Einen Tyler zu verschenken

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10. Kapitel

„Ich darf doch wohl bitten!", die alte Frau stemmte ihre Hände in die üppigen Hüften. Trotz ihrer Größe ließ es sie ziemlich furchteinflößend aussehen, sodass ich schon längst die Biege gemacht hätte, doch leider war ich gerade zu wütend auf meinen Bruder.

„Bitte abgelehnt!", feuerte ich zurück und stampfte auf meinen Tyler zu, der mich schockiert anstarrte.

„Du!" Ich stieß ihm den Zeigefinger in die Brust.

„Ich?" Er schien sich mit jedem Herzschlag kleiner machen zu wollen.

„Machst du einen freiwilligen asozialen Tag oder was war das für eine beschissene Aktion heute Morgen?"

Jemand hüstelte neben uns und Tylers und mein Blick wanderte zu dem Geräusch. Jasper. Er grinste mich amüsiert an und zeigte einen Daumen nach oben. Super, jetzt hatte ich sogar schon einen Cheerleader.

„Junge Dame, raus aus meinem Unterricht!", die Stimme der strengen grauen Maus von Lehrerin ertönte hinter mir.

„Es wird aber gerade erst spannend", hörte ich irgendeinen Typ maulen, während eben diese Dame mich am Arm packte und mit erstaunlich viel Kraft zudrückte.

Ich deutete eine Verbeugung in Richtung des Typen an, während mich die Lehrerin durch die Schülerreihen zerrte und ich fast über meine eigenen Beine fiel. Als ob ich noch Platz für weitere Blamagen in meinem Leben hätte! Ich schüttelte den Kopf über mich selber und beeilte mich, meine Beine unter mein Kommando zu bekommen. Im Türrahmen blieb ich noch einmal kurz stehen und drehte mich um.

„Ach ja, bevor ich es vergesse: Ich backe am Wochenende Brownies. Ja, die, die so superlecker sind. Und du, meine kognitiv suboptimierte Amöbe von Bruder, wirst kein einziges Stück abbekommen!" Ich sah Tylers entsetzten Blick, bevor ich einen bühnenreifen Dramaqueen-Abgang hinlegte und die Tür hinter mir zuschmiss.

Erst im Nachhinein fiel mir auf, dass jetzt alle über die Verbindung zwischen mir und Tyler Bescheid wussten. Doch mir ging das mittlerweile meilenweit am Arsch vorbei. Mein Leben war seit dem Moment ein anderes, als ich mit einer Eisenflasche bewaffnet nachts aus meinem Fenster gesprungen war.

*******************

Ich knallte mein Tablet auf den Tisch. Dank meines überstürzten Aufbruchs heute Morgen hatte ich allen Ernstes mein Nutellabrot vergessen. Dazu kamen noch das Starren meiner Mitschüler und das ständige Getuschel, seit ich gestern die paar Cheerleader und Footballer unterbrochen hatte. Nicht der richtige Start in die Mittagspause, überhaupt nicht.

„Man, bist du heute mies drauf. Hast du deine Tage?", Kyle wandte sich von Chole ab und musterte mich mit hochgezogenen Augenbrauen.

„Nein, ich kann auch ohne absterbende Gebärmutterschleimhaut beschissen drauf sein", pfefferte ich zurück. Das ich wirklich meine Periode hatte, war nebensächlich und kontraproduktiv zu erwähnen.

Die Show mit Tiffini und ihm hatte ich zwar versucht zu vergessen, trotzdem blieb angeknackstes Vertrauen angeknackst. So wie Glas.

Ich habe mal von so einen Metapher gehört, da klang das irgendwie poetischer. Kopfschüttelnd suchte ich eine bequemere Position auf meinem Stuhl - mein linkes Bein drohte mir einzuschlafen.

Kyle hob abwehrend die Hände und nahm das Gespräch mit Chole wieder auf. Es ging um die Nützlichkeit von Anmachsprüchen. Ich grollte. Wahrscheinlich suchte Kyle nach passenden Flirts für unsere allerliebste Tiffini, auch unter dem Namen „Charlies baldige Meuchelmörderin" bekannt.

„Ich finde, mit genügend Talent und Ausdauer kann man jeden mit diesen Sprüchen rumkriegen", Jasper ließ sich neben mir nieder, eine Box voll Muffins in der Hand. Schnell öffnete ich sie und der Duft von frischgebackenen Teig stieg mir in die Nase. Mein Magen knurrte auffordernd.

Mit verbundenen AugenTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang