69 | don't wanna see them again

1.1K 152 66
                                    

Das Sommerfest rückte näher und passend dazu lichteten sich zwei Tage zuvor die grauen Wolken am Himmel. Die Stimmung im Schloss war geschäftig. Überall eilten Menschen hin und her, räumten Dekorationen von A nach B, riefen sich Aufträge zu und so langsam machte Jeongguk sich Gedanken über die Ausmaße der Festlichkeiten.

Er war noch nie auf einer königlichen Party gewesen und irgendwie zweifelte er von Tag zu Tag mehr daran, dass es so ablaufen würde, wie wenn er mit Hoseok und Jimin feiern ging.

In den letzten Tagen hatte er sich für seinen Vitamin D Haushalt in den Garten gesetzt, um dort seine Bücher zu lesen, wurde allerdings immer wieder weggescheucht, weil irgendein Gärtner das hervorstehende Ästchen einer Hecke kürzen oder die Springbrunnen säubern musste.

Nirgendwo schien er mehr seine Ruhe zu haben. Selbst in seinem Zimmer lauerte ihm Wheein die ganze Zeit auf, um ihm mögliche Krawatten vorzustellen, die er tragen konnte. Und in den großen Gängen des Schlosses lief er ständig Namjoon, Taeyeon oder Seokjin über den Weg.

Alles drei mittlerweile Menschen von denen er versucht hatte sich zu distanzieren.

Taeyeon, weil sie nicht mehr aufhörte zu reden, wenn sie sich trafen. Jeongguk mochte die Frau ja wirklich, doch irgendwie schien es, als würde sie ihm wirklich alles erzählen, was ihr durch den Kopf ging. Ganz abgesehen davon, machte sie in jedem fünften Satz eine Anspielung auf Taehyung, die Jeongguk, trotz seines Gespräches mit Seokjin, nach dem dritten Mal nur noch auf den Magen drückte.

Seokjin, weil er das Gefühl hatte, dass sich der Prinz ihm geöffnet hatte und es sich jetzt so anfühlte wie nach jedem emotionalen Gespräch, was er je geführt hatte; einfach irgendwie befremdlich. Nicht zuletzt, da der Mann ihm jetzt immer würdevoll zu nickte, wenn sie sich begegneten. Als wäre Jeongguk auf einmal irgendwas besonders.

Und Namjoon, weil er ihn verfolgte.
Wirklich, buchstäblich verfolgte.
Egal, wo Jeongguk sich gerade versteckte, aus einem Augenwinkel sah er immer den Sicherheitschef, der versuchte mit seiner Sonnenbrille so unbeteiligt wie möglich auszusehen. Doch immer wenn er ihn darauf angesprochen hatte, hatte er den Idioten gespielt und so getan, als wäre nichts passiert.

Selbst jetzt gerade konnte er Namjoon sehen... und er saß im Wintergarten, wo sie immer gegessen hatten, hinter einer Pflanze, um sein Buch über Marie Antoinette weiterzulesen.
Der Leibwächter lehnte an der Eingangstür und unterhielt sich mit einem der Wachmänner.





Jeongguk hatte in der Nacht von Freitag auf Samstag kaum geschlafen. Er hatte bis zwei Uhr nachts an der Testprüfung für Geschichte gesessen und an Taehyung gedacht.

Er war sich ziemlich sicher, dass der Prinz morgen wieder da sein würde, ebenso wie morgen seine Eltern und Hoseok und Jimin kamen, doch je länger er darüber nachdachte, desto weniger bereit fühlte er sich ihn wiederzusehen.

Sie waren im Streit auseinander gegangen und anstatt es zu regeln, hatte Taehyung sich verpisst.
Eigentlich ziemlich untypisch für ihn. Wenn man bedachte, dass er zwei Tage nachdem sie das erste Mal zusammen aufgewacht waren, ein Date organisiert hatte, um die Dinge klarzustellen...

Dass er sich jetzt mit Yoongi irgendwo im Nirgendwo versteckte, passte einfach nicht zu ihm.

Anderseits war Jeongguk auch irgendwie dankbar sich nicht der Situation stellen zu müssen. Im Gegensatz zu Taehyung hasste er Konfrontation und eigentlich hatte er sich mittlerweile so sehr mit Schulaufgaben und Büchern betäubt, dass er nicht einmal mehr darüber nachdachte, wie schön ihre Zeit zusammen gewesen war.

Bis auf den gestrigen Abend an dem er sich im Kopf Jahreszahlen heruntergebetet hatte und ihm eingefallen war, was Taehyung ihm damals in der Bibliothek anvertraut hatte.
Und je später es wurde, desto fragwürdiger kam ihm vor, wie verdreht die Dinge in seinen Geschichtslektionen waren. Verdreht, aber auch irgendwie so viel logischer.

Wie abgedreht musste Taehyung I. gewesen sein, um sich während seiner selbst angezettelten Revolution auf die Seite des Königs zu schlagen und sein Erbe anzutreten?
Das war beinahe so verrückt, wie dass Taehyung sich seinen Erbanteil mit ihm erpressen wollte.
Oder Seokjin seine beste Freundin geheiratet hatte aus Angst einen Fehler zu machen.
Oder der König höchstpersönlich seinen homosexuellen Sohn mit einen Jungen aus den Volk trauen wollte, um seinen konservativen Ruf aufzubessern.

Gedanken kamen über Gedanken, mischten sich zwischen Verschwörungstheorien und ließen Jeongguk erst gegen halb drei so weit zur Ruhe kommen, dass er in einen unruhigen Schlaf sinken konnte.


Am nächsten Morgen wurde er viel zu früh von Wheein geweckt, duschte ungefähr eine Stunde lang, um wachzuwerden und aß zum Frühstück.
Glücklicherweise war er noch zu benommen, um sich an einen seiner verrückten Gedanken vom gestrigen Tag zu erinnern, allerdings nicht benommen genug.

Als Wheein nämlich ab der Hälfte seines Frühstücks mit einem Anzug in der Hand wieder den Raum betrat, fiel ihm die Decke auf den Kopf und all die Ängste vor den nächsten 24 Stunden prasselten auf ihn ein.

Er würde seine Eltern wiedersehen. Seine Eltern, die ihn verstoßen würden, wenn er nicht ins Königshaus einheiratete. Seine Eltern, die sich nach fünf Jahren endlich wieder etwas aus ihm zu machen schienen.

Er würde Hoseok und Jimin wiedersehen. Hoseok und Jimin, die ihre Prioritäten vor sein eigenes Glück gesetzt hatten.

Und er würde Taehyung wiedersehen. Taehyung, den er liebte und hasste gleichzeitig, dafür, dass er sein eigenes Glück vor Prioritäten gesetzt hatte.

Es war zum Verrückt werden.










Ich hab mir letztens mit einer Freundin alle alten BTS Musik Videos angesehen und auch wenn mir da jetzt nicht jeder zustimmen wird, aber irgendwie bin froh, dass sie älter geworden sind und sich auch mit ihrer Musik weiterentwickelt haben. Zeit erlaubt uns herauszufinden, was uns wirklich liegt, was wir wirklich wollen, wer wir sind und mit manchen Ereignissen auch einfach abzuschließen. Ich find's nicht schlimm, dass sie versuchen mit den englischen Songs ihre internationale Fanbase zu füttern. Auch wenn es eher „leichtere" Musik ist als das, was man so von früher kennt... Viele Songs sind auch einfach aus den Zeiten entstanden, wo sie jede Menge Scheiß durchmachen mussten, und ich kann nachvollziehen, warum man diese Zeiten und Gedanken von damals nicht wieder hervorholen will. Acht Jahre sind ein verdammt langer Zeitraum. Life goes on. Und es ist ja nicht so, als hätte es vor einem Dreivierteljahr kein Release eines koreanischen Albums gegeben...

Sorry... aber das musste mal raus...

Danke fürs Lesen!

Songempfehlung des Tages:
Permission to dance [BTS]

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now