Bye, ich gehe jetzt einen Schutzanzug shoppen!

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39. Kapitel

Der Aufprall war hart und für einen Moment war ich mir todsicher, dass meine Nase eher einer Flunder als einem menschlichen Organ ähnelte. Schmerz schoss in mein Gesicht und meine Brust und ich stöhnte gequält auf. Ich sollte mir einen Schutzanzug besorgen – das wäre mal eine Investition, die sich lohnen würde.

„Gott, pass doch auf!" Ruckartig sah ich auf, als ich die unhöfliche Stimme erkannte.

Das konnte doch nicht wahr sein! Stöhnend blickte ich in zwei eisblaue Augen und beobachtete Jayden, wie er wütend auf mich runterstarrte und sich wahrscheinlich darüber Gedanken machte, wie er mich möglichst effizient aus dem Weg schaffen konnte.

„Du musst aufhören, immer Körperkontakt mit mir zu suchen", meinte er dann aber nur herablassend, bevor er sich an mir vorbeischob und in dem Bücherladen verschwand. Mit runtergeklappter Kinnlade stand ich also da, mitten auf dem Gehweg, während Menschen genervt um mich herumliefen.

War das gerade real gewesen? Bin ich gerade wirklich Jayden über den Weg gelaufen, der auf den Weg zu einem Bücherladen gewesen war? Der Jayden?

Verstört wandte ich mich um und lief in die vage Richtung, in der der Stand meiner Mutter stehen musste. Es war so gerammelt voll, dass ich kaum vorankam, aber ich versuchte es sowieso. Keinesfalls wollte ich noch immer vor dem Laden stehen, wenn Jayden wieder rauskam – kaum vorzustellen, wie angepisst er dann wäre. Meine bloße Existenz schien ihm ja schon gehörig auf die Nerven zu gehen.

Seufzend blieb ich hinter einer alten Dame stehen, die sich alle Zeit nahm, den Weg zu versperren, während sie jede einzelne Gurke in die Hand nahm, befühlte, daran schnüffelte und naserümpfend weglegte. Endlich schien der Verkäufer – ein erstaunlich junger Mann mit streng zurückgegelten Haaren – auf die Frau aufmerksam zu werden, nahm ihr gestresst die Gurken aus der Hand und schickte sie weg. Gott sei Dank – eine Minute länger und meine Füße hätten sich verwurzelt.

Schnell wand ich mich durch die Stände, Menschenmengen und Streitereien, bis der kleine, unscheinbare Stand meiner Mutter am Rand des Platzes in Sicht kam. Schnell schlüpfte ich hinter die Waren, wo ein alter Herr mehr an meiner Mutter als an dem Obst interessiert war.

Diese schien das gar nicht zu bemerken, sie schien sich zu freuen endlich jemanden gefunden zu haben, mit dem sie über ihr Hobby allerlei Essbares in unserem Garten wachsen zu lassen reden konnte. Grinsend legte ich an den Stellen, wo Obst gekauft worden und nun Platz für Neues war, nach. In den nächsten Stunden verkauften wir sogar erstaunlich viel – mindestens die Hälfte an besagtem Herrn, und meine Mutter schien sogar ausgelassen genug zu sein um sich einen Kommentar zu meinem Verschwinden zu verkneifen. Und obwohl ich durchgängig aufpassen musste, dass keine Kinder sich selbst bedienten, grübelte ich immer wieder über Jayden nach. Was war nur los mit ihm, dass er so geworden ist?

***********

Ich bin mir nicht ganz sicher, warum jeder Montag hasst. Dienstag ist definitiv und offiziell genauso schlimm. Meinen Aufsatz in Wirtschaft hatte ich zwar endlich nachgereicht und hatte sogar ein gutes Gefühl dabei, aber trotzdem wollte ich am liebsten meinen Kopf in das nächstbeste Loch stecken und einfach verschwinden. Seitdem ich gestern beim Footballtraining aushelfen musste, zerrte die Erschöpfung an mir und schien sich ein Wettrennen mit meinem Muskelkater zu liefern. Coach hatte mich verdonnert, das Training mitzumachen – er hätte mir genauso gut auch meinen Totenschein ausstellen können. Und nicht nur, dass ich nach den ersten fünf Liegestützen fast zusammenbrach, nein, noch dazu kam, dass ich so unkonzentriert war, dass Jayden mich ganze drei Mal höhnisch angegrinst hatte. Mein Kopf wollte einfach keine Ruhe geben – durchgängig dachte ich über Jaydens beschissenes Verhalten, meine Gefühle für Jasper und den bevorstehenden Geburtstag von seiner Mutter nach. Am Ende der Trainingseinheit habe mich mir fast mein Gehirn ausgekotzt und mein gesamter Körper zitterte vor Anstrengung. Und als wäre das nicht schon genug gewesen um meine Laune zu erklären, musste Kyle mich dann noch nach einem Treffen fragen – halt, warte, er hat mich nach einem Termin gefragt. Wer fragt eine Freundin nach einem Termin? Wie auch immer, ich habe leicht überfordert mit den Empfindungen meines Körpers und den Gedanken meines Geistes für morgen zugestimmt. Jasper stand fast neben uns und ich hätte schwören können, dass das Zucken seines Kiefers nicht zufällig war. Aber er sagte nichts, er wandte sich einfach ab, fuhr sich durch die Haare und verschwand. Ich lächelte Kyle noch einmal kurz zu, bevor auch ich mich nachhause scherte. Zu meinem Glück war Literatur vorgezogen wurden, sodass Jasper und ich bereits unser etwas chaotisches Referat gehalten hatten und ich nun nicht schwänzen musste, um schnell unter die Dusche springen zu können.

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Und nun war Mittwoch, ein Tag voller dunklen Wolken vor der Sonne und kaltem Wind, der einem fast die Ohren vom Kopf wehte. Jasper und ich haben seit der merkwürdigen Situation gestern nicht noch einmal gesprochen und beim Mittagessen war er nicht in der Cafeteria aufgetaucht. Ich wäre ihn suchen gegangen, aber Tella schien mich unbedingt in ein Gespräch mit ihr und Cole über den Schneeball, der dieses Jahr schon vor der eigentlichen Winterzeit stattfinden sollte – die Planer hatten sich ausversehen um zwei Monate in der Buchung des Caterings vertan -, verwickeln zu wollen. Also blieb ich sitzen, schaute aller paar Sekunden zu dem Eingang und versuchte Tella bei der Wahl ihrer Kleider zu unterstützen. Am Ende verabredeten wir uns für den kommenden Freitagnachmittag, um auf ihr Wunschkleid Jagd zu machen. Chole musterte mich derzeit nachdenklich, als ob er genau wüsste, wer der Grund für meine sporadische Unaufmerksamkeit war. Er sagte nichts, aber sein mitleidiger Blick sprach Bände.

AUTHORS NOTE:
Wahrscheinlich überrascht es euch gar nicht mehr, dass ich schon wieder etwas zu spät poste. Mich leider auch nicht.
Trotzdem werde ich versuchen, meine Pünktlichkeit wiederzufinden - wahrscheinlich hat sie sich zwischen meinen Muffinkrümeln versteckt.
Wie auch immer, ich hoffe, euch hat das Kapitel trotz meines angeschlagenen Timins gefallen - wie immer freue ich mich über jedes Feedback!
Was haltet ihr eigentlich von Jayden? 😏
Euch allen ein schönes restliches Wochenende <33.

Mit verbundenen AugenWhere stories live. Discover now