Lasst uns Pornhub übertrumpfen!

2.1K 74 3
                                    

48. Kapitel

Wenigstens eine Sache war in all dem Chaos, das viele auch unter „Charlies Leben" kannten, gleichgeblieben. Die Schule schien in mir immer noch die einzigartige Wirkung hervorzurufen, am liebsten wegrennen zu wollen und nie wieder zu kommen. Doch gegen die kribbelige Erwartung und die immer größer werdende Nervosität in mir schienen die Symptome des Schulbesuches etwas erträglicher.

Ich hatte bereits den ersten Block Unterricht hinter mir, saß an der Cafeteria und löste keine Sekunde meinen Blick von deren Tür, durch die unablässig Schüler hereinströmten. Mit Tella hatte ich bereits gestern Nacht – an Schlaf war für mich sowieso nicht zu denken gewesen – über die Erlebnisse mit Jasper geredet. Trotzdem hatte ich ein paar kleine Details wie die miese Begegnung mit Jas' Vater unerwähnt gelassen.

Meine restlichen Freunde schienen mir zwar ab und zu schiefe Blicke zuzuwerfen, äußerten aber keinen Kommentar zu meinem hyperaktiven Verhalten.

Dunkelbraune Haare blitzten in dem Gemenge auf und bevor mein Herzschlag für eine Sekunde aussetzen konnte, bahnte sich Jasper auch schon einen Weg zu unserem Tisch, sein Blick auf mir.

All die Angespanntheit fiel von mir ab, als er mir ein breites Grinsen zuwarf, zwinkerte und sich neben mich niederließ.

„Hey." Seine leise Stimme jagte mir kleine Schauer über den Rücken und mein Lächeln, das sich unauffällig auf mein Gesicht gebildet hatte, wuchs unwillkürlich. Kurz war ich versucht meine Zuneigung zu verstecken, doch ich stoppte mich. Das hier war kein Geheimnis, es sollte keines sein, und ich würde es keinesfalls zu einem machen.

Das hier war - bei all meinen Verirrungen, Fehlern und verrückten Momenten – mein Leben, und ich würde mich nicht länger verstecken. Vor allem nicht vor Jasper.

Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte ihn: „Darf ich dich küssen?"

Jas, der mittlerweile Kyle – dem seine Verwirrung bei meinem Verhalten anzusehen war – begrüßt hatte, hörte trotz des Trubels meine leise Frage, so unsicher sie auch geklungen haben mag.

Einen Moment starrten wir uns an, seine bitterbraunen Augen alles, was ich auf mir spüren wollte.

Schließlich schloss ich meine Augen und war dabei, die Demütigung der unerwiderten Frage auf mich einprasseln zu spüren, als sich eine Hand an meine Wange legte, warm an meiner Haut. Reflexartig öffnete ich meine Augen und - hätte mich fast verschluckt. Jasper war mir nähergekommen und bevor ich vor Erleichterung seufzen konnte, spürte ich seine Lippen wie ein Versprechen auf meinen – weich, sanft, vertraut. Es waren wahrgewordene Träume, die über unsere Lippen flossen, ohne dass Worte sie überquerten. Ich ließ meine Hände hinter seinem Nacken sich finden, ihn näher zu mir ziehen und den Kuss vertiefen. Sein unterdrücktes Stöhnen ließ mich grinsen, und –

Wir wurden unterbrochen.

„Ihr macht Pornhub echt überflüssig – und so sehr ich das zu meinem Vorteil nutzen will, muss ich doch anmerken, dass euch auch der alte Mr Birmingham zuschaut." Jasper und ich lösten uns voneinander. Blinzelnd suchte ich die Cafeteria nach unserer Unterbrechung ab, als mir auffiel, dass uns alle anstarrten. Ich sah Joeys Blick, der mehr perplex als böse wirkte, und bemerkte Glynn, der enthusiastisch grinste und uns beide Daumen entgegenstreckte.

Ich zwinkerte ihm keck zu, bevor ich mich Harry zuwandte – der Einzige, der abgesehen von Jasper lässig grinste. Keine Frage, er war die personifizierte Störung gewesen.

Schließlich räusperte sich Jasper, als ich Harry ausreichend missmutig angestarrt hatte, und meinte in den unheimlich stillen Saal: „Euer Essen wird kalt."

Selbst die intellektuellen Tiefflieger unserer Zuschauer musste die Aufforderung verstanden haben, denn alle schienen sich wieder ihrem Essen zuzuwenden. Es dauerte nur wenige Momente, bevor der Raum wieder vor Stimmen summte – garantiert die Hälfte davon über Jas' und meine Einlage.

Doch ich lächelte nur zu Jasper hoch, griff nach seiner Hand und drückte sie.

Und als er meiner Freude mit gleichem Enthusiasmus begegnete, da hätte ich schwören können, dass ich den Sinn des Lebens verstand. Zu verstehen und verstanden werden - ist das nicht der innigste Kern des Menschseins?

Doch vielleicht auch nur den Sinn der Liebe – aber vielleicht war das auch dasselbe.

AUTHORS NOTE:
Freunde, es tut mir leid. Schon wieder eine Woche später, schon wieder zu spät 😬.
Zu meiner Verteidigung: Ich kam erst heute Nacht nachhause 😅. Ich hoffe, ihr hattet trotzdem viel Spaß beim Lesen ^^.
Bald ist außerdem Ostern - seid schon in Osterstimmung?
Ich leider gar nicht, aber ich freue mich trotzdem schon riesig auf die Feiertage :).
Ich hoffe, ihr habt noch ein schönes Wochenende und einen guten Start in die neue Woche <3.

Mit verbundenen AugenTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon