𝔼𝕚𝕟𝕦𝕟𝕕𝕧𝕚𝕖𝕣𝕫𝕚𝕘

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Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, wurde mir klar, dass ich Megans Meinung teilte. Immerhin wusste ich mittlerweile ziemlich genau, wie Dylan früher drauf gewesen war und nun war ich froh, mehr als eine schnelle Nummer für ihn zu sein.

Zwar waren nach dem Abend in der Scheune nicht im Streit auseinandergegangen, allerdings hatte der Vorfall zu spürbaren Spannungen zwischen uns geführt. Um die Wogen zu glätten, beschloss ich, Dylan eine Nachricht zu schreiben.

Hey! Tut mir leid
wegen vorhin.
Ich wollte dich nicht
überrumpeln und
dadurch den
Abend ruinieren.

Da sich der Status sofort auf gelesen änderte, starrte ich gebannt auf mein Display. Er tippte, während ich instinktiv den Atem anhielt.

Schon okay,
du hast nichts
falsch gemacht.
Musst du
morgen
arbeiten?

Nein. Erst wieder
am Wochenende,
da richten wir eine
Hochzeit aus und
ich freue mich jetzt
schon – nicht.
Wenigstens kann
Danielle mithelfen,
dann wird es nicht
ganz so stressig.

Soll ich dich
morgen gegen
18 Uhr abholen?
Habe meiner Tante
versprochen, ihr
tagsüber im
Garten zu helfen,
aber abends
würde passen.

Klingt gut!

Finde ich auch!
Schlaf gut.

Gute Nacht.

Erleichtert sperrte ich das Display und legte mein Handy auf dem Nachttisch ab. Als ich mich anschließend in meine Bettdecke einrollte, dauerte es nicht lange, bis mir endlich die Augen zufielen.

****

»Warum muss es hier eigentlich immer so unglaublich heiß sein?« Dylan öffnete die Wasserflasche in seiner Hand, nur um diese in Rekordschnelle an seine Lippen zu führen. Wir saßen mittlerweile seit einer Stunde auf der Wiese am Hafen und obwohl es bereits nach 19 Uhr war, lag noch immer eine unangenehme Hitze in der Luft.

»Wenigstens hast du inzwischen dazugelernt«, antwortete ich kichernd und beobachtete, wie er daraufhin überlegend die Flasche absetzte.

»In wie fern?«

»Am Anfang bist du immer mit einem Hoodie rumgelaufen und ich habe mich schon oft gefragt, wie du es geschafft hast, bei dreißig Grad im Schatten keinen Hitzschlag zu bekommen.«

Er sah mich einen Augenblick nachdenklich an. »Die Hoodies gehören Greg. Er hat sie regelmäßig liegen lassen, wenn er bei mir gepennt hat und seine Eltern haben mir erlaubt, sie zu behalten«, erwiderte er nach einer kurzen Pause und mein Lächeln fror sofort ein.

»Oh Gott«, stammelte ich unbeholfen drauf los, »ich ... es ...«

»Schon gut«, unterbrach er mich und griff liebevoll nach meiner Hand. »Du konntest es nicht wissen. Wie solltest du auch?«

»Ich wollte die Stimmung nicht ruinieren«, erklärte ich daraufhin nur mit gesenktem Kopf, aber er zögerte nicht und hob mein Kinn mit seinen Fingern wieder an.

»Hast du nicht.«

Bevor ich reagieren konnte, lagen seine weichen Lippen auch schon auf meinen und ich schaffte es, mich wieder zu entspannen.

»Weißt du, was ich an dir so mag?«, flüsterte er, als wir uns ein Stück voneinander gelöst hatten und als ich bloß zaghaft den Kopf schüttelte, seufzte er kurz auf. »Du nimmst mich wahr. Nicht bloß die traurige Geschichte, die wohl viele Menschen hören möchten, um ihren inneren Katastrophentouristen zu befriedigen.«

Obwohl seine Worte als Kompliment gemeint waren, ließen sich mich unmerklich zusammenzucken. Sofort musste ich an die Nachforschungen denken, die ich nach unserer ersten Begegnung eingeleitet hatte und kam mir plötzlich unglaublich schlecht vor. »Danke«, erwiderte ich trotzdem und zwang mir ein Lächeln auf.

»Es gibt nichts Schlimmeres, als Menschen, die sich in die Angelegenheiten anderer einmischen«, fuhr er unbeirrt fort. »Menschen, die alles über tragische Schicksale erfahren wollen, nur, um sich von ihrem eigenen miserablen Leben abzulenken. Ihnen ist vollkommen egal, wie sich die Betroffenen dabei fühlen.«

Mein Mund war mittlerweile vollkommen ausgetrocknet, unfähig auch nur eine Silbe hervorzubringen. Außerdem befürchtete ich, mich jeden Moment übergeben zu müssen.

»Alles okay?« Erst jetzt nahm ich wahr, dass Dylans Blick besorgt auf mich gerichtet war.

»Ich habe wahrscheinlich einfach zu wenig getrunken«, brachte ich unter leichtem Krächzen hervor und versuchte, das heftige Klopfen meines Herzens zu ignorieren. Er würde mich auf der Stelle verlassen, wenn er von meinen Stalkingaktivitäten erfahren würde, da war ich mir sicher.

Dylan zögerte nicht und reichte mir seine Wasserflasche. Dankbar spülte ich die durch die Temperaturen bereits lauwarme Flüssigkeit herunter.

»Besser?«, vergewisserte sich Dylan noch immer sichtlich beunruhigt.

»Geht schon wieder«, presste ich angespannt hervor und versuchte erneut, die Situation durch ein Lächeln zu überspielen.

Seine Worte hallten in meinem Kopf nach und ich schwor mir, dass er niemals etwas von meinen Nachforschungen erfahren durfte.

Who Is Dylan?Where stories live. Discover now