Fre(d/tt)chen und Football

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16. Kapitel

„Scheiße, ich glaube, ich muss kotzen", ich hielt mir eine Hand an den Bauch, als ob das irgendwas besser machen würde.

„Warum? Wiedermal in den Spiegel geschaut?", Fred zog mich aus dem Auto und schleppte mich hinter sich her, zu dem Sportplatz unserer Schule.

„Ich hoffe, ich muss auf deine Schuhe kotzen. Und auf deine Hose. Und ein paar Spritzer in dein Gesicht." Ich schaute ihn anklagend an, aber er schien trotzdem kein schlechtes Gewissen zu bekommen.

„Du weißt schon, dass du selbst dran schuld bist. Hättest du nicht noch drei Mal irgendwas aus deinem Zimmer holen müssen, wären wir gemütlich hierher getuckert!"

„Wir hätten auch einfach etwas später kommen können. Aber nein, Fred muss natürlich super pünktlich kommen und wie ein Irrer hierher rasen."

Mittlerweile war meine Übelkeit zwar fast komplett verschwunden, aber meine Angepisstheit noch lange nicht. Und doch, das Wort gab es. Hatte ich gerade erfunden.

Ich löste mich von ihm und stieß das Tor zum Footballfeld auf. Vor uns war ein von Scheinwerfer beleuchtetes Spielfeld, worauf gerade zwei Maskottchen auf gegenüberliegenden Seiten die Zuschauer aufheizten. Und Zuschauer gab es mehr als genug. Die Schüler unserer Highschool waren in Massen gekommen und hatten sich nun auf unserer Seite des Spielfelds auf die Tribünen gesetzt. Ich vermutete, dass die Menschen auf der anderen Seite wohl die Fans unserer Gegner waren, allein ihre Blicke schienen vor Gift nur so zu sprühen. Sympathisch. Was für ein Klischee, dass die Schüler verschiedener Schulen nicht gut miteinander auskamen.

Ich meine, was war das hier? Eine Wattpadstory?

Ich seufzte und drehte mich zu Fred um, um zu fragen, ob er wusste, wo zum Teufel unsere Freunde saßen. Tja, nur war Fred nicht mehr da. Neben mir strömten Menschen ein und aus, aber kein blonder Barbie-Ken kam in Sicht.

„Dein süßer Freund hat sich mit einem Mädchen aus der Unterstufe verdrückt. Wurde deine Gesellschaft wohl auch endlich leid."

Ich wandte mich der Stimme zu, nur um in Joeys aufgemaltes Gesicht schauen zu müssen. Verschwindet es eigentlich, wenn es regnet?

„Ist das jetzt die Stelle, wo ich gedemütigt anfangen soll zu weinen?", fragte ich perplex, etwas überrumpelt, dass sie sich herabließ mit mir zu sprechen. Aber es war definitiv Joey, ihr Cheerleader-Kostüm, dass blaue Streifen über ihren zugegeben wohlbetonten Körper zog, und ihren herablassenden Gesichtsausdruck ließen keine Zweifel daran.

„Du solltest echt mehr auf dein Gewicht achten. Lange werden deine großen Pullover auch nichts mehr vertuschen können", meinte sie nach kurzem Schweigen. Auf meinen Kommentar ging sie nicht ein.

Joey hatte die nervige Angewohnheit, immer auf dem Aussehen oder dem Gewicht anderer Leute rumzuhacken, wenn sie nicht mehr kontern konnte. Tja, dass kam bei ihr leider ziemlich oft vor. Gerade nahm sie meine schwarze Jeans und den Simpson-Hoodie in Augenschein.

„Naja, du kennst doch mein Lebensmotto. Lieber ein paar Kilo zu viel als ein paar Gehirnzellen zu wenig", ich grinste sie fröhlich an. Ach, es machte viel zu viel Spaß, Menschen wie Joey weg zu ekeln.

Und bevor sie wieder einen Makel meines Körpers, vielleicht ein Pickel oder ein graues Haar, ansprechen konnte, drückte ich mich an ihr vorbei und machte mich aus dem Staub.

Pfeifend schlenderte ich auf die Mannschaftsplätze unserer Mannschaft zu, die sich gerade noch in der Kabine besprach. Nachdem ich ein paar Minuten vergeblich nach Tella und den anderen gesucht hatte, entschied ich, einfach bei meinen anderen Freunden zu warten. Oder eher auf den Plätzen meiner anderen vier Freunde, immerhin waren sie noch immer in den stickigen Kabinen. Außerdem waren die Bänke mittlerweile so gerammelt voll, dass ich bezweifelte, dass ich nicht von Klaustrophobie übermannt würde, wenn ich mich zu meinen Mitschülern begab.

„Hey, sicher, dass du hier einfach hindarfst? Hier sitzt die Mannschaft", ein Typ, eine Reihe hinter den Teamplätzen, beugte sich über das Geländer und sah mich stirnrunzelnd an.

„Keine Sorge, das sind meine Freunde. Die wollten, dass ich hier sitze und auf sie warte."

Okay, ja, das Letzte war ein bisschen gemogelt. Aber eigentlich hatte ich ja Recht, hätte ich gefragt, hätten sie bestimmt nichts dagegen gehabt. Tyler natürlich ausgenommen.

Der Junge nickte peinlich berührt und wandte sich wieder seinen Kumpels zu, die ihn belustigt musterten, während ich mich auf einen dieser Bänke setzte und wartete.

Das Spektakel ließ nicht lange auf sich warten. Ein wenig später gingen zwei Typen in die jeweiligen Kabinen und kurz darauf kamen nacheinander die Mannschaften herausgestürmt.

Der Jubel war ohrenbetäubend, doch irgendwie auch berauschend. Die Energie, die von den Menschenmengen kam, war überwältigend, ließ mich aufspringen, wild klatschen und jauchzen. Die Cheerleader machten jeweils ein paar Kunststücke und verrenkten sich wahrscheinlich fast alle Muskeln, während die Spieler zu ihren jeweiligen Plätzen trabten.

„Wow, Charlie, heißes Outfit!", Jasper kam grinsend auf mich zu gejoggt und stemmte die Hände in die Hüften, während er mein Outfit musterte mitsamt des riesigen Homers auf meinen gelben Pullover. Die Achseln zuckend musterte ihn und pfiff leise. Ihn würde man wahrscheinlich auch nicht von der Bettkante stoßen. Als ob er meine Gedanken gelesen hatte wurde sein Grinsen breiter. Meins auch. Es war nicht zu bestreiten, dass Jasper keinesfalls unbegründet so viele Mädchen aufreißen konnte.

„Hey, ich bin Shane. Wie Shame, nur mit N." Ein rothaariger Junge trat neben Jasper und hielt mir die Hand hin. Ich blinzelte ein paar Mal, bevor ich Shame mit N antworten konnte.

„Du heißt also Shamen?"

Er kniff die Augen kurz zusammen und musterte mich einmal komplett.

„Ich hoffe einfach mal, du tust nur so dumm."

Ich lachte und mochte ihn auf Anhieb.

„Charlie McAlby", ich ergriff seine Hand und lächelte ihn ehrlich erfreut an.

„Leute, das Spiel startet gleich! Auf eure Positionen!", Kyle kam gehetzt auf uns zu gerannt. Er schaute mich kurz stirnrunzelnd an, zuckte dann aber die Schultern und besprach sich schnell mit Jasper und Shamen, während sich alle drei auf die Feldmitte zubewegten. Ich meinte Shane.

Als alle drei auf das Spielfeld zurückgelaufen waren - und ihre Helme auf dem Kopf hatten, bis ich keinen mehr auseinander halten konnte - wurde auch ich nervös und musste meine Hände unter meine Oberschenkel stecken, damit sie endlich stillhielten.

Ein Pfiff ertönte, ich konnte nicht ganz zuordnen, woher er kam. Aber es war auch egal, denn jetzt begann das Spiel.

AUTHORS NOTE:

Hey Freunde,
euch allen ein schönes Wochenende! Ich weiß, in diesem Kapitel passiert nicht allzu viel, aber das nächste wird (meiner Meinung nach) actionreicher :*...

Wart ihr je auf einem Footballspiel?

Ich tatsächlich nicht, aber ich hoffe, man merkt es mir nicht allzu sehr an 👀.
Natürlich freue ich mich über jeden Kommentar und Vote!
Ansonsten kommt morgen das nächste Kapitel <3.

Mit verbundenen AugenWhere stories live. Discover now