Sauergurken mit Pancakes

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Prolog

Ich grinste Tella aufgeregt an. Die Bässe dröhnten in meinen Ohren, genau wie der Alkohol in meinem Blut. Schweiß rann mir in Strömen über den Rücken, doch ich war wie auf Drogen, in einem Rausch voller übersprudelnden Emotionen.

Wild schwang ich meine Hüften und verlor mich in der Musik. Sie übertönte alles: Meine Gedanken, meine Sorgen und die Menschen um mich herum. Ich lachte und öffnete meine Augen, als sich zwei Arme von hinten um meine Taille schlangen. Gerade wollte ich mich zu ihm umdrehen, als eine schlanke Hand meinen Arm packte und mich hinter sich herzog. Weg von der Tanzfläche und des Jungen und ab in eine etwas ruhigere Ecke dieses riesigen Wohnzimmers. Zum Glück war ich nüchtern genug, dass meine Alarmglocken wie wild klingelten.

„Was wird das?"

Meine Entführerin ignorierte die Frage und nahm einen Schal von der grauen Kommode, wo sich die roten Partybecher geradezu stapelten.

„Vertrau mir einfach", besagte Entführerin schlang mir das Tuch um den Kopf, sodass ich nichts mehr sehen konnte, und verknotete es auf meinem Hinterkopf. Trotz des schummrigen Lichts hatte ich die Person vor mir erkannt, als sie mir endlich geantwortet hatte.

„Tiffini? Was wird das?", ich war zwar etwas angetrunken, aber trotzdem hatte ich keinen Bock durch die Gegend zu stolpern und Blinde-Angetrunkene-Kuh zu mimen.

„Wirst du früh genug herausfinden", ihr katzenhaftes Grinsen spürte ich auch ohne meine Sehkraft.

Meine eine Augenbraue hob sich, doch dann fiel mir auf, dass sie das ja nicht sehen konnte.

Meine Hand wurde wieder genommen und zielstrebig weiter gezogen. Langsam machte ich mir echt Sorgen und das Adrenalin verdrängte den Alkohol. Angestrengt versuchte ich, die Orientierung zu behalten, aber keine Chance. Sie bog immer wieder ab, mal kamen wir der Musik näher, manchmal entfernten wir uns. Ich verwettete meine Reserveschokoladen, dass Tiffini mich mit Absicht so lange rumführte, damit ich auch wirklich meine Orientierung verlor. Da hätte sie sich keine Mühe machen müssen. Mein Orientierungssinn war so ausgeprägt wie meine Kondition, also gegen Null.

Wir gingen ein paar weitere Minuten schweigend hintereinander, bis sie endlich stehen blieb und ich fast in sie hineinlief. Das hätte ja gerade noch gefehlt, dass Tiffini einen Grund bekommt mich zur Schnecke zu machen. Leises Geflüster und ein Murren drang in mein Bewusstsein und ich fragte mich, ob ich vielleicht gar nicht die einzige mit verbundenen Augen war. Wahrscheinlich hatten sie, wer auch immer 'sie' waren, auch anderen die Augen verbunden, die jetzt offensichtlich ziemlich angepisst waren. Logisch, keiner hatte Bock, entführt und verschleppt zu werden.

„Ich muss jetzt echt aufs Klo!", eine weibliche Stimme ertönte neben mir. Ich wollte ihr gerade zustimmen, als eine Tür quietschend geöffnet wurde und wir alle der Reihe nach in den Raum geschubst wurden. Jedenfalls vermutete ich das, denn prompt stolperte ich über irgendeinen Fuß und konnte mich gerade noch davor bewahren, den Boden zu umarmen.

„Was zur Hölle?", jetzt fing auch ich an, rum zu maulen. Ich tastete meinen Kopf ab und versuchte, das verdammte Tuch von meinen Augen zu bekommen. Erfolglos. Scheiße, Tiffini hatte ihre Arbeit echt gründlich gemacht.

„So, meine Süßen. In sieben Minuten holen wir euch wieder raus. Viel Spaß euch!", Tiffini trällerte so, als ob sie mir gerade ein Geschenk gemacht hat anstatt mich blind in einen Raum mit Fremden zu schubsen. Die musste dringend mal an ihrer Wahrnehmung arbeiten, das stand fest. Aber warum genau sieben Minuten? Eine Erinnerung drängte an die Oberfläche.

Ich schnaubte, als ich begriff, was hier passierte. Erst gestern hatte ich mit Tella über das Spiel geredet, was an unserer Highschool so beliebt geworden war.

Mit verbundenen AugenWhere stories live. Discover now