60 | it's a secret

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„Wann sind wir endlich da?"
„Gleich... Achtung Stufe!"
„Taehyung, wir laufen schon seit fast zwanzig Minuten durchs Schloss. Sind wir überhaupt noch drin?"
„Ja, klar. Ich hab dich. Alles gut."
„Was bitte kann so geheim sein, dass du mir die Augen verbinden musstest?"
„So geheim ist es gar nicht. Ich will dir nur was zeigen, wo du ganz bestimmt wieder hin möchtest."
„Ist es dann nicht besser, wenn du mir den Weg dahin auch zeigst?"
„Nein, weil dann musst du mich immer fragen, ob ich mitkommen kann."
„Du bist doch echt..."
„Hey, bleib hier!"

Jeongguk hatte seine Arme aus Taehyungs Griff gezogen. Gerade wollte er die Krawatte, die er ihm um den Kopf geknotet hatte, herunter ziehen, doch der Prinz reagierte schneller und packte seine Arme.

„Vertrau mir doch mal", lachte er und zog ihn weiter. Halbherzig versuchte Jeongguk den Prinzen abzuschütteln, kam ihm jedoch trotzdem hinterher.
„Seit du angefangen hast dich mitten in der Nacht in mein Zimmer zu schleichen, fällt mir das irgendwie schwer", grummelte er und suchte blind nach Taehyungs Hand, um sich besser an ihm festzuhalten. Dunkelheit war schon immer eines der Dinge gewesen, die ihm ein wenig suspekt waren.

„Als ob du es nicht genießt neben mir aufzuwachen."
„Nah... gibt Besseres."
„Was denn?"
„Neben dir einzuschlafen zum Beispiel. Es ist schon schön zu wissen, zu wem die Hand gehört, die einem die Eier krault."

Jeongguk hörte Taehyung leise und zufrieden lachen und seufzte schwer. Er würde es wohl nie begreifen.
Das erste Mal als er sich zu ihm gelegt hatte, war vor einer Woche gewesen. In der Nacht nach ihrem Date im Kellerrestaurant des Schlosses konnte der Prinz nicht einschlafen und hatte sich gegen zwei Uhr nachts noch zu ihm ins Zimmer geschlichen.

An sich genoss Jeongguk die Körperwärme und Zärtlichkeiten des Prinzen, wenn sie zusammen schliefen. Er schnarchte nicht und die Kälte seiner Hände war unter der warmen Daunendecke wirklich angenehm. Trotzdem aber hatte Jeongguk sich aufs Heftigste erschrocken, als er festgestellt hatte, dass er an diesem Morgen nicht mit der Besetzung in seinem Bett aufwachte, wie er eingeschlafen war. Zum Glück hatte nur Yoongi seinen erschrockenen Aufschrei gehört.

Seitdem kam Taehyung immer öfter mitten in der Nacht und kuschelte sich zu ihm ins Bett. Bis heute jedoch wusste Jeongguk nicht, ob er es tat, weil er nicht einschlafen konnte oder seine Wache vor der Tür zu dieser Zeit wechselte und das die einzige Möglichkeit war sich den fragenden Blicken zu entziehen.

Immerhin kannten sie sich jetzt offiziell erst seit einer Woche. Die Vertrautheit mit der sie sich behandelten war noch ein klein wenig zu unglaubwürdig.

„Wenn du willst, wecke ich dich ab sofort immer, wenn ich zu dir komme, okay?"
„Nein, bloß nicht. So langsam hab ich mich dran gew-..." Eine kalte Hand verhinderten, dass er zu Ende sprechen konnte und er spürte hinter sich die Kühle einer Wand, als Taehyung ihm den Mund zuhielt.

„Was ist?", versuchte er zu sagen und war schon im Begriff sich gewaltvoll aus seinem Griff zu winden, bis er die Stimmen hörte.

„Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie hier lang gegangen sind."
„Lass gut sein... wenn die beiden Privatsphäre haben wollen, dann sollten wir sie ihnen geben. Außerdem ist Tae nicht blöd. Ich wette er versteckt sich vor uns..."
„Aber was ist mit dem König."
„Was soll mit ihm sein?"
„Er wollte doch auf den neusten Stand gebracht werden... was die beiden angeht."
„Was spricht denn dagegen Tae später einfach zu fragen?"
„Das übernimmst dann aber du. Ihr zwei versteht euch besser. Und außerdem-..."

Die Stimmen entfernten sich wieder und Taehyung nahm seine Hand von Jeongguks Mund.
„Was war denn das?"
„Yugyeom und BamBam... das sind die beiden Wachleute, die uns im Garten immer hinterher geschlichen sind."
„Ah, die beiden, die Schuld daran haben, dass ich dich nicht auch in euer Wasserbecken schubsen konnte", grinste Jeongguk und hob schon wieder aus Reflex seine Hände, um sich die Krawatte von den Augen zu ziehen. Taehyung jedoch war schneller und hielt ihn fest, bevor er wieder anfing ihn hinter sich herzuziehen.

„Genau die."

Willig lief Jeongguk dem Prinzen hinterher und schwelgte dabei in Erinnerungen. In der letzten Woche war es angenehm warm gewesen, sodass Taehyung mit ihm die ganze Gartenanlage erkundet hatte. Von den Wegen, zu den Blumenbeeten und sogar den Pferdeställen und der Koppel hatte er ihm alles gezeigt. Es waren lange, sehr schöne Spaziergänge gewesen, nach denen Jeongguk abends jedoch immer wie ein Stein ins Bett gefallen war.

Insbesondere an dem Tag, als sie in den Ställen gewesen waren. Jeongguk hatte Taehyung nicht glauben wollen, dass er reiten konnte, worauf sie sich kurz in die Haare bekommen und dann eine Wette abgeschlossen hatten, wer am längsten im Sattel bleiben würde. Als Jeongguk allerdings letztendlich auf dem Viech saß und zu Taehyung heruntersah, halfen auch alle Witze nicht mehr, die ganze Geschichte doch im Schlafzimmer zu entscheiden.

Geendet war es, dass Jeongguk auf seiner rotbraunen Stute eine sehr langsame Runde auf der Koppel drehte und verzweifelt damit kämpfte nicht in Panik auszubrechen und Taehyung den aufgebauten Hindernisparcours fehlerfrei absolvierte.

Ein Rückschlag. Vor allem weil der Wetteinsatz gewesen war, dass der Gewinner entscheiden durfte, was sie als Nächstes zusammen machen konnten.
Dass Taehyung Jeongguk dafür die Augen verbinden musste, war vermutlich etwas, was er nur beschlossen hatte, um ihn zu ärgern.

Das Einzige, was in all ihrer Zeit draußen nicht ganz so schön gewesen war, war, dass sie unter ständiger Überwachung gestanden hatten.

„Wann sind wir endlich da?", maulte Jeongguk schon wieder und legte sich in Taehyungs Griff rein, worauf der Prinz überraschend stehen blieb und er nach hinten stolperte.

„Hey", beschwerte er sich sofort und Taehyung lachte.
„Selbst Schuld. Aber du darfst die Krawatte jetzt abmachen", erklärte er. „Wir sind da."

„Oh endlich", seufzte Jeongguk erleichtert und zog sich den Stoff von den Augen. „Ich dachte schon, du hast mich..."
Die Worte blieben ihm im Hals stecken, als er sich an das gedämpfte Licht im Raum gewöhnt hatte.








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