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Hastig eilte Jeongguk ins Badezimmer und fuhr sich durch die Haare. Sie waren schon wieder trocken, aber irgendwie so zerzaust und unordentlich, dass er ein Glätteisen gebraucht hätte, um sie zu bändigen. Das Shampoo, was er hier gestellt bekam, war alles andere als pflegend.

Immerhin hatte sein T-Shirt keine Flecken und er roch nach Pfirsich und Wildblumen, wie es die Beschreibung des Duschgels versprochen hatte.

Mit klopfendem Herzen setzte er sich zurück auf sein Bett und sah zur Tür. Wie dämlich das aussehen musste. Als würde er sich allen Ernstes auf Taehyungs Besuch freuen, ihn geradezu erwarten. Dabei war er nur aufgeregt zu erfahren, ob der Prinz Neuigkeiten hatte... und darauf seine Stimme wieder zu hören.

Es dauerte nicht lang, als an seine Tür geklopft wurde und sich das Schloss öffnete.

„Hey", begrüßte Jeongguk ihn und ärgerte sich darüber, dass es so schüchtern klang. „Willst du ne Verbeugung oder so?"

„Lass gut sein", winkte Taehyung ab und trat die Tür hinter sich zu, während er noch im selben Atemzug seine Krawatte lockerte und sich durch die sorgfältig frisierten Haare fuhr.

„Ist alles gut?", fragte Jeongguk verwirrt. Vom Nahen sah der Prinz irgendwie gestresst aus.

„Ja... also... ja. Schon. Wie geht's dir so?"
„Ganz gut. Yoongi hat mich heute rausgelassen und dann hab ich angefangen dieses wahnsinnig spannende Buch zu lesen", grinste Jeongguk und hielt das Cover hoch. Sofort fiel die Anspannung von Taehyung ab und er fing an zu lächeln.

„Du musst die Anmerkung lesen. Der Konditor, der das geschrieben hat, ist klasse. Ich hab mich mal mit dem unterhalten."
„Du liest Anmerkungen von Rezeptbüchern?"

„Und ich backe. In der Schlossküche ist genug Platz und genug Leute, die den Vorkoster spielen." Taehyung sah richtig stolz aus. Als wäre das das einzige, womit er angeben könnte.

„Man entdeckt immer wieder neue Seiten an Menschen", schmunzelte Jeongguk und sah zurück auf das Buch, ehe er es zuklappte.

„Ja, das stimmt."

Überrascht von dem weit aus weniger enthusiastischen Ton seiner Stimme blickte Jeongguk zurück zu dem Prinzen.
„Sicher, dass alles in Ordnung ist?"
„Willst du es wirklich wissen? Es hat mit dir zu tun."
„Ja, natürlich." Auch wenn er es im letzten Monat jedes Mal bereut hatte, wenn es mit ihm zu tun hatte.

Taehyung seufzte und öffnete den oberen Knopf seines Hemdes, als würde er dadurch besser Luft zum erzählen bekommen.

„Mein Vater will nicht bezahlen. Er hat eine Summe von Geld ausgesetzt. Für denjenigen, der dich als erstes findet und zurückbringt."
„Das ist doch toll. Dann findest du mich halt, kriegst dein Geld und ich darf nach Hause."
„Ja, aber..."
„Ist es nicht genug?"
„Denkst du, dass 10.000 viel ist?"
„Ich hab Freunde, die für 10.000 töten würden."

Taehyung holte tief Luft und fuhr sich noch einmal durch die Haare.
„Wir haben bei weitem mehr als 10.000 bei uns auf dem Konto. Von 10.000 kauft mein Vater sich neue Schuhe."

Jeongguk senkte den Blick.
„Wie viel habt ihr denn?"
„Ich... ich weiß es nicht genau", druckste Taehyung herum und Jeongguk beobachtete, wie er nervös seine Krawatte noch ein wenig weitete. „Mehrere Millionen ganz sicher... so... hundert... zweihundert..."

„Wie viel?", fragte Jeongguk leise. Zum größten Teil weil er es nicht fassen konnte, zum weniger großen Teil, weil er genau wusste, dass Taehyung Einsicht in die finanzielle Verwaltung des Königshauses hatte.

„Zweihundertachtundneunzig..."
„Was?"
„Millionen."

Er nickte und wich Taehyungs Blick aus.
So war das also.

Während etwa die Hälfte der Menschen in seinem Land kein Geld hatten für Ausbildung, eine Wohnung, Wasser und sogar an manchen Tagen eine Mahlzeit, badete der König darin. Jeongguk wusste nicht einmal von Suppenküchen bei denen Obdachlose wenigstens einmal am Tag etwas Warmes zu Essen bekamen, wie es in anderen Ländern üblich war. Er hatte immer angenommen, dass ihr Land einfach wirtschaftlich noch nicht weit genug entwickelt war, um solche Stiftungen zu finanzieren. Dabei wurden alle Einnahmen, alle Steuern im Schloss gebunkert. Und für was?

„An was denkst du?", fragte Taehyung vorsichtig und zog an seinem Kragen, als würde er noch immer nur schwer Luft bekommen.

„An gar nichts", log er und starrte den Prinzen herausfordernd an. Sollte er ihn darauf ansprechen? Was wäre wenn sie sich wieder streiten würden? Vom Prinzip her wäre es egal. Früher oder später würden hier sowieso verzweifelte Menschen auftauchen, die für zehn Riesen weitaus fragwürdigere Dinge tun würden, als einen Menschen aus den Fängen von bösartigen Entführern zu retten. Dagegen würde Taehyung auch nichts mehr ausrichten können. Warum sich nicht also wieder anschreien lassen...









So wie die Schule momentan ist, so müssen sich die Menschen während des Blips im MCU gefühlt haben... wenn nur die Hälfte der Schüler da sind, sind die Gänge so leer... das ist fast beängstigend xD

Songempfehlung des Tages:
Lane boy [Twenty One Pilots]

Coup d'état ⇢ TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt