11 | pride and prejudice

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Die nächsten Tage plätscherten so langsam dahin, wie Jeongguk es seit einer Ewigkeit nicht mehr erlebt hatte. Er war seit der Schule nicht mehr mit seinen Eltern im Urlaub gewesen und hatte seitdem jeden Tag von morgens bis abends gearbeitet. Bis auf die Wochenenden und seine Zeit mit Hoseok und Jimin hatte er nie richtig abschalten können.

Sein Zimmer in dem Hotel fühlte sich deshalb schon nach zwei Tagen des Nichtstun an, als wäre es viel zu groß für ihn und all die Gedanken, die er sich selbst machte.

Yoongi war auch die zwei Tage danach immer am Abend gekommen, um nach ihm zu sehen und ihm etwas zu essen zu bringen. Die Frau, die sein Tablett abgeräumt hatte, kam jeden Morgen für das Frühstück, lies ihm eine Stunde Zeit und räumte danach alles wieder ab. Sie sprach kaum und auch nach zwei Tagen wusste Jeongguk nur von ihr, dass sie Shuhua hieß und einen sehr schweren chinesischen Akzent hatte.

Ansonsten hatte er bisher niemanden gesehen. Der Innenhof war nach wie vor leer. Der Hyundai war nicht mehr aufgetaucht und auch der Mietwagen stand nur manchmal dort, woraus Jeongguk schloss, dass selbst Namjoon und Yoongi auch nicht immer da waren und darauf aufpassten, dass er nicht aus dem Fenster kletterte.

Tatsächlich hatte Jeongguk am zweiten Tag, als der Mietwagen wieder einmal verschwunden war überlegt, ob er es ausprobieren sollte, auf das Dach zu kommen. Doch dann war ihm Yoongis Warnung durch den Kopf gegangen und er hatte es gelassen.

Was brachte es, wenn er sich wehrte? Sie würden ihm nur wehtun und darauf konnte er gut und gern verzichten. Außerdem lebte es sich gar nicht so schlecht in seinem kleinen persönlichen Apartment. Das Essen wurde immer pünktlich geliefert und dass er keine Wechselklamotten hatte, störte ihn auch nur halb so sehr, da er sich den ganzen Tag über sowieso nicht bewegte, abends immer heiß duschte und nur in Boxershorts schlief.
Des Weiteren hatte Jeongguk die Bibliothek für sich entdeckt.

Sie hatten zwar kein Shakespeare aber dafür unzählige Liebesschnulzen, Autobiografien von Politikern, Jugendbücher, die Bibel, Psycho-Thriller, Gedichtbände und sogar Rezeptbücher. Jeongguk war nicht schnell im Lesen, aber das war nicht sonderlich schlimm.
Er hatte ja Zeit. Und Erebos, das Buch, dass er an seinem ersten Tag beinahe fertig gelesen hatte, war wirklich gut gewesen.

Heute hatte er Stolz und Vorurteil aus dem Regal gezogen und war sogar bereits auf Seite 250 als es gegen Abend an seiner Tür klopfte und das Schloss geöffnet wurde. Sofort saß Jeongguk kerzengerade in seinem Bett.
Yoongi klopfte nie. Er platzte einfach rein und fing an zu reden.

„Jeongguk?"

Jeongguk konnte seine Überraschung nicht verbergen, als er Namjoon im Türrahmen sah.
Und er lächelte. Yoongi lächelte nicht. Zumindest nicht, wenn er ihn ansah.

„Hey. Ich dachte... ich bring dir mal ein bisschen was für den Nachmittag vorbei", begrüßte der Mann ihn freundlich und machte einen Schritt ins Zimmer, ehe er die Tür hinter sich schloss. Er hatte eine Papiertüte dabei und machte einen so gut gelaunten Eindruck, dass der ganze Raum heller wurde, sobald er ihn durchquerte.

Jeongguk spürte wie ihn die Fähigkeit zu sprechen verließ, als Namjoon seine Jacke auszog und über den Stuhl hängte. Er trug ein T-Shirt, das Jeongguk selbst vermutlich zwei Nummern zu groß war, aber trotzdem über seinen Oberarmen spannte.

„Äh, ja... danke", stotterte er abgelenkt und stand von seinem Bett auf, um sich zu Namjoon an den Tisch zu gesellen. Er sagte nicht gern von sich, dass er auf eine bestimmte Art von Typ stand, aber zu durchtrainierten Typen würde er vermutlich niemals Nein sagen. „Was ist das?"

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now