38 | the crow and a déjà vu

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„Was zum Teufel machst du da?"
„Die Krähe."
„Das sieht aber nicht..."
„Scht! Ich muss mich konzentrieren."

Aus dem Augenwinkel sah Jeongguk, wie Taehyung breit zu grinsen anfing und sich gegen die Tür lehnte. So ein Idiot. Er übte schon den ganzen Morgen und war so kurz davor...

„Oh mein Gott, ist alles in Ordnung?"

Mühsam rappelte Jeongguk sich auf, blieb allerdings auf dem Boden sitzen. Schon wieder. Wie zur Hölle schaffte die Frau auf dem Bild das zu halten? Es war ja nicht so, als hätte er gar keine Körperspannung oder Balance, aber trotzdem funktionierte es einfach nicht.
Yoga war reine Zeitverschwendung.

„Ja, alles gut", grummelte er und nahm das Buch wieder in die Hand um zum zwanzigsten Mal zu kontrollieren, was er falsch machte. „Warum liest du sowas?"

„Warum nicht?", antwortete Taehyung und setzte seinen Rucksack ab, um auf Jeongguk zuzugehen und sich ebenfalls auf den Boden zu setzen. Er hatte schon wieder vergessen, auf was er ihn alles ansprechen wollte.

„Wow", machte Jeongguk beeindruckt, als Taehyung seine Hände aufsetzte und sich so elegant in die Krähe schwang, als würde er es jeden Tag machen. Er zitterte nicht einmal. „Du schummelst. Das ist physikalisch unmöglich."

„Du brauchst nur Balance und Körperspannung. Und ein bisschen Kraft in den Armen", grinste Taehyung und ließ sich zurück auf den Boden sinken, um Jeongguk sanft in den Oberarm zu kneifen.

„Ich hab Kraft", murmelte Jeongguk beleidigt und schob den Ärmel seines T-Shirts hoch, um zärtlich über die Muskeln an seinem Oberarm zu streichen. Viel zu viele Liegestützen hatte er dafür machen und viel zu viele Tränen, weil er es nicht auf Anhieb hinbekommen hatte, vergeuden müssen.

An seinem Trizeps hatten sich bereits blaue Flecken gebildet. Er hätte vielleicht doch lieber den Halasana ausprobieren sollen. Das hatte auch ganz lustig ausgesehen.

„Warum fängst du auch damit an? So wie ich dich einschätze hast du noch nie in deinem Leben Yoga gemacht."
„Mir war langweilig. Und du bist schneller abgehauen, als ein One Night Stand."

Taehyung verdrehte die Augen und stand wieder auf. Jeongguk folgte ihm.

„Was ist? Ist doch nur die Wahrheit", meinte er gleichgültig und ließ sich zurück auf Taehyungs Bett fallen, während der Prinz sich die Haare raufte und versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, warum genau er noch einmal zurückgekommen war. Warum musste Jeongguk ausgerechnet diesen Vergleich bringen? Das bestätigte seine Theorie doch nur noch.

„Ich hab eine Frage an dich", sagte Taehyung und drehte sich wieder zu dem anderen um. Jeongguk lümmelte auf seinem Bett, als hätte er es bereits für sich beansprucht. Auch wenn es eigentlich keinen von ihnen gehörte, aber irgendwie machte es Taehyung wütend.

„Ja?"
„Wolltest du mich abfüllen, um mit mir zu schlafen."
„Was?", fragte Jeongguk, wobei seine Stimme unbewusst höher ging. „Warum sollte ich?"

„Um mich bloßzustellen."
„Hä?"
„Tu nicht so. Du willst doch nur die Genugtuung haben, dass ich auf dich hereingefallen bin", sprach Taehyung seine Sorge laut aus, die ihm einen Teil seiner Autofahrt vermiest hatte.

Jeongguks Mund klappte bei dieser Anschuldigung auf und er spürte, wie das Blut in seinen Kopf schoss. Irgendwie... hatte er ja recht. Doch eher würde er sich von richtigen Kriminellen entführen lassen, als das zuzugeben. Vielleicht sollte er andere Geschütze auffahren, um vom Thema wegzulenken. Immerhin hatte er noch genauso viel Munition übrig.
Entschlossen stand er von Taehyungs Bett auf und machte einen Schritt auf den Prinzen zu.

„Schön, dass du so von miesen Tricks redest, als wärst du komplett unschuldig", murmelte er leise und warf einen schnellen Blick auf die Kommode, wo er Taehyungs Handy deponiert hatte. Taehyung folgte seinen Augen, doch die Verwirrung löste sich nicht in Luft auf.

„Was meinst du?"
„Wer ist Bogum?"

Für einen Moment runzelte Taehyung die Stirn, dann breitete sich auf seinem Gesicht ein Grinsen aus. Ein belustigtes, überhebliches Grinsen bei dem Jeongguk schlecht wurde.

„Du hörst dich an, als wärst du eifersüchtig."
„Ich bin nicht eifersüchtig", stritt Jeongguk ein wenig zu schnell ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich will nur wissen, weshalb er über mich redet, als wäre ich nur ein Mittel zum Zweck. Ein Niemand. Als hättest du gestern Abend nicht fünf Fünfziger für unser Abendessen hingeblättert und mir tanzen beigebracht. Machst du das mit jedem, den du noch für Geld brauchst?"
„Jeongguk..."
„Nein, spar dir das! Ich glaub, ich weiß mittlerweile ziemlich genau, was du wirklich von mir hältst, und weißt du was? Ich hab kein Problem damit mich auch so zu verhalten."

Sie standen schon wieder direkt vor einander und Jeongguk spürte hinter seiner eigenen pulsierenden Wut, wie Taehyung ebenfalls zu kochen begann. Vermutlich hätten ihre Augen Blitze geschossen, doch alles was man in Taehyungs Zimmer wahrnehmen konnte war das schwere Atmen der Beiden, kurz bevor Jeongguk den Prinzen in die Arme fiel und seine Finger in seinen weichen Haaren vergrub, um ihn erneut zu küssen.

„Wir sollten das wie Erwachsene klären", murmelte Taehyung gegen seine Lippen und drängte Jeongguk in Richtung des Bettes bis er mit den Beinen dagegen stieß und sich auf die Matratze fallen ließ.

„Unbedingt", grinste Jeongguk, als der Prinz über ihn kletterte und mit seinen Händen unter Jeongguks T-Shirt fuhr.
Sie beide hatten aufgehört zu denken.

Jeongguk konnte nur noch auf die Berührungen des Älteren und seinen eigenen wilden Herzschlag hören, Taehyungs Hände an seiner Taille, seine Lippen an seinem Hals und die weichen Locken zwischen seinen Fingern mit denen er den Kopf des Prinzen nach weiter unten dirigierte.

Irgendwo draußen donnerte es und er nahm hinter seinem verschleierten Blick wahr, wie sich die Wolkendecke zuzog, der Himmel sich verdunkelte und Regenwolken vorschob.

Taehyungs Hände waren an dem Bund seiner Shorts angekommen und Jeongguk sah kurz auf, die Augen halb geöffnet, viel zu aufgeregt auf das, was gleich passieren würde, als Taehyung seinen Blick auf einmal hob und es ihm eiskalt über den Rücken lief.

Die Frisur des Prinzen hatte sich aufgelöst. Die dunklen Locken hingen ihm in die Stirn, sodass man das Funkeln seiner Augen nur erahnen konnte. Er atmete schwer, hatte den Mund leicht geöffnet und die Kälte seiner Finger auf Jeongguks Haut verpassten ihm eine Gänsehaut.

Es donnerte ein weiteres Mal und dieses Mal spürte er das Grollen in seinem Körper, genauso wie den Bass der Musik damals... in dieser einen Nacht.

Er wusste, dass er diese Lippen schon einmal geküsst hatte.
Er wusste es einfach.












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Songempfehlung des Tages:
House of cards [BTS]
(Dafür dass es heute geregnet hat, als würde die Welt untergehen...)

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