57 | an asshole AND a rebel

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Ihr Schweigen sprach Bände und Jeongguk lehnte sich in seinem Sessel zurück. Na toll...
Das Verkupplungsprogramm seiner Mutter hatte begonnen.

„Was sagt Pa eigentlich dazu?", versuchte er vom Thema weg zu lenken. Er wollte nicht darüber nachdenken und schon gar nicht darüber sprechen. „Sonst hat er immer allergisch darauf reagiert wenn ich irgendwelche schwulen Anwandlungen gezeigt hab. Warum ist er jetzt so entspannt und trifft sich mit dem König zur Weinverkostung?"

„Nun ja... dein Vater..."
„Er ist scharf auf die Mitgift. Hab ich Recht?"
„Jeongguk!"
„Was denn?", zuckte er mit den Schultern. „Ist doch so."

„Wie kannst du sowas sagen? Dein Vater ist ein ehrlicher Mensch." Empört verschränkte sie die Arme vor der Brust.
„Er hasst mich, seit ich mich geoutet hab."
„Das ist nicht wahr."
„Doch ist es. Warum sonst ist er abends nicht mehr nach Hause gekommen, um mit uns zu essen?"

„Jeongguk..." Seine Mutter sah ehrlich verzweifelt aus, als sie seinen Namen aussprach, doch er verzog das Gesicht und lehnte sich in seinem Sessel zurück. „Dein Vater hasst dich nicht. Er ist damit nur nicht so... vertraut. Weißt du?"

„Er hat erst wieder mit mir geredet, als der Brief aus dem Schloss reinkam. Wenigstens dafür könnte er sich entschuldigen. Aber nein..."

„Jeon Jeongguk!" Die dünne Frau hatte sich aus ihrem Sessel erhoben und sah wütend auf ihren Sohn hinunter. Die Arme in die Seiten gestemmt, ihre Augen schossen Blitze. „Reiß dich zusammen! Wenn du ein Problem mit deinem Vater hast, dann musst du das deinem Alter entsprechend kommunizieren. So wird er dir ganz bestimmt niemand zuhören."

Empört wollte Jeongguk ansetzen sie zu unterbrechen, doch ihr Blick besann ihn eines besseren und er senkte nur trotzig den Kopf.
„Würde er denn wieder zum Abendessen kommen, wenn ich den Prinzen nicht heirate?", fragte er leise und seine Mutter zog scharf die Luft ein. Er hatte ins Schwarze getroffen. Provokant reckte er das Kinn.
Diese Frau hatte schon seinen Respekt verloren, als sie aufgehört hatte an ihn zu glauben.

„Du wirst keine Wahl haben, Jeongguk", sagte seine Mutter ebenso leise. Ihr Lächeln war verschwunden, dafür glänzte etwas anderes in ihren Augen. Etwas, was Jeongguk ebenso lange nicht mehr an ihr gesehen hatte wie ihr Lächeln. „Der König steht dahinter. Genauso wie dein Vater und ich. Wenn du ablehnst, kommt das einer Ablehnung des Königshauses gleich."

„Das ist doch..."
Unsicher versuchte Jeongguk nach Worten zu ringen, doch seine Mutter nickte nur langsam und dämpfte ihre Stimme ein wenig.

„Ja, das wäre Rebellion", sagte sie langsam. „Und ja, darauf steht eine weitaus schlimmere Strafe aus, als man die Leute da draußen glauben lässt. Ich hatte heute Morgen beim Frühstück ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit dem König."

In Jeongguks Kopf liefen die Gedanken durcheinander. Er wollte weinen und schreien gleichzeitig, aber nicht einmal heiße Luft kam aus seinem offen stehenden Mund.
Er war also nicht mehr nur ein Arschloch, wenn er Taehyung nicht heiratete. Er war jetzt auch ein Rebell?!
Immerhin konnte es ab jetzt nicht noch schlimmer werden.

„Mr. Jeon? Mr. Jeon, da sind Sie ja. Ich hab Sie schon überall gesucht."

Aufgeschreckt hob Jeongguk den Kopf und stand von seinem Sessel auf. Die Miene seiner Mutter war eingefroren und sie machte einen Schritt zurück, als die Bedienstete - Wheein - auf ihn zugeeilt kam und halb außer Atem vor ihm einen Knicks vollführte. Peinlich berührt drehte Jeongguk sich weg und lief rot an.

„Alles... alles gut. Sie müssen das nicht machen", versuchte er zu sagen, doch sie ignorierte seine Worte und überreichte ihm einen Briefumschlag.

„Das ist für Sie, Mr. Jeon."
„Von wem ist der?"
„Von... Prinz Taehyung", erklärte sie zögerlich und warf einen schnellen Blick auf Jeongguks Mutter, die sie so freundlich anlächelte, als wäre sie eine ihrer Kundinnen im Laden.

„Haben Sie schon reingesehen?"
„Es ist eine persönliche Nachricht, direkt an Sie adressiert. Ich würde mir niemals die Frechheit erlauben..."
„Okay, schon gut. Danke, Wheein", unterbrach Jeongguk sie schnell und nickte der jungen Frau freundlich zu, die erleichtert den Kopf senkte und sich langsam wieder von ihnen entfernte.

Erst als sie jedoch zur Tür hinaus war, sah Jeongguk wieder zu seiner Mutter, die siegessicher lächelte.
„Mach ihn auf..."

Doch Jeongguk schüttelte nur den Kopf und stopfte sich den Brief in seine hintere Hosentasche.
„Der Brief ist für mich. Und ich werd ihn auch allein lesen", erklärte er würdevoll. „Wenn du mich jetzt also entschuldigst, Mutter."

Er verbeugte sich tief, verkniff sich ein Grinsen und stolzierte hoch erhobenen Hauptes aus dem Raum.
Seine Mutter sah ihm nur schweigend hinterher.



Auf seinem Zimmer angekommen trat Jeongguk die Tür mit dem Fuß zu, während er den Brief aufriss und den beschriebenen Zettel herausholte.

Lieber Jeongguk,
ich weiß, dass unser Start nicht unbedingt der Beste gewesen ist. Du bist hier angekommen, nachdem du meinetwegen entführt worden bist. Und ich kann sehr gut verstehen, falls dich die Verwirrung und Wut deswegen gerade fertig macht, doch ich möchte trotzdem versuchen uns wenigstens eine Chance zu geben. Ich würde heute Abend gern mit dir allein zu Abend essen, um dich ein bisschen kennenzulernen und das Verhältnis ein wenig aufzulockern. Um 18:00 Uhr hol ich dich von deinem Zimmer ab.
Alles Liebe,
Taehyung

Ein verächtliches Lachen drängte sich aus Jeongguks Kehle, als er sich auf sein Bett warf und in den Kissen einsank. So tief waren sie also schon gesunken.

Nicht nur, dass Taehyung sich ihm gegenüber niemals so ausdrücken würde, sie hatten sich auch nicht sonderlich viel Mühe beim Fälschen seiner Schrift gemacht.










Man merkt richtig, wie das Leben wieder anrollt und schneller wird...

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Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now