18 | he hates you

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„Es hat mit dir zu tun. Willst du es wirklich hören?"
Yoongi sah skeptisch aus und Jeongguk fühlte, wie ihn die Neugier verließ, dennoch nickte er.

„Taehyung hasst mich, oder?"
„Er wollte dir für heute die Essensrationen kürzen."

Jeongguk schluckte schwer und senkte den Blick auf seine Hände. Da hatte er sich ja etwas ganz besonders Schönes eingebrockt.
Ärgere niemals einen Prinzen. Und schubs ihn schon gar nicht in ein Wasserbecken.

„Und warum bist du trotzdem hier?", fragte er leise. Yoongi lächelte matt.

„Ich bin hier, weil er nichts davon weiß, und du mir irgendwie Leid tust. Taehyung ist gerade eben wieder nach Hause gefahren. Er war echt angepisst..."

„Weil er ins Wasser gefallen ist?"
So eine Memme. Abfällig verzog Jeongguk das Gesicht.

„Nein, mehr wegen... wegen dir im Allgemeinen."

Unter anderen Umständen hätte er jetzt stolz gelächelt, doch Yoongis Unterton machte ihn nervös.
Normalerweise ließ der Mann nie etwas durchschimmern. Und schon gar nicht, wenn es um Gefühle ging.

„Namjoon weiß davon übrigens auch nichts. Also wenn er morgen kommst, war ich gestern Abend nicht hier..."
„Namjoon will mich auch verhungern lassen?"

„Namjoon ist nicht der Prince Charming für den du ihn hältst, Jeongguk", erklärte Yoongi und atmete tief durch, bevor er weitersprach. „Er ist mit Taehyung zusammen aufgewachsen mit dem Wissen, dass er ihm eines Tages als Sicherheitschef zur Seite stehen wird. Er ist ihm so treu ergeben, dass er sich vor ihn werfen würde, um eine Kugel abzufangen. Was Taehyung nicht leiden kann, kann er auch nicht leiden."

„Also... mich?"
Abwartend sah Jeongguk zu Yoongi, dass dieser verneinte, doch der Blonde zuckte nur mit den Schultern und nickte.

„Taehyung mochte dich wirklich. Ihm gefällt deine Dickköpfigkeit, dein Lächeln und dass du so anders bist als er. Dass eure Welten sich quasi überhaupt nicht berühren. Er hat es aufregend gefunden dich kennenzulernen. Und er hat echt kurzzeitig gedacht, dass das mit euch vielleicht doch etwas werden kann..."

Jeongguk wehrte sich nicht gegen das Kribbeln in seinem Bauch und tat es damit ab, dass er immer so reagierte, wenn er das erste Mal erfuhr, dass jemand ihn mochte. Egal, ob er es erwiderte oder nicht.
Seit sein Vater ihm nicht mehr in die Augen sehen konnte, sehnte er sich nach Anerkennung und dass die Leute ihn gern hatten. Dass Taehyung ihn gern gehabt hatte, fiel unter die gleiche Kategorie, wie der hübsche Kerl beim Käsestand, der ihm immer zuzwinkerte, wenn er Parmesan für seine Mutter kaufte.

„Und... warum jetzt nicht mehr?", fragte Jeongguk vorsichtig, obwohl er die Antwort eigentlich gar nicht hören wollte.

„Sag du's mir. Wie hast du es geschafft Taehyung so dermaßen zu beleidigen, dass er seine Meinung um 180 Grad ändern kann?" Belustigung klang aus Yoongis Worten und Jeongguk wurde auf einmal ganz heiß.

„Ich hab ihn... eingebildet, arrogant, oberflächlich... und so genannt", murmelte er leise und senkte den Kopf. „Aber er hat danach gefragt. Ich schwör's. Er wollte wissen, warum ich ihn nicht leiden kann..."

„...und er hat gehofft, dass dir nichts einfällt. Der Arme."
„Der Arme? Der Typ will mich hier verhungern lassen", protestierte Jeongguk, verstummte jedoch sofort als er Yoongis Blick bemerkte. „Danke für das Sushi und die Suppe", murmelte er dann wesentlich leiser. „Ich weiß das zu schätzen."

„Kein Problem. Ich fand es ein bisschen fragwürdig, dass er auf einmal so etwas abzieht. Vor allem weil er immer so überzeugt von dir geredet hat. Er war richtig aufgeregt, als er heute Morgen angekommen ist."
„Ehrlich? Auf mich hat er eher reserviert gewirkt..."
„Oh, echt?"

Nachdenklich zog Jeongguk die Stirn in Falten. Jetzt wo er so darüber nachdachte...
Taehyung hatte ihm seinen Rucksack zurückgebracht. Er hatte ihn auf einen Spaziergang eingeladen und sich benommen, als wäre es ein Fakt, dass sie einander versprochen waren. Die Szene mit dem Armband fiel ihm ein.

„Aber... warum? Wollte er nicht sowieso nur das Geld einsacken und dann abhauen?", hakte Jeongguk nach. Irgendwie ergab das für ihn noch nicht so richtig Sinn. Nicht zuletzt, weil er sich partout nicht erschließen konnte, weshalb jemand wie Taehyung an ihm interessiert war. So weh es auch tat.

„Ja, aber man lässt doch auch keinen Hunderter auf der Straße liegen, nur weil man den Bus noch bekommen möchte. Zur Not nimmt man halt den nächsten."
„Das ist mir zu kryptisch."

Yoongi verzog genervt das Gesicht.
„Also manchmal bist du schon ne hohle Nuss. Was ich damit meinte ist, dass Taehyung, seit ich ihn kenne, schrecklich romantisch ist."
„Passt irgendwie zu ihm."
„Er glaubt an diesen... diesen Funken, wenn man die ersten paar Mal über eine Person spricht oder sie sieht."
„Oh nein..."
„Und keine Ahnung warum, aber du..."

„Sag es nicht", stöhnte Jeongguk und vergrub das Gesicht vor Scham in seinen Händen.

Na klasse. Sein Aufenthalt hier konnte gar nicht mehr schlimmer werden.
Er würde Taehyung nie wieder in die Augen gucken können, ohne daran zu denken, dass dieser tatsächlich versucht hätte ihn anzubaggern.
Zum Glück hatte er ihm diese Frage gestellt. Wer weiß, wo sie noch gelandet wären, wenn Jeongguk kein Licht ins Dunkle gebracht hätte...

„Vielleicht entschuldigst du dich trotzdem, wenn er das nächste Mal kommen sollte. Funke hin oder her. Das war auch auf normaler, zwischenmenschlicher Ebene nicht nett."
„Aber er hat..."
„Ja, ist gut. Wie war das... trenne Hass von Höflichkeit? Hat er das gesagt?"
„Ja." Überrascht sah Jeongguk von seinen Händen auf.

„Das war einer der ersten Dinge, die er gelernt hat. Und vielleicht solltest du dir das auch angewöhnen. Zumindest bis er aufhört dir dein Essen und deine Unterkunft zu finanzieren", meinte Yoongi und nickte mit dem Kopf zur Tüte. „Und jetzt komm her. Namjoon wird mir ganz bestimmt nicht abkaufen, dass ich länger als zwanzig Minuten Joggen gehe."

Gehorsam stand Jeongguk auf und setzte sich zu Yoongi an den Tisch, der die Schachteln auspackte und ihm eine Flasche Multivitaminsaft hinstellte.
Er hätte gern eine Bemerkung zu der Jogging-Sache gemacht, doch ihm gingen Yoongis Worte zuvor nicht mehr aus dem Kopf.

„Definiere einer der ersten Dinge", murmelte er und öffnete die Flasche.

„Wenn ich dir jetzt davon erzähle, kann ich dir auch gleich jedes Kapitel in seinem Leben herunterbeten. Und er würde mir schon hierfür den Kopf abreißen, deswegen... lieber nicht. Vielleicht fragst du ihn ja selbst, wenn er noch einmal Lust hat dein Gesicht zu sehen." Mit einem lauten Knacken brach er die Holzstäbchen des Sushiladens in zwei. „Aber ich glaub, du solltest zu Gott beten, dass das noch einmal passiert."












Ich hab so viele neue Bücher, die ich lesen sollte, aber stattdessen lese ich nur Bücher, die ich alle schon einmal gelesen habe...

Songempfehlung des Tages:
My Star [Mamamoo]

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now