Eine Ansammlung von Herzschmerz und Kyle

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12. Kapitel

„I like that you're broken, broken like me"

Ich stand am Rand der Tanzmenge, einen dieser roten Partybecher in der Hand und grinste über beide Ohren. Circa zehn Lieder hatte ich mich auf der Tanzfläche verausgabt, bis sich alles in meinem Kopf gedreht hatte und ich nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Aber trotz des Rausches hatte ich keine Lust, mich schon so früh an diesem Abend zu betrinken, sodass ich mir im Anschluss nur eine Cola gegönnt hatte.

Ich hatte auch einmal kurz Felicia mit Raven auf der Tanzfläche gesehen, doch ich wollte sie nicht in ihrer Zweisamkeit stören, nur um ihnen Hallo zu sagen. Stattdessen genoss ich den Anblick von verschwitzten, heißen Jungs und den Geschmack meiner kühlen Cola. Aber die beiden Mädchen schienen trotzdem die meiste Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen – viele davon neidisch, manche schauten natürlich auch total herabwürdigend. Mich kümmerte das nicht, solange sie keiner störte. Felicia und Raven schienen von innen heraus zu leuchten, während sie eng aneinander langsam tanzten und sich so intensiv in die Augen schauten, dass ich automatisch meinen Blick abwandte. Das hier war intim und hatte nichts mit mir zu tun, sondern war etwas zwischen meinen beiden Freunden. Also versuchte ich mich mit anderen Dingen zu begnügen als die zwei Verliebten anzustarren und am liebsten vor Freude heulen zu wollen – die beiden hatten echt einen langen Weg hinter sich gebracht und ich gönnte ihnen dieses Glück, diese Liebe, von ganzem Herzen.

Ab und zu ließ ich meinen Blick unauffällig durch den Raum schweifen – auf der Suche nach blauen Augen, dessen Blick mein Herz Purzelbäume schlagen ließ. Doch Kyle war nirgends zu sehen. Ich seufzte, verließ meinen Platz und stellte meinen Becher ab, bevor ich mich wieder in das Tanzgetümmel begab.

„Hey", große Hände glitten über meine Hüften und ich wollte sie gerade mit einem Spruch wegekeln, als ich in das dazugehörige Gesicht sah. Mein Herz stolperte. Wahrscheinlich über meine Überraschung, wer mich da anfasste.

„Kyle", meinte ich lächelnd und schlang automatisch meine Arme um seinen Hals. Sein Blick lag auf meinen Lippen und mein Lächeln wurde instinktiv breiter. Er drückte mich näher an seinen Körper und wir begannen zu tanzen, während mein Herz Gefahr lief, mir einfach aus der Brust zu springen. Wir tanzten viel zu langsam zu diesem Lied, vollkommen aus dem Rhythmus, aber ich wollte ewig so weiter machen. Kyle, ich und unser falscher Rhythmus, mehr brauchte ich nicht um glücklich zu sein.

„Hatte gar nicht bemerkt, dass Tylers Schwester so heiß ist", er grinste mich träge an und dieses Grinsen, diese Augen, die mich anstarrten, die taten Dinge mit meinem Körper.

„Und wieder etwas gelernt."

Okay, definitiv nicht mein bester Spruch, aber ich war ein bisschen überfordert mit Kompliment-Von-Meinem-Schwarm-Annehmen.

Wir tanzten eine Weile schweigend weiter und ich genoss es in vollen Zügen, auch wenn ich ein klitzekleines bisschen panisch war, dass er das Schweigen nicht angenehm fand oder ich ihm zu langweilig war, so ganz ohne meine Sprüche. Fieberhaft überlegte ich, was man bitte jemandem sagen konnte, den man schon seit zwei Jahren anschmachtete?

„Hey, willst du mir deine Lieblingsfarbe verraten, obwohl ich die schon längst kenne? Aber ich kann überrascht tun, wenn das weniger gruselig wirkt."

Ich verwarf den Gedanken wieder und entschied mich, weiterhin zu schweigen.

Doch nach zwei weiteren Songs hatte ich keine Lust mehr, darauf zu warten, dass er den ersten Schritt machen würde, also lehnte ich mich ihm leicht entgegen. Er schien zu verstehen, denn langsam kamen seine Lippen meinen immer näher, bis wir dieselbe Luft atmen zu schienen und die Spannung zwischen uns zu greifen war.

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