5 | how to buy a man

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Der nächste Morgen war grausam.
Jeongguk hatte sich in seinem Zimmer eingesperrt und keinen Wecker gestellt, weshalb er erst gegen elf aufgewacht war. Seine Augen waren verquollen und rot und er fühlte sich, als hätte er die ganze Nacht nicht geschlafen.

Noch am selben Abend hatte er Taehyung im Internet gesucht. Das allerdings ziemlich erfolglos dafür, dass er einer der zukünftigen Herrscher des Landes werden sollte.

Das Einzige, was er jetzt wusste, war, dass Taehyung zwei Jahre älter war als er, bis auf den Paraden noch keinen einzigen Schritt in die Öffentlichkeit getan hatte und aussah wie jemand mit einem gewaltigen Stock im Arsch.

Er war groß und schlank, hatte ernste Gesichtszüge und streng frisierte Haare. Er war seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten, ein wenig kindlicher, doch davon ließ sich kaum etwas erkennen, da er niemals lächelte. Wirklich nie.
Im Allgemeinen machte der Prinz einen ziemlich kalten und abweisenden Eindruck auf Jeongguk, was ihn am Abend zuvor noch einmal zwei weitere Stunde lang hatte heulen lassen.

Immer wenn er ans heiraten gedacht hatte, stellte er sich sich selbst als jemand vor, der Anfang dreißig war, einen Abschluss hatte, eigenständig Geld verdiente und der Mann an seiner Seite ein Mensch war, der ihn wertschätzte und ihn zum Lachen bringen konnte.
Taehyung schien auf den Bildern nicht einmal wie ein Mensch. Er war ein Roboter, der dem Willen seines Vaters und älteren Bruders unterlag. Vermutlich war es ihm physikalisch überhaupt nicht möglich zu lachen. Geschweige denn anderen Leuten ein Gefühl von Sicherheit und Glück zu geben.

In der Wohnung war es still und als Jeongguk sich wieder gesammelt und seine verquollenen Augen aufbekommen hatte, beschloss er seine Festung zu verlassen. Wenigstens um sich eine Schüssel Müsli zu holen und sich dann wieder mit einem Film in seinem Zimmer einzusperren, um zu überlegen, was er jetzt tun sollte.

Wegrennen wäre eine Möglichkeit, die ihm, je länger er darüber nachdachte, gar nicht so dämlich vorkam. Zumindest nicht so dämlich, wie eine Revolution zu starten, die die Königsfamilie auf andere Gedanken bringen würde, als ihren jüngsten Sohn mit einem schwulen Friseur aus der Stadt zu verheiraten.
Das klang eher nach etwas, was Jimin und Hoseok in die Wege leiten würden.

Bei dem Gedanken daran hievte Jeongguk sich aus seinem Bett, zog sich ein T-Shirt über und schlurfte in die Küche. Immerhin hatten seine Eltern gestern Abend noch aufgeräumt. Das blieb ansonsten immer an ihm hängen.

Seufzend stellte Jeongguk den Wasserkocher an, um sich einen Tee zu machen, als sein Blick daran vorbei auf einen beschriebenen Zettel fiel, der auf dem Küchentisch lag.

Lieber Jeongguk,
es tut uns Leid, dass wir dich mit dieser Nachricht so überrumpelt haben. Natürlich wollen wir dir nichts aufzwingen, was du nicht möchtest, aber lies dir wenigstens den Brief durch, den Taehyung dir geschrieben hat und denk darüber nach. Ich hab dich nicht wach bekommen und bin schon einmal vorgegangen. Wenn du später noch nachkommst, würde mich das sehr freuen. Heute Abend isst dein Vater wieder mit uns.
Ma

Bevor Jeongguk den Brief in zwei Teile zerreißen und wegwerfen konnte, fiel sein Blick auf einen dicken Umschlag, der darunter gelegen hatte. Sein Name stand in sauberer Schönschrift vorne drauf.
Eigentlich hatte Jeongguk beschlossen wütend zu sein, doch dieses Stück Papier jetzt vor sich zu haben, ließ ihn doch in seiner Neugier nachgeben.

Mithilfe eines Messers riss er den Umschlag auf und zog den Inhalt heraus. Es war eine ganze beschriebene Seite und ein schlichtes, schwarzes Armband an dem ein kleiner, violetter Kiesel oder Kristall hing. Vermutlich eher Kristall, was den Preis natürlich abnormal in die Höhe hat steigen lassen. Aber was auch immer, es ließ Jeongguk die Augen verdrehen.
Er hasste Schmuck. Selbst wenn es noch so etwas unauffälliges war wie dieses Armband. Außer seinem einen Ohrring trug er nichts.

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now