32 | jeongguk vs. 10.000

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Jeongguk überlegte nicht lang und holte tief Luft, um auf sich aufmerksam zu machen, als sich eine Hand auf seinen Mund legte und ihn zurück zerrte.

Wütend trat er um sich und versuchte sich aus Yoongis Griff zu winden, doch der Mann hielt ihn fest und zog ihn langsam aber Stück für Stück zurück zur Mitte des Weges.

„Lass mich los", wollte er brüllen, wurde jedoch in diesem Moment zu Boden geworfen und spürte einen sehr unangenehmen Schmerz, der seinen seitlichen Oberschenkel durchzuckte. Womöglich hatte er sich doch etwas geprellt.
Ein Knie drückte ihn an der Brust zu Boden und Yoongi hielt ihm weiterhin den Mund zu.

„Das sind meine Freunde. Lass mich los", nuschelte Jeongguk unter Yoongis Hand, doch der sah nur verächtlich auf ihn herunter.

„Ach ja?"

Empört wollte Jeongguk zu einer Flut an Beleidigungen ansetzen, als Jimin wieder anfing zu reden.

„Wenn wir nicht nach Hause finden, dann bring ich dich um."
„Jetzt hab dich mal nicht so. Uns passiert hier schon nichts."
„Ich muss morgen Abend arbeiten, Hobi. Wenn ich mir schon wieder freinehme, werd ich gefeuert."
„Ist doch egal. Wenn wir ihn finden, musst du vielleicht nie wieder arbeiten."

Jeongguk versuchte seinen Kopf von einer Seite auf die andere zu werfen, um seinen Mund freizubekommen, doch in Yoongi schlummerten anscheinend die Kräfte des Hulks, den er schaffte es nicht einmal sich einen Zentimeter zu bewegen. Ganz zu schweigen davon, dass seine Brust langsam anfing wehzutun und der Schmerz an seinem Oberschenkel zu einem Brennen übergegangen war.

„10.000 sind nicht so viel, wie du denkst."
„Es geht ja auch nicht um die 10.000..."

Die Stimmen wurden immer leiser, als entfernten sie sich und Jeongguk wollte gerade seinen Kopf heben, um besser hören zu können, als Yoongi ihn zurück auf den Weg presste und sich zu ihm runterbeugte.

„Wenn du jetzt gehst, wirst du es bereuen", murmelte er leise und lockerte seine Hand ein wenig, sodass Jeongguk sprechen konnte.

„Das sind meine Freunde. Was bitte soll ich bereuen? Sie kommen, um mich aus der ganzen Scheiße hier rauszuholen."
„Das nehm ich jetzt nicht persönlich."
„Solltest du aber. HILF~..."

Wieder presste sich eine Hand auf seinen Mund, dieses Mal mit noch mehr Kraft und die Kiesel des Weges bohrten sich in seine Haut. Tränen traten in Jeongguks Augen und er ließ sofort seinen Körper erschlaffen in der Hoffnung Yoongi würde aufhören.

„Hast du das gehört?"
„War vermutlich ein Vogel. Komm jetzt. Du hast uns hier reinmanövriert, also manövrier uns auch wieder raus."
„Willst du ernsthaft wieder nach Hause fahren? Ich glaub wir sind ganz kurz davor..."
„Vergiss es. Wir können nächstes Wochenende noch mal rausfahren."
„Ja, okay."
„Außerdem, falls Jeongguk ernsthaft..."

Der Rest der Worte ging in den Bäumen und dem Pochen des Schmerzes unter. Erst als der alte Motor des Vans aufheulte, lockerte Yoongi seinen Griff und stieg von ihm herunter.

„Was zum Teufel sollte das?", rief Jeongguk und setzte sich vorsichtig auf, um sich die Kiesel aus den Haaren zu schütteln.
Yoongi lachte leise.

„Was bitte hast du erwartet? Dass ich dich ein Pläuschchen mit deinen Kumpels aus der Stadt halten und gehen lasse? Freundchen, wir haben dich entführt. Und wir haben immer noch kein Geld. So sehr Erholungskur ist das dann doch nicht", grinste er und erntete dafür finstere Blicke. „Mal ganz davon abgesehen, dass deine sogenannten Freunde bestimmt nicht hier sind um deinetwillen."

„Ach nein?", fauchte Jeongguk und versuchte schwerfällig wieder auf die Beine zu kommen. Als er jedoch einen Schritt auf Yoongi zumachen wollte, fing sein Oberschenkel wieder an zu schmerzen. Im Gegensatz zu den letzten Wochen allerdings eilte Yoongi nicht sofort zu ihm, um ihm zu helfen. „Du hast doch keine Ahnung, was wir alles zusammen durchgemacht haben. Klar, freuen sie sich über die zehn Riesen, aber sie würden niemals so einen Aufstand betreiben, wenn es dabei um jemand Wildfremden gehen würde."

Er war außer sich vor Wut. Zitterte nahezu.
Hoseok und Jimin waren eine Zeit lang alles gewesen, was er gehabt hatte, was ihm etwas bedeutet hatte.
Er würde alles für sie tun und genauso anders herum.

„Nein, das bestimmt nicht", nickte Yoongi langsam. Sein Grinsen war verschwunden. „Nur solltest du dich dann vielleicht mal fragen, warum sie nicht schon früher los sind, um dich zu suchen. Bevor eine Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt war."

Mit diesen Worten stapfte Yoongi an Jeongguk vorbei, den Hügel wieder hinauf, um zurück zum Goldenen Hasen zu laufen.

Jeongguk blieb, die Arme vor der Brust verschränkt, stehen und starrte trotzig auf den Weg vor sich.
Bestimmt hatten sie schon davor nach ihm gesucht. Das Geld war für sie wichtig, aber nicht so wichtig. Yoongi hatte Unrecht.

Und trotzdem holte er nach etwa einer Minute tief Luft und drehte um, um dem Mann zurück in sein Gefängnis zu folgen.




Als sie vor seiner Zimmertür angekommen waren, hatten sie noch immer kein Wort miteinander gesprochen. Dass Yoongi auf einmal anfing zu reden, ließ Jeongguk überrascht zusammenzucken.

„Morgen kommt Namjoon."
„Okay", murmelte Jeongguk leise und folgte Yoongi mit gesenktem Kopf in sein kleines Reich.

„Was? Keine Luftsprünge? Ich dachte, du magst es wenn er kommt? Dann hast du was zum gaffen."

„Nicht mehr. Seit ich Taehyung das erste Mal getroffen hab, ist er immer so abweisend...", gab Jeongguk zu und trat an sein gemachtes Bett. Ein frischer Stapel Handtücher und Wäsche lag gebügelt und gefaltet am Fußende. Darauf ein Zettel.
Neugierig hob er ihn hoch.

„Das liegt daran, weil er die Chemie zwischen euch gespürt hat und jetzt eifersüchtig ist?"
„Ernsthaft?" Ein mattes Grinsen schlich sich auf Jeongguks Gesicht und er drehte sich zu Yoongi um.

„Ernsthaft, weil er eifersüchtig ist oder ernsthaft, weil du und Taehyung Chemie habt?"
Jeongguk zögerte lange genug, damit Yoongi laut auflachte. „Ich liebe Dreiecksbeziehungen. Auch wenn ich Twilight nur gucke, wenn ich meine Emo Phase vermisse. Aber egal... zieh dich um. In zwei Stunden gibt's Abendessen. Mir ist gerade noch was eingefallen, was ich erledigen muss. Wo wir schon von Dreiecksbeziehungen reden..."

„Was...", wollte Jeongguk gerade zur Frage ansetzen, doch Yoongi winkte nur schnell ab, grinste noch einmal breit und warf die Tür hinter sich zu. Für einen Moment wartete Jeongguk darauf das vertraute Klicken des Schlüssels zu hören, doch es blieb still. Er hörte nur Yoongis Schritte, wie er sich langsam von seinem unabgeschlossenen Zimmer entfernte.

Ein wenig verwirrt sah er runter auf das Papier in seiner Hand und drehte es um. Vielleicht eine Notiz von Shuhua, die ihn darum bat seine Klamotten nicht immer jeden Tag zu wechseln und auf den Wäschestapel zu werfen.

Sein Lächeln rutschte ihm aus seinem Gesicht, als er die Schrift erkannte.

Da das ja beim letzten Mal so wunderbar funktioniert hat, Versuch Nummer Zwei:
Ich hab uns zum Abendessen ab 19:00 Uhr einen Tisch unten im Restaurant reserviert. Komm oder verhungere!
Taehyung

Wie konnte jemand nur so herablassend aber gleichzeitig so normal sein, wie er es Freitagabend erlebt hatte?
Nachdenklich las Jeongguk noch einmal über die Zeilen und sah auf die Uhr. Zwei Stunden.

Zwei Stunden in denen er entweder durch seine offene Zimmertür flüchten und Hoseok und Jimin suchen gehen konnte.
Oder zwei Stunden in denen er sich frisch machte, um dem Prinzen zu zeigen, dass er nicht einfach nur ein Idiot aus der Stadt war.











Stört es eigentlich jemanden, dass das Thema Entführung hier nicht sonderlich ernst verarbeitet wurde...?

Falls ja, tut es mir Leid... ich will darüber keine Witze machen, anderseits passt Stockholm Syndrom, etc. nicht wirklich in die Story 😬

Songempfehlung des Tages:
Minefields [Faouzia & John Legend]

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