31 - Musik

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~Tonis Sicht~

Auch nachdem meine Großeltern tatsächlich weg waren saßen ich und Rezo noch im Musikzimmer. Er reihte verschiedene Akorde an seiner Gitarre aneinander, bis sie ihm gefielen und er sie aufschrieb. Ich saß auf dem Klavierhocker und hörte ihm aufmerksam zu, doch Mein Blick war auf die verstaubten weißen Tasten gerichtet.

Rezo hatte mir erzählt, dass nur seine Mutter Klavier gespielt hatte. Doch sie hatte aufgehört.

Langsam hob ich meine Hand und ließ meine Finger vorsichtig über die Tasten gleiten. Bilder meiner Schwester flackerten dabei in meinem Kopf auf und ohne zu überlegen drückte ich eine der Tasten. Der langgezogene weiche Ton war wie ein Messerstich in mein Herz, doch Balsam für meine Seele. Ich spielte noch ein paar weitere Töne. Mittlerweile nahm ich alles um mich herum nur noch wie in einer Trance wahr.

Irgendwann legte ich schließlich auch die zweite Hand auf die Tastatur und spielte das, was mir als erstes in den Sinn kam. Als mir bewusst wurde, dass die Töne, die des Lieblingsliedes meiner Schwester waren, steigerte ich mich nur noch mehr ins spielen hinein. Ich spielte immer schnell und übte mehr Druck auf die Tasten aus, bis mir jemand eine Hand auf die Schulter legte. Ich erschrak und mein Blick schnellte hoch, zu Rezo. Er schaute mich mitleidig an. Ich ließ mich zur Seite fallen, sodass mein Körper nun an seinem lehnte und er mir sanft über den Kopf streicheln konnte.

Eine Weile schwiegen wir. Rezo hatte sich neben mich gesetzt und ich hatte meinen Kopf auf seiner Schulter abgelegt. Sein rechter Arm lag um an meine Hüfte.

"Spiel etwas anderes.", flüsterte Rezo irgendwann. Ich hob meinen Kopf ein wenig und legte meine Finger ganz vorsichtig auf die Tasten.

Nach einer kurzen Überwindungszeit erklangen die hohen Tönen von River flows in you im ganzen Raum. Im Gegensatz zu L'après midi war das Lied viel schneller und eine Oktave höher. Meine Schwester hatte es noch nie gespielt, sondern meine Mutter war es, die es mir beigebracht hatte.

Rezo drehte sein Gesicht zu mir und sein Blick, welcher bisher auf meine Finger gerichtet war, heftete sich nun an mein Gesicht, bevor er sein Gesicht in meinen Haaren vergrub.
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362 Wörter

Es ist ein sehr kurzes Kapitel, doch ich musste einfach noch etwas zur Musik schreiben, da ich mich selbst sehr verbunden zu ihr fühle. Sie hilft nicht nur Leuten, sie verbindet sie auch. Ich wüsste nicht, wo ich ohne Casper, der mir gesagt hat, dass es egal ist, was andere über mich denken, wäre. Wo ich ohne Yurima, die jeden für etwas besonderes hält, wäre. Oder ohne Kraftklub, die uns fordern zu hinterfragen, wäre. Ich könnte noch ewig Leute/Bands wie Get Scared, Cro, Ed usw aufzählen, aber ich glaube, dass muss ich nicht.

Stay strong, little fighters!



"Alles endet, aber nie die Musik." - Casper

Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWhere stories live. Discover now