaftigkeit seiner Stimme ließ es Jeongguk eiskalt den Rücken runterlaufen, trotzdem nickte er und bemühte sich zu ignorieren, dass sich die Schüsse anhäuften wie Regen, der langsam anfing stärker zu werden.

Das Schloss wurde angegriffen. Wahrscheinlich Rebellen, die der Monarchie ein Ende setzen wollten. Und er war mittendrin. An der Seite des Prinzen.
In einer verdammten Besenkammer.

„Es ist alles vorbereitet. Wir müssen nur einmal runter in die Küche und von da aus in die Tiefgarage. Wenn alles so läuft, wie wir geplant haben, können wir das Treppenhaus für die Bediensteten nehmen."

Jeongguk war nicht fähig darauf zu antworteten. Sein Mund war trocken und er schwitzte vor Angst. Hinter der Tür hörte er Menschen weinen und verzweifelt nach Hilfe rufen. Alle seine Instinkte schrien danach rauszurennen und dem Flehen nachzukommen, doch er konnte sich nicht bewegen.
Keinen Zentimeter. Nicht einmal blinzeln.

„Falls wir umdisponieren sollten, musst du mir versprechen auf mich zu hören und genau das zu tun, was ich dir sage. Okay?"
„Wollen sie dich umbringen?", presste er hervor und versuchte verzweifelt nicht zu hyperventilieren. Das hier war anders, als er vor der Polizei weggerannt war. Das hier war größer.

„Versprichst du mir das?"
„Sie wollen deinen Vater umbringen, oder?"
„Jeongguk, versprichst du mir das?!" Eindringlich lehnte Taehyung sich vor und sah ihm tief in die Augen, bis Jeongguk den Sinn seiner Worte erfassen konnte und langsam nickte.

„Okay gut. Bleib einfach bei mir... ich bring uns hier raus."

Vorsichtig, als würde Jeongguk jeden Moment wie ein Kartenhaus zusammenbrechen, ließ Taehyung ihn los und lief zur Tür herüber. Mit zittrigen Beinen folgte Jeongguk ihm und bemühte sich nicht so flach zu atmen, wie er es in diesem Moment tat. Doch sein Herz raste, als hätte es einen Marathon zu gewinnen und seine Hände waren kalt vor Nervosität. Was würden die Rebellen mit ihm machen, wenn sie ihn in der Gegenwart von Taehyung abfingen?

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now