5 | how to buy a man

Start from the beginning
                                    

Wesentlich desinteressierter als zuvor stopfte er das Armband in die Tasche seiner Jogginghose und faltete den Brief auseinander, um ihn zu lesen.

Wie fängt man einen Brief an, der für einen Menschen bestimmt ist, den man noch nie in seinem Leben gesehen hat? Obwohl... das ist gelogen. Ich hab dich auf Bildern gesehen.

Jeongguk verdrehte die Augen. Wenn das Taehyungs Art von Humor war, war der Stock in seinem Arsch größer, als er gedacht hatte.

Aber trotzdem fühlt es sich an, als wärst du mir vollkommen fremd.

„Schön. Du bist mir auch fremd. Da haben wir ja gleich was gemeinsam", murmelte Jeongguk leise und seufzte. So ein Spießer.

Was nicht verwunderlich ist. Wir haben uns nie getroffen oder uns unterhalten. Ich weiß, dass diese ganze Situation auf dich wirken muss, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank und um ehrlich zu sein hatte ich mir das alles auch ein wenig anders vorgestellt, aber ich bin der Meinung, dass man jedem Menschen eine Chance geben sollte. Ganz gleich ob man ihn kennt oder was man über ihn gehört hat.
Und deswegen möchte ich uns eine Chance geben. Am besten noch bevor sämtliche Organisation losgetreten werden. Ich möchte uns eine Chance geben, damit wir uns kennenlernen, bevor wir vielleicht den Rest unseres Lebens miteinander verbringen müssen. Falls du damit einverstanden bist, dann triff mich am Freitag um 18:00 Uhr vor dem chinesischen Restaurant am Hauptbahnhof. Ich freu mich darauf dein Lächeln in echt zu sehen.
Liebe Grüße,
Taehyung

Es war echt. Gestern Abend war weder ein Scherz noch ein Traum gewesen.
Das war der Kim Taehyung und er hatte ihn um ein Date gebeten. Heute Abend.

PS.: Der Stein an dem Armband ist ein Amethyst. Er soll angeblich eine entgiftende Wirkung haben. Die alten Griechen haben sie getragen, um schlechte Gedanken fernzuhalten. Für den Fall, dass es dich interessieren sollte...

Zutiefst verwirrt faltete Jeongguk den Zettel wieder zusammen und setzte sich erst einmal auf einen Stuhl. Das Wasser hatte aufgehört zu kochen, aber er hatte gerade keine Kraft sich jetzt einen Tee auszusuchen.

Er wusste nicht, was er von Taehyung halten sollte.

Irgendwie war es schon süß, dass er sich für die Wirkungen von Mineralien interessierte. Jeder hatte irgendein schräges Hobby. Jeongguk hatte sich selbst eine sehr lange Zeit mit Kristallen beschäftigt, als er zu seinem zehnten Geburtstag ein kleines Büchlein über Mineralien bekommen hatte. Es war vom Flohmarkt und er hatte nur darum gebettelt, weil er die Bilder von den glänzenden Steinen so schön gefunden hatte.

Auf der anderen Seite machte Taehyung einen so... förmlichen und distanzierten Eindruck, dass Jeongguk sich nicht wirklich vorstellen konnte ein vernünftiges Gespräch über Süßkartoffelpommes zu führen. (Er hasste sie und konnte nicht verstehen, was andere daran fanden.)

Noch während er jedoch überlegte den Brief noch einmal zu lesen und danach eine Münze zu werfen, ob er gehen sollte oder nicht, klingelte es an der Tür.

Schnell legte Jeongguk das Papier auf dem Küchentisch ab, kontrollierte sein T-Shirt nach irgendwelchen Flecken und hetzte zur Tür, um zu öffnen.

„Hallo? Wer ist da?", fragte er durch die Freisprechanlage und erwartete schon die Stimme seiner Mutter, die ihn in der Mittagspause ins Geschäft holen würde.

„Paketdienst. Ich hab hier was für... Jeon Jeongguk?"

Das Paket war groß. Nicht riesig, aber groß genug, dass Jeongguk es dem Boten mit beiden Händen abnehmen musste.

„Danke, Sir", lächelte er, doch der Typ ignorierte ihn und tippte irgendetwas auf seinem Gerät ein.
„Schönen Tag noch", grunzte er dann und stob die Treppe wieder herunter. Verwundert stupste Jeongguk die Tür mit dem Fuß hinter sich zu. Er bestellte nie etwas im Internet, aber waren diese Leute immer so unfreundlich?

Er stellte das Paket auf dem Küchentisch ab und besah sich den Aufkleber. Es war tatsächlich an ihn adressiert. Vielleicht ein Versöhnungsgeschenk von seinem Vater zu seinem Geburtstag... in einem halben Jahr.

Grinsend schüttelte Jeongguk den Gedanken ab und riss das Klebeband ab, um es zu öffnen. Ein Zettel lag gleich obenauf.

Für den Fall, dass es doch noch einmal kalt werden sollte.
T.

Ein Geschenk?!
Als ob man ihn damit kaufen könnte.
Wütend zerriss Jeongguk den Zettel und zog die Winterjacke aus dem Karton. Sie war groß, schwer und hielt vermutlich selbst dann noch warm, wenn man zu einer Eisbären-Expedition aufgebrochen war. Probehalber zog er sie sich über und vergrub die Hände in den Taschen. Sie passte perfekt und irgendwie hatte er das Gefühl sie würden seine Schultern breiter machen. Ein Blick in die Fensterscheibe bestätigte es und er lächelte zufrieden.

Als er sie wieder auszog, fiel ihm jedoch das Preisschild auf, das noch nicht entfernt worden war. Seine Augen weiteten sich zuerst und verzogen sich dann zu engen Schlitzen.

Wenn er die Jacke zum Originalpreis verkaufen würde, könnte er für anderthalb Monate ihre Miete übernehmen. Und dieser Typ dachte ernsthaft ihn damit kaufen zu können?
Mit einer neuen Jacke?

Aufgebracht pfefferte er das Kleidungsstück zurück in den Karton und stapfte in sein Zimmer, um seinen Computer zu öffnen. Wenn Taehyung seine Traumhochzeit wollte, konnte er die gern haben.
Nur nicht mit ihm.

Er hatte schon etwas anderes vor.













Da das hier runter geht wie Butter... eine Lesenacht und drei Kapitel für euch und hoffentlich genug Durchhaltevermögen für mich xD

Ein bisschen Liebe:

Coup d'état ⇢ TaekookWhere stories live. Discover now