Himmel Herrgott, Sakradüdelchen!

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17. Kapitel

Das große, fette „Hä?" schien mir auf die Stirn geschrieben zu sein, denn eine Junge von der Ersatzbank setzte sich neben mich, stellte sich als Glenn Gibson vor und bot mir an, den Spielverlauf zu erklären. Ich nahm das Angebot dankbar an, obwohl ich mir einen Kommentar zu seinem Namen nicht verkneifen konnte.

„Gerade versuchen unsere Gegner den Spielball in die Endzone zu bringen und einen Touchdown zu erzielen – wie Kyle vorhin. Damit würden sie einen Gleichstand erzielen, was für uns natürlich ziemlich ungünstig wäre", er wies auf die blauen Spieler, die in einer Taktik, die ich nicht ganz durchschauen konnte, auf unsere Spielhälfte zu rannten. Die Anfeuerungen auf der Tribüne am anderen Feldrand wurden lauter und alle starrten gebannt aufs Spielfeld, die Spannung hing schwer in der Luft.

Das rote Team, unsere Spieler, waren zwar verdammt schnell und gut trainiert, allerdings schienen auch sie etwas verwirrt von der Taktik ihrer Gegner. Die Nummer zehn, Kyle, ließ seine Mannschaft auf ein Zeichen eine neue Strategie anwenden und seine Teammitglieder formierten sich sofort neu. Die meisten von ihnen konnte ich unter den Helmen nicht identifizieren, nur Kyle und Tyler erkannte ich wegen ihrer Nummern. Dann ging alles ziemlich schnell.

Das blaue Team, die Sharkbay, oder wie Tella sie nannte, Die Running Gags, schaffte es trotzdem fast vorbei. Nummer elf hatte sich von hinten einen Weg gebahnt, die Formation der Sharkbay zerstört und sich dabei noch irgendwie den Football geschnappt. Wie es aussah, wusste er, dass er aus der Nummer nicht einfach wieder rauskam, auch wenn er erstaunlich flink war. Er warf den Ball in hohem Bogen Tyler zu, welcher ihn sicher auffing und lossprintete. Obwohl er den Ball nicht mehr hatte, wurde Nummer elf Sekunden darauf brutal zu Boden geschmissen. Ich zog zischend die Luft ein, denn er wurde geradezu niedergetrampelt. Keine Ahnung, wie er nach dieser Aktion wieder stehen konnte, aber er tat es.

Ich drehte mich zu Glenn um und auch er schaute besorgt drein.

„Wollt ihr ihn nicht einwechseln oder so?"

Sein Blick wanderte zu mir und er kaute nachdenklich an seiner Unterlippe.

„Ich habe das nicht zu entscheiden. Wir haben hier auch keinen Coach, der das entscheiden könnte, immerhin dürfte das Spiel eigentlich gar nicht stattfinden. Nur Kyle kann sowas jetzt bestimmen." Kaum hatte er zu Ende gesprochen, wanderte mein Blick wie automatisch zu Nummer zehn, die jetzt einen zweiten Touchdown vollführte. Kein anderer schien sich für Nummer elf zu interessieren, die langsamer als zuvor hinterherlief. Auch ich hatte zwar oft mitbekommen, dass die elf am meisten Verletzungen abbekam, hatte aber nicht wirklich länger darüber nachgedacht. Meistens hatte ich sowieso vor allem auf Kyle geachtet. Aber heute war es anders. Ich saß direkt am Spielfeldrand, ich hatte den Schmerz des Jungen sehen können. Und da konnte man nicht so einfach wegschauen wie aus der Distanz. Trotzdem blieb mir nichts anderes übrig als zuzuschauen und nervös mit den Zähnen zu knirschen.

Als die Halbzeit verkündet wurde, sprang ich auf und machte sofort für die verschwitzten Jungs Platz. Die meisten registrierten mich gar nicht, sie schmissen sich einfach nur auf die Bänke und schnappten sich ein dutzend Wasserflaschen.

Manche zogen sich sogar die Trikots über den Kopf und schütteten etwas Wasser über sich und ich trat unwillkürlich noch einen Schritt nach hinten. Ich fühlte mich merkwürdigerweise fehl am Platz, als ob ich hier einfach nicht sein sollte. Klar, logisch, immerhin war ich kein Teammitglied. Am liebsten hätte ich meine Freunde angerufen und gefragt, wo zur Hölle sie sich befanden, aber ich hatte mein Handy zuhause vergessen.

Ich drehte mich um und wollte mich gerade etwas abseits hinstellen, als ich direkt gegen eine verschwitzte, nackte Brust lief. Jep, natürlich, warum auch einfach mal Glück haben?

Mit verbundenen AugenWhere stories live. Discover now