23 - Schnee

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~Rezos Sicht~

In den nächsten drei Wochen war ich vollauf damit beschäftigt Toni seinen Selbsthass zu nehmen, für die Halbjahresprüfungen zu lernen und wieder regelmäßig mit den Jungs zu spielen.

Ungefähr eine Woche vor den Prüfungen begann es zu schneien. Es war an einem Samstag, an welchem mich Toni morgens aufgeregt weckte:" Rezo! Auuuuuufwachen!", der Kleine ließ sich auf mich drauf fallen. Ich öffnete verschlafen meine Augen und schaute ihn überrascht an. "Wo ist den mein Morgenmuffel aufeinmal hin?", fragte ich Toni grinsend. "Es hat geschneit!", Tonis Augen funkelten von Freude und er lächelte breit. Ich schob den Kleinen auf meinen Schoß und setzte mich auf. Mein Blick wanderte zum Fenster und tatsächlich war draußen alles angenehm weiß.

Kaum versah ich mich, war ich auch schon dabei mir meine Jacke anzuziehen, während Toni ungeduldig neben mir rumhüpfte. Als ich fertig war zog er mich schnell an der Hand mit nach draußen.

Kurz darauf standen wir in unserem großen Garten, Toni streckte den Kopf in die Luft und schaute begeistert den hinunterfalkenden Schneeflocken entgegen. Ich nutze die Zeit in der er abgelenkt war, griff nach etwas Schnee und formte einen kleinen Ball daraus. Schnell warf ich ihn Toni in den Nacken. Dieser zuckte zusammen und drehte sich rasch zu mir. Er erwiderte meine verschmitzte Grinsen und griff auch in den Schnee. Schnell rannte ich weg und versteckte mich hinter dem Gartenhaus. Nun hatte ich bloss das Problem, dass ich nicht wissen könnte von wo er kommt.

Ich drehte mich leicht nach links, doch auf einmal landete etwas kaltes an meinen Hinterkopf und lief von da aus meinen Nacken hinunter in meine Jacke. Ich drehte mich schnell zu Toni um, welcher drauf und dran war weg zu rennen. Ich lief ihn hinter her, doch er war extrem schnell.

Ewig rannten wir durch den Garten, bis Toni irgendwann ausrutschte und auf die Fresse flog. Ich musste laut lachen. Toni setzte sich hin und schaute mich beleidigt an, was mich nur noch mehr zum lachen brachte. Der Kleine hielt dem nicht lange stand und prustete auch laut los.

Als ich mich beruhigt hatte hielt ich ihm meine Hand hin um ihn hoch zu ziehen, doch er zog mich mit auf den Boden. Ich landete auf ihm, aber mit viel Schwung drehte er uns, sodass er nun auf mit lag. Ich lächelte wissend und senkte legte meine Lippen sanft auf seine.

Die komplette Woche drauf verbrachten wir bloss mit den Köpfen über unseren Büchern. Besonders Toni war sehr aufgeregt, da die Prüfung zu 25% entschieden ob er sein Abi machen durfte. Die Endjahresprüfungen zählten den Rest.

Die letzte Nacht von Tonis erster Prüfung, saßen wir gemeinsam auf dem Sofa, er an mich gekuschelt und ich hatte einen Arm um ihn gelernt, und paukten zusammen irgendwelche Physikformeln. Irgendwann schlief ich ein, doch Toni schien fast die ganze Nacht durchgemacht zu haben.

Als ich morgens verschlafen meine Augen öffnete hörte ich das Wasser in der Dusche laufen. Tonis Buch lag noch aufgeklappt neben mir.

Als der Kleine fünf Minuten später aus dem Bad kam erschrak ich leicht. Er war sehr blass und es zeichneten sich große dunkele Schatten unter seinen Augen ab. "Hast du heute Nacht überhaupt geschlafen?", fragte ich und ging auf Toni zu, welcher etwas unsicher auf den Beinen schien, zumindest zitterten diese und er torkelte ein wenig. "Halbe Stunde vielleicht", nuschelte der Blauhaarige. Ich drückte ihn an den Schultern in Richtung Bett und anschließend auf dies. "Du schläfst jetzt noch eine Stunde und ich frag meine Mom ob sie uns zur Schule fahren kann.", befahl ich. Toni schüttelte den Kopf und versuchte sich gegen meine Hände auf seinen Schultern zu wehren, doch ich war deutlich stärker als er. "Doch!", letzendlich legte er sich doch hin.

Meine Mom stimmte zu uns zur Schule zu fahren, doch wieso verriet ich ihr nicht. Sie würde mit den Kopf abreißen, würde sie es wissen, den sie meinte, dass ich Toni gegenüber total überfürsorglich war und ihn schon fast bemutterte.

Wieder in meinem Zimmer wollte ich eigentlich ins Bad gehen, doch Toni drehte sich auf einmal um, schaute mich an und flüsterte:"Nicht... komm her.", zumindest war es das einzigste, was ich verstand. Lächelnd legte ich mich zu ihm und zog ihn in meine Arme. Er vergrub sein Gesicht an meiner Brust, auch wenn mir rätselhaft war, wie er dann Luft bekam, und schlang seine Arme um meinen Bauch. Ich hauchte ihm einen Kuss auf den Kopf. "Schlaf schön mein Kleiner!", flüsterte ich und fiel kurz darauf auch wieder in einen festen Schlaf.

Jedenfalls lief Tonis Physikprüfung gut und der Kleine landete in der Pause darauf auf meinem Schoß und schlief dort schon wieder ein.
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778 Wörter

Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWhere stories live. Discover now