5- Danke

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~Rezos Sicht~

Ich konnte Toni tatsächlich dazu überreden zu singen. Er setzte sich neben mich und ich spielte die ersten Akkorde von Hapier von Ed Sheeren.

Beim Anfang des Refrains liefen die ersten Tränen aus Tonis Augen. Ich wollte aufhören zu spielen und ihn in den Arm nehmen, doch er hob die Hand und sang weiter.

Die letzten Verse wurden fast von Schluchzern verschluckt, doch Toni sang das Lied tapfer zu Ende und verfiel dann in einen Heulkrampf. Schnell packte ich die Gitarre weg und zog ihm auf meinen Schoß. Fest schloss ich ihn in die Arme. Er krallte sich an mir fest. "Shhhhhh", machte ich. "Alles gut. Weinen hilft.", versuchte ich ihn zu beruhigen und strich ihm über den Rücken. Doch nichts half. Also hielt ich ihn einfach im Arm und versuchte ihm Geborgenheit zu geben.

Irgendwann hob ich ihn hoch und trug ihn in mein Zimmer ins Bett. Ich setzte mich neben ihn und strich ihm ein paar Tränen aus dem Gesicht. Langsam hörte er auf zu weinen und schluchzte nur noch ein wenig.

Irgendwann wurde es ruhig und Tonis Atem wurde wieder regelmäßiger. Ich stand auf und kramte ein wenig in meinem Kleiderschrank, eh ich Toni eine Jogginghose, ein Shirt und Unterwäsche aufs Bett legte. "Du willst doch bestimmt umziehen?", sagte ich, als er mich fragend ansah. Er nickte leicht. "Ich geh solang runter und mach uns was zu essen, bin gleich wieder da.", Toni nickte wieder und ich verließ das Zimmer.

Unten schob ich eine Tiefkühlpizza in den Ofen und goss Apfelsaft in zwei Gläser.

Als die Pizza dann fertig auf dem Tisch stand, ging ich wieder hoch und klopfte an meine Tür. Schon komisch an die Tür seines eigenen Zimmers klopfen zu müssen. "Kannst", rief Toni und ich kam rein. Der Kleine saß auf dem Bett und bei seinem Anblick kam mir der Gedanke, dass er öfter oversize Klamotten tragen sollte, da er so einfach zu cute für diese Welt war! Doch diese Gedanken verscheuchte ich wieder. "Na komm!", ich nahm seine Hand und zog ihn hinter mir her.

Vor der Treppe blieb Toni stehen und zog seine Hand aus meiner. "Ähm...i-ich...", stotterte er. Ich verstand und grinste. "Schon gut", wir gingen weiter ohne das ich seine Hand hielt.

In der Küche stand das Essen schon auf der Theke, an welcher ein paar hohe Barstühle standen. Und genau das, war das Problem. Toni war zu klein um sich einfach hinzusetzen und wegen seinen Verletzungen konnte er sich auch nicht vernünftig hoch ziehen. Er sah mich verlegen an. "Ähm... Kannst d-du mir helfen?", er wurde ein wenig rot. "Das muss dir doch nicht peinlich sein", mein Grinsen würde noch ein wenig breiter. Ich legte meine Hände an seine Hüften und hob ihn mühelos auf den Stuhl. Tonis Gesicht glich mittlerweile einer Tomate, doch ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab.

Irgendwie war es mit ihm anders als mit all meinen anderen Freunden. Ich hatte immer den Drang ihn zu umarmen. Den Drang ihn zu beschützen und mich um ihn zu kümmern. Ihm zu helfen. Ich könnte es einfach nicht sehen, wenn es ihm schlecht ging, es machte mich wütend.

"Rezo?", drang Tonis Stimme in mein Ohr. "Hmh?", antworte ich abwesend. "Hast du mich überhaupt gehört?", er lachte leicht. "W-Was?", verwirrt sah ich ihn an. Toni lachte noch ein wenig lauter, was mich zum Grinsen brachte. Sein Lachen brachte mich fast um den Verstand. Es war ein Wunder, dass sein Lachen nicht waffenscheinpflichtig war.

"Ich hab gefragt wann deine Mutter wieder kommt.", wiederholte Toni, als er sich beruhigt hatte. "Am Samstag", antwortete ich. Da heute erst Mittwoch war hatten wir also noch ein wenig Zeit zu zweit. Das war zweideutig. Ich grinste.

Als ich fertig war sah ich zu Toni. Er hatte bisher nur ein Stück Pizza angerührt und auch an diesem bloss geknabbert. "Was ist denn los?", fragte ich. Er murmelte etwas unverständliches. "Sorry. Was?", ich musste ein wenig schmunzeln. "Hab Bauchschmerzen und schlecht ist mir auch", erzählte er leise. Ihm war wohl unwohl dabei, darüber zu sprechen wie es ihm ging. "Ist ja auch kein Wunder.", sagte ich so leise, dass nur ich es hören konnte. "Du musst nichts essen. Leg dich lieber wieder hin.", schon wider schlich sich das Mitleid in meinen Blick. "Lass das!", murmelte Toni. "Was denn?", in seinem Blick sah ich, dass es ihm schon wieder leid tat. "'tschuldigung! Ich kann Mitleid einfach nicht ertragen. Die Leute, die mich immer so angucken, als würde ich morgen sterben, aber nichts tun. Aber du hast ja was getan. Mehr als nur was. Danke.", das letzte Wort flüsterte er bloss. "Gern.", ich lächelte. Er schaute mich an. Ich ging zu ihm rum, hob ihn hoch und lief mit ihm im Arm in mein Zimmer. "D-Du musst mich do-doch n-nicht tragen.", Toni wurde rot. "Doch! Ich hab gesehen, wie doll das eben weh tat, wollte aber warten bis du was sagst, aber eh du dich selbst kaputt machst.", erzählte ich. "Das hat mein Vater doch schon", murmelte der Blauhaarige und schaute auf seine Hände.
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844 Wörter

Die Farbe der Liebe ist blau || #RezoniWo Geschichten leben. Entdecke jetzt