4- Musik heilt alle Wunden

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~Tonis Sicht~

Ich hörte ein Kinderlachen und lief diesem nach. Ich kam an einem Spielplatz an, auf welchem meine kleine Schwester Louisa grade am Schaukeln war. Sie entdeckte mich und kam auf mich zu gerannt. "Toni!", freute sie sich und sprang in meine Arme. Ich fing sie auf und hob sie hoch. "Hey Kleine. Sie war's in der Schule?", fragte ich und ging mit ihr auf meinem zur Schaukel. Ich setzte mich drauf und auf meinen Schoß. "Toll! Ich hab schon wieder eine eins in Mathe und meine Freundin Nele hat mir ihren Glitzerstift geliehen.", sie zauberte einen kleinen Stift aus ihrer Hosentasche. "Cool!", antwortete ich. "Toni?", fragte sie und klimperte mit ihren langen Wimpern. Ich wusste was jetzt kommen würde. "Was kann ich für dich tun?", ich grinste sie an. "Kannst du mir bei den Englisch Hausaufgaben helfen? Die sind sooooo schwierig.", fragte sie und schaute mich durch ihre braunen Augen an. "Na klar!", sie sprang von meinem Schoß und zog mich an der Hand in Richtung Straße. Irgendwann ließ sie los und hüpfte vor mir her. Direkt auf die Straße zu. "Halt Lou!", rief ich doch sie hörte mich nicht und hüpfte auf die große Hauptstraße. Ich sprintete los. Ich war grade rechtzeitig da, dachte ich zumindest, und bekam ihre Hand noch zu fassen. Doch ich könnte sie nicht mehr rechtzeitig weg ziehen. Der LKW erwischte sie. "NEIN!!!!", schrie ich verzweifelt.

Ich schreckte hoch. Es war nur ein Traum. Nur ein Traum, beruhigte ich mich.

Ich setzte mich auf. Mein Kopf tat höllisch weh und mein Bauch erst. Kalt war mir auch noch. Ich wollte mich grade wieder hinlegen, als ich eine schöne Stimme aus dem Nebenraum singen hörte, irgendwann setzte auch eine Gitarre ein. Ich stand auf und ging aus dem großen Zimmer in den Flur. Dann ging ich weiter in Richtung des Raums, die Tür war nur an gelehnt. Ich lauschte:"If we go down, then we go down together. We'll get away with anything. Let's show them we are better!", ich öffnete die Tür leise, betrat den Raum und lehnte mich an die Wand. Rezo hatte die Augen geschlossen, spielte Gitarre und sang leise dazu.

"Let's show them we are better", er spielte die letzten Akorde und öffnete dann die Augen. Ich applaudierte. Er fuhr herum. Als er mich sah würde er rot. "Ich...äh-ähm...", stotterte er rum. "Das war toll!", fiel ich ihm ins Wort. Er lächelte unsicher. Ich ging auf ihn zu, doch mitten auf dem Weg würde mir ziemlich schwindelig. Ich fiel, kniff die Augen zusammen und wartete auf dem Aufprall. Doch er kam nicht, denn mich packte jemand an der Hand und zog mich in eine andere Richtung. Ich wurde von zwei Starken Armen aufgefangen, welche mich vorsichtig auf etwas weichem absetzten. Langsam öffnete ich meine Augen. Ich saß seitlich auf Rezos Schoß, er hatte seine Arme um mich gelegt und sah mich besorgt an. Ich lehnte meinen Oberkörper gegen seinen. Er legte seine Arm noch fester um mich. "Du bist total kalt", meinte er und versuchte an eine Decke zu kommen, die in seiner Nähe lag. Als er es dann schließlich schaffte breitete er sie über uns aus und lehnte sich an die Wand hinter ihm. Ich kuschelte mich ein.

Jetzt erst schenkte ich dem Raum mehr Beachtung. Er war groß und in ihm standen ein Keyboard, ein Schlagzeug, viele Gitarren und ein großer Schrank, in welchem man beispielsweise ein Lounchpad fand. In der Ecke in der wir saßen waren unzählige Kissen und Decken zu finden. Die Wände waren in einem hellen grau gestrichen.

Rezos Familie musste viel Geld haben, den das was ich vom Haus bisher schon gesehen hab war ziemlich groß und auch nicht grade spartanisch eingerichtet.

"Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte ich und setzte mich auf um ihn ansehen zu können. "Meine Mutter ist auf irgendeiner Ärtztekonverenz in Kopenhagen, ich hab vorhin schon mit ihr telefoniert.", erzählte Rezo. "Und dein Vater?", hackte ich nach. Rezo verspannte sich ein wenig. "Wenn es dir wieder besser geht zeig ich dir den Ort mal, er ist die Straße runter. Das vierte Grab von rechts ganz hinten in der letzten Reihe.", beschrieb er. "Oh... das tut mir leid!", nun war ich dran ihn mitleidig anzusehen. "Schon ok", er zog mich wieder an ihn.

"Ich hab nach seinem Tod mit der Musik angefangen. Er hat mir früher das Gitarre und Lounchpad spielen beigebracht. Wenn ich Musik mache oder höre fühle ich mit ihm verbunden. Es hilft.", fing Rezo irgendwann an zu erzählen. "Ich habe vor drei Jahren aufgehört. Früher habe ich oft mit... jemand bestimmten... zusammen gesungen oder gespielt. Sie hat Klavier gespielt und ich Gitarre.", erwiderte ich. "Versuch es doch nochmal mit singen. Vielleicht hilft es.", meinte Rezo. Unsicher schaute ich ihn an.
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Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWhere stories live. Discover now