57 | an asshole AND a rebel

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„Schatz, da bist du ja endlich. Hast du gut geschlafen?"
„Bestens", begrüßte Jeongguk seine Mutter, küsste sie auf die Wange und verscheuchte Yoongi mit einem Kopfnicken, bevor er die unpassende Bemerkung machen konnte, die auf seiner Zunge lag.

„Das ist schön."

Sie ließen sich auf zwei Sessel nieder, die vor einem großen Fenster standen, das einen Blick auf den wenig bescheidenen Vorgarten des Schlosses bot und auf mehrere schwarze Autos, die gerade vorfuhren. Die Vormittagssonne stand schon überraschend hoch und der hohe Raum mit den Sitzecken und Tischen hell erleuchtet. Die goldenen Verzierungen an den Wänden fingen das Licht ein und ließen alles irgendwie teuerer wirken, als es hoffentlich gewesen war.

„Du wolltest mit mir sprechen", bemerkte Jeongguk mit einem letzten Blick aus dem Fenster. Aus einem der Autos stieg ein Mann im Anzug, der sofort von Leibwächtern umringt und ins Schloss geleitet wurde.
Verrückt. So abgeschottet wie Jeongguk auf Taehyungs Flur war, bekam er tatsächlich nichts mit, was sich außerhalb dieses Bereiches abspielte.

„Ja, ich... ich wollte dich fragen, wie es gestern Abend noch so gelaufen ist? Habt ihr beide euch ein wenig kennenlernen können?"

Definiere kennenlernen.
Jeongguk verkniff sich ein Grinsen und schüttelte den Kopf.

„Der Prinz war sehr müde und ich auch. Er hat mich nur zu meinem Zimmer gebracht und Gute Nacht gewünscht."
„Wie schön", sagte seine Mutter und er musterte sie misstrauisch. Sie sah irgendwie jünger aus als sonst. Ihr Lächeln von früher war wieder da.

Es erinnerte ihn an die Zeiten, wo sie Weihnachten bei seinen Großeltern gefeiert hatten. Damals war er etwa zehn Jahre alt gewesen und sie hatten abends im Wohnzimmer gesessen, Raclette gemacht und zusammen Geschenke ausgepackt. Danach hatte sie immer etwas auf dem Klavier gespielt aus ihren alten Noten von früher, während sein Vater mit ihm seine Geschenke zusammengebaut und ausprobiert hatte.
Da hatte sie gelächelt, wie sie jetzt lächelte.

„Hast du was mit deinen Haaren gemacht?", fragte Jeongguk misstrauisch und legte den Kopf schief. Er wusste, wie dämlich sich diese Frage anhörte, aber tatsächlich war es immer das Erste worauf er achtete, wenn er eine Veränderung an Leuten witterte. Es musste nicht einmal viel sein. Gekürzte Spitzen, eine hellere Farbe.

„Das übliche", winkte sie ab. „Aber du solltest mal wieder ran. Wenn du willst, können wir beide heute Nachmittag runter in den Laden fahren. Du siehst ja schon fast aus wie ein Bär."
„Wenn überhaupt schneid ich mir meine Haare selbst", wehrte Jeongguk schnell ab und lehnte sich zurück, damit sie ihm nicht durch seine Mähne wuschelte. Er war noch immer nicht beruhigt. Irgendwas stank hier...

„Und überhaupt. Ich darf ja nicht mal ohne Security mein Zimmer verlassen."
„Das ist zu deiner eigenen Sicherheit. Wer weiß, was diese Monster das nächste Mal mit dir machen..."
„Es war wirklich nicht so schlimm. Auf jeden Fall nicht so schlimm, wie alle tun", warf Jeongguk schnell ein und lächelte hilflos, doch seine Mutter griff entschlossen nach seiner Hand und hielt sie fest.

„Man hat dich entführt", sagte sie ernst. „Du kannst von Glück reden, dass der Prinz so sehr an dir festgehalten hat, um dich zu suchen. Wir hätten das Lösegeld niemals bezahlen können."
„Ohne den Prinzen wäre ich nicht einmal entführt worden", grummelte Jeongguk und zog seine Hand aus der seiner Mutter. „Da kann er noch so nett gewesen sein."

„Ist gestern Abend sicher nichts passiert? Du redest so abgeneigt über ihn..."
„Nein, es ist alles gut. Er war tatsächlich sehr höflich und nett und so. Nichts besonderes."
„Nett?"
„Ja... nett."
„Sonst nichts?"
„Warum ist das so wichtig? Willst du wissen wie gut meine Chancen stehen ihn doch noch zu heiraten?"

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