28 - Ein altes Buch

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~Tonis Sicht~

Ewig lag eine gewisse Anspannung im Raum. Es wurden nur kurze, wortkarge Gespräche geführt, während meine Mum Kaffee einschenkte. Leider bekamen Rezo und ich keinen, da meine Großeltern erschrocken schauten, als Rezos Mum die Kanne in unsere Richtung bewegte. Also machte sie uns schnell Tee, obwohl wir den dritten Kaffee nach dieser schlaflosen Nacht vermutlich gut gebrauchen könnten.

Irgendwann fing mein Großvarter an über einen Sommer vor fünf Jahren zu erzählen, an dem ich mit meiner Schwester dort war. "Alle anderen so alt wie du, hätten den Sommer am Pool gelegen und seine Schwäster geärgert. Du hast die Tag in die Bibliothek oder mit deine Schwester im Garten verbracht.", erzählte er. "Liest du imma nock so gern?", fügte er schließlich hinzu. Ich beantwortete dies mit einem Nicken. Lächelnd holte der ältere Mann ein Packet aus seiner Tasche und überreichte es mir, seinem Enkel. Ich machte es auf und ein dickes Buch, mit italienischer Aufschrift, kam zum Vorschein. "Grazie.", sagte ich begeistert und umarmte meine Großeltern kurz.

Ich fuhr vorsichtig mit zwei Fingern über den Buchrücken und betrachtete die ineinander verschlungene Schrift, des Einbands. Das Buch sah sehr alt aus und schon auf den ersten Seiten standen viel, säuberlich mit Füller aufgeschriebene, Kommentare und Notizen.

Nachdem ich das Buch kurz betrachtet, oder eher bewundert, hatte, lege ich es weg und wendete sich wieder meinen Großeltern zu. "Was hast du in die letzten Jahre so gemacht?", fragte mein Großvater. "Naja, ich gehe jetzt in die zehnte Klasse, die neunte habe ich mit 1,1 beendet, ich hatte eine Zwei in Latein. Singen und Gitarre spielen tue ich nach wie vor. Außerdem habe ich so Was wie eine Vorliebe für Hörbücher entwickelt.", erzählte ich ein wenig. Mein Großvater nickte bloß und übersetzte schnell für meine Oma. Anschließend fragte er, wieso man Vater mich schlug, da ich doch eigentlich ein Vorzeigekind war. Ich schluckte schwer. Rezo griff zu meiner Hand und strich sanft darüber. Doch ich zog meine Hand schnell weg, ich wusste nicht, wie meine Großeltern zu so etwas standen.  "Ihr wart doch bei Louisas Beerdigung, oder?", fragte ich leide und mein Opa nickt bloß. "M-Meine Eltern ha-ha-haben... mir die Sch-u-uld -an ihren T-T-To-od ge-gegeben.", stotterte ich und hatte große Mühe meine Tränen zurück zu halten. Geschockt erzählte mein Opa dies meiner Oma, welche sogleich um den Tisch herumläuft  und mich in ihre Arme zieht. Sie drückt mich fest an ihren fülligen Körper und flüstert: "Tu non sei da biasimare." (Du bist an nichts Schuld.). Ich lasse einen Schluchzer aus meiner Kehle entgleiten.
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430 Wörter

Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWhere stories live. Discover now