Hell Yes!!

By rockstargirl18

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Zwei Brüder, die Liria wirklich den letzten Nerv rauben. Schon schlimm genug, dass sie sich mit Lukas ihrem S... More

Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Kapitel 70
Kapitel 71
Kapitel 72
Kapitel 73
Kapitel 74

Kapitel 60

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By rockstargirl18

„Und deshalb solltet ihr keine Farbe essen... Van Gogh hätte wahrscheinlich auch diesen Rat befolgen sollen", witzelte die süsse liebe Carla und lächelte alle charmant an, als kompetiere sie gerade in einer Miss Universum Veranstaltung. Ich war wahrscheinlich zu gemein. Sie war ja wirklich ein Engel und jeder verdammte Mensch auf diesem Planeten schien sie anzuhimmeln, weil sie einfach klasse zu sein schien. Klasse...

Ich seufzte und sah aus dem Fenster raus. Ich verbrachte gerne die Zeichnungslektionen abwesend. Es lag nicht an den didaktischen Mitteln von Frau Ferii, es lag einfach nur an ihr selbst. Ich mochte keine übertrieben lieben Menschen. Ich konnte zwar nicht über sie meckern, weil sie scheinbar keine schlechten Seiten hatten, aber ich brauchte keinen Grund Menschen nicht zu mögen. Ich mochte ja praktisch niemanden. Naja, vielleicht gab es einen Grund bei ihr, aber ich wollte da nicht ins Detail gehen.

Carla sprach immer noch über die Kunstgeschichte, als ich mich meinen Gedanken zu Lukas zuwandte. Ich konnte nicht aufhören, an die Nacht zu seinem Geburtstag nachzudenken. Seine Worte... Er hatte sie nie mehr ausgesprochen oder auch nur ein Wort über etwas dergleichen verloren. Er war wie immer die Reserviertheit in Person. Was ich auch nicht gross überraschend fand, aber ich hatte gedacht, dass sich nach meiner Ansprache und nach seinen Worten...ich dachte, es würde sich etwas ändern. Ich hatte keinen Schimmer, was genau ich von ihm erwartete hatte, aber der gleiche Alltag war es bestimmt nicht.

Nun ja, immerhin bedrohte und erpresste er mich nicht mehr aus einer Laune heraus. Wir waren also doch schon ein paar Schritte weiter.

„Liria?", fragte mich Melanie - also Frau Ferii - und stand schon vor meinem Tisch. Ich sah mich um und bemerkte, dass sich alle schon für ihre Arbeiten eingerichtet hatten. Wir hatten uns alle einen Zeitgeist der Kunst auswählen müssen und in ihrem Sinne ein Gemälde gestalten.

„Bin schon dran", erwiderte ich kurz angebunden und floh schon ihn Richtung Pinsel und Malfarben. Ich sprach nicht gerne mit Carla. Überhaupt sah ich sie nicht wirklich gerne an. Nicht weil sie eine Fratze hatte, bei der mir schlecht wurde, keineswegs, aber ich musste ständig daran denken, dass...dass Jan und sogar Lukas schon etwas von ihr gewollt hatten. Auf eine ironische Weise, hätten wir guten Konversationsstoff, da wir beide ziemlich enge mit den beiden Matini gewesen waren... Ich schüttelte den Kopf, als mir die dämliche Idee gekommen war, und wandte mich den Farben zu, welche ich für mein romantisches Bild benötigte. Ich hatte die Romantik nicht ausgewählt, weil ich plötzlich gefühlsdusselig geworden war, sondern weil es sich als die einfachste Zeit herausstellte, in welcher ich nur ein Meer und ein wenig Nebel auf eine Leinwand klatschen musste und schon die geheimnisvolle Mystik der Zeit getroffen hätte.

Ich wollte wieder zu meinem Platz, aber Frau Ferii stand immer noch dort und betrachtete mich nachdenklich. Ich wusste nicht, was ich genau getan hatte, aber es war das erste Mal, dass dieser Sonnenschein nicht aus dem Arsch heraus strahlte. Zögernd ging ich auf meinen Platz zu und sah sie immer noch fragend an. Ich brauchte wirklich nicht ihre Aufmerksamkeit. Sie konnte sich ruhig den anderen zuwenden, aber anscheinend hatte sie doch etwas mit mir zu besprechen.

„Liria...ich wollte sie noch etwas fragen", begann sie plötzlich und sah mir nur kurz in die Augen, bevor sie ihren Blick abwandte. War sie jetzt die nervöse unter uns?

„Ich...", begann sie, schien aber nicht fähig den Satz zu beenden. Ich zog eine Augenbraue hoch und sah sie abwartend an. Was konnte sie mir um Himmels Willen mitteilen wollen?

„Also, ich wollte nur sagen, falls sie Probleme in dieser Schule habe, dann können sie sich gerne an mich wenden", schoss sie schliesslich in einem Atemzug heraus und schien erleichtert zu sein, die Worte endlich herausbekommen zu haben. Ich sah sie einen Moment verwirrt an, bevor es klick machte.

Sie musste bemerkt haben, dass ich nicht wirklich die Coole in der Klasse war. Wahrscheinlich hielt sie mich für den einsamen Aussenseiter, der nie in einer Gruppe akzeptiert wurde...was auch nicht wirklich ungelogen ist.

„Ich habe keine Probleme", erwiderte ich matt und sah, wie sie herumdruckste, da sie anscheinend nicht zu wissen schien, wie die Sache anzugehen. Wahrscheinlich war sie immer die Beliebte in der Schule gewesen. Von allen geliebt und vergöttert.

„Ich meine nicht Probleme, per se...aber wenn ihnen jemand an dieser Schule das Leben schwer macht...egal wer... dann zögern sie nicht, mich um Hilfe zu bitten. Ich bin mir sicher, dass keine Lage aussichtslos ist." Wovon sprach diese Irre denn bitte? Sie musste an meinem Blick bemerkt haben, dass ich sie für übergeschnappt hielt, denn sie nickte nur steif und verschwand in der nächsten Sekund zu einer Gruppe, die sie um ihren Rat bitten wollte. Ich starrte ihr immer noch hinterher und wurde nicht schlau aus den Worten, die sie an mich gerichtet hatte. In was für einer Lage sollte ich stehen, in welcher sie mir bitte helfen könnte? Ich brauchte keine Hilfe und bestimmt nicht von Little Miss Sunshine, die auf einem Regenbogen zu gehen schien. Ich wandte mich meinem Gemälde zu und vergass Frau Ferii fürs erste. Sie konnte sich andere Kollegen in dieser Schule suchen, ich war bestimmt die Letzte, welche ihr zu nahe kommen sollte.

*

„Kannst du mir nicht wenigstens einen Tipp geben?", fragte ich Lukas und drehte mich auf dem Stuhl in seinem Büro hin und her während er konzentriert auf seinem Computer tippte.

„Hier mein Tipp: Li, du nervst und ich habe keine Zeit", entgegnete er nur stur und sah mich dabei nicht mal an. Ich seufzte ebenfalls genervt und richtete mich ein wenig auf.

„Ich habe mir für diese Arbeit den Arsch aufgerissen, also will ich gefälligst auch wissen, was ich dafür erhalte!"

„Und ich habe dir gesagt, dass ich die Arbeit heute Abend fertig angesehen haben werde und du deine Note morgen erfährst." Ich verdrehte die Augen. Seit einer Woche hatte ich meine Arbeit abgeschlossen und sie Lukas abgegeben. Ich war verdammt stolz auf das Ding gewesen, da ich sehr viel dafür getan hatte. Wenn ich an all die Trainingsstunden mit den nörgelnden Mädchen dachte, dann hatte ich allein deswegen die Bestnote verdient. Aber Lukas liess sich bis zum letzten Tag Zeit und wollte mir partout nicht sagen, was ich erzielt hatte. So ein Mistkerl.

„Ich war sowieso gut, stimmt's", entgegnete ich und nahm ihn ins Visier.

„Wenn du das denkst, dann kannst du ja jetzt beruhigt die Fliege machen", sagte er nur, sah kurz hoch und lächelte mich mit einem „Verpiss dich endlich" Lächeln an. Ich sah ihn nur böse an, was ihm ein schnaubendes Lachen entlockte, bevor er sich wieder seinem Computer widmete.

„Ich mag dich betrunken mehr", murmelte ich leise vor mich hin, aber er schien meine Worte aufgegriffen zu haben.

„Und ich mag dich mehr, wenn du mir nicht auf die Nerven gehst, aber wir scheinen heute beide nicht das zu bekommen, was wir wollen, oder?" Ach, fühlte er sich heute aber gerissen! Ich wollte schon den nächsten Kommentar loswerden, als es plötzlich an der Tür klopfte und ein roter Haarschopf rein schaute. Auch das noch... Hatte ich von dieser Carla nicht schon genug heute gesehen?

„Hey Matini", begann sie, hielt aber inne, als sie mich auch sah. Ihre Augen weiteten sich und sie sah abwechselnd zwischen uns hin und her.

„Störe ich?", fragte sie sofort und starrte mich an. Ich runzelte die Stirn, bevor ich zu Lukas hinüber sah, der endlich den Blick von seinem Computer gelöst hatte.

„Nein. Frau del Corte ist wegen ihrer Arbeit hier. Wir hatten gerade unserer Besprechung."

Carla starrte mich immer noch an. Was war denn ihr Problem?

„Alles okay bei dir?" Ich sah sie nur verwirrt an. Wieso sollte ich nicht okay sein?

„Ich glaube schon, ja...", erwiderte ich etwas perplex von ihrer Frage und sah Lukas fragend an. Auch er schien zu sehen, dass irgendetwas im Busch war.

„Was willst du, C.?" Ich hob leicht die Augenbrauen bei Spitznamen. C. also? Diese sah wieder zu Lukas und begann etwas von Materialien zu sprechen. Lukas hörte ihr aufmerksam zu und notierte sich etwas. Sie schienen ein zwar leicht angespanntes, aber dennoch normales Gespräch zu führen. Wenn man bedachte, dass sie beide Mal im Bett gelandet waren und Jan damit betrogen hatten...

„Wäre das dann alles?", fragte er, als er sich alles notiert hatte. Sie wirkte einen Moment zögernd und sah mich kurz an.

„Ich wollte noch mit dir unter vier Augen sprechen, aber wir können das auf ein anderes Mal verschieben." Damit verabschiedete sie sich von uns und schien mehr als widerwillig aus dem Zimmer zu verschwinden.

Es herrschte eine Pause, bevor ich das Wort ergriff:

„Kommt es mir nur so vor, oder hätte sie mich am liebsten aus dem Zimmer geschleift?", fragte ich an Lukas gewandt, der die Tür immer noch nachdenklich betrachtete.

„Sie traut mir nicht über den Weg und als sie dich hier drin gesehen hat, muss sie sich wohl Sorgen gemacht haben", erklärte er, aber das konnte nicht alles sein.

„Sie hat sich heute während unserer Lektion auch so seltsam benommen. Mich nach meinen Problemen gefragt und dass sie mir dabei helfen würde, sollte ich etwas haben. Was will die Frau von mir?"

Lukas schien einen Moment auch ratlos zu sein.

„Vielleicht hat sie das Gefühl, dass etwas zwischen uns ist?", meinte er schliesslich und ich schüttelte den Kopf.

„Das kann nicht sein. Wir haben nichts getan, was darauf hinweisen könnte", erwiderte ich, was ihn schliesslich auch zum Nicken brachte.

„Es ist Carla. Ich kenne sie schon lange und wenn sie etwas ist, dann führsorglich. Sie macht sich um alles und jeden Sorgen. Wahrscheinlich hat sie deine „Verpiss dich"-Miene gesehen und gedacht dir sei nicht gut."

„Ich habe keine „Verpiss dich"-Miene", erwiderte ich nur und er grinste mich an.

„Die hast du beinahe ständig auf, Li. Du solltest dich mal in den Fluren der Schule sehen. Die Leute machen schon einen Bogen um dich."

War auch besser so.

„Seltsam. Genau die Leute, die ich endlich los haben will, schnüffeln mir aber trotzdem nach", erwiderte ich schmunzelnd und Lukas verdrehte nur die Augen, als er meine Anspielung verstand.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand das tun sollte", murrte er nur. Ich hätte gerne frustriert ausgerufen, dass er sich vor kurzem noch als Kandidat für den Posten beworben hätte, aber natürlich wollte sich Lukas seinen schwachen Moment nicht eingestehen. Lukas doch nicht...

„Ist vielleicht auch besser so", lenkte ich ein, da mich die Wut auf meine immer wieder aufflammenden Hoffnungen übermannte, „Ich habe nicht das Gefühl, dass es Leute wären, die ich in meiner Nähe haben will."

Ich wartete auf eine Reaktion von Lukas, aber er sass nur da und starrte auf den Computer, als hätte er gar nicht gehört, was ich soeben gesagt hatte.

Gut, was du kannst, das kann ich schon lange! Vergessen wir die ganze beschissene Situation. Ich hatte sowieso nicht vor diesem Dreckskerl zu verzeihen...

„Gib mir Bescheid, wenn du die Note hast", sagte ich zum Abschied und verliess sein Büro. Eine irrationale Wut hatte von mir Besitz ergriffen, die ich mir selber nicht erklären konnte. Ich sollte nicht auf Lukas wütend sein. Im Gegenteil! Ich sollte glücklich darüber sein, dass er mich sein liess, aber wie jede dumme Frau, wünschte ich mir das Gegenteil. Ich wollte die Bemühungen sehen, von denen er gesprochen hatte. Ich wollte sehen, dass ich es ihm trotz allem Wert war. Dumme, dumme Li...

„Hey..."

„Was?!", fragte ich genervt und drehte mich nach der Stimme um. Ganz ehrlich, war das ein billiger Scherz von ihr?

„Alles in Ordnung", fragte mich Carla, die allen Ernstes hier draussen auf mich gewartet hatte.

„Ich weiss nicht, was nicht in Ordnung sein sollte. Was soll das ständige Fragen?!", sagte ich eine Spur zu schroff, was mich im Moment wenig kratzte. Sollte sich doch die Frau um ihren eigenen Dreck kümmern.

„Ich wollte nur sicher gehen. Du siehst ein wenig aufgewühlt aus", erwiderte sie immer noch ruhig und überging mein rüdes Benehmen.

„Mir geht es grossartig. Danke der Nachfrage", damit drehte ich mich um und marschierte aus dem Schulhaus. Die Leute hier drinnen waren doch alle nicht bei Trost.

Ich holte Gabi aus einem Cafe in der Nähe der Schule ab und lud sie bei sich zuhause ab. Sie und Kevin hatten heute einen Ausgehabend, für welchen sie sich nun schickmachen wollte. Gabi hatte mir schon voller Vorfreude erzählt, was sie zum Anziehen gedachte, aber ich hatte einfach kein Gehör dafür gehabt. In meinem Kopf schwirrten im Moment andere Gedanken, welche ich einfach nicht loszuwerden schien.

Zuhause angekommen, fand ich auch schon einen Kevin vor, welcher Mühe hatte seine Krawatte zu binden. Ich seufzte, warf meinen Schultasche aufs Sofa und packte die Krawatte.

„Führst du sie nett aus?", fragte ich beiläufig.

„Klar. Wir sind jetzt schon eine Weile zusammen. Es soll besonders sein", erwiderte Kevin und als ich hoch sah, bekam ich diesen leuchtenden Blick. Dieses Gesicht das vor Glück strahlte und ich kam nicht drum rum ein wenig neidisch zu sein. Er und Gabi funktionierten prächtig zusammen. Sie hatten sich gefunden und hatten keine Probleme, welche sie ständig von ihrem Glück abhielt. Und ich? Falscher Mann, falsche Zeit, falsches Leben. Bei mir stimmte nie etwas um auch nur annähernd mit irgendjemandem, irgendwann, irgendwie glücklich zu sein. Man nehme die zwei Matini Brüder als Beispiel. Aber wahrscheinlich lag es nicht nur an ihnen. Ich selber war doch auch nicht eine geeignete Kandidatin für die Liebe. Schon bei dem Wort wollte ich die Flucht ergreifen...

„Das ist nett. Sei ein Gentlemen", befahl ich Kevin und klopfte ihm leicht auf die Schulter. Ich drehte mich um und verschwand ins Bad um mich zu duschen.

Vielleicht war ich so besser dran. Sobald ich solche einsamen Gedanken kriegte, musste ich sie schleunigst verdrängen. Die andere Option als mein jetziges Singel-Dasein kam ebenfalls nicht für mich in Frage, also brachte es nichts daran zu denken.

Während Gabi und Kevin ausgingen und Enrico am Arbeiten war, zog ich mir mit einer Schüssel Chips auf dem Sofa im Bademantel eine Serie ein und versuchte die Aussenwelt einfach abzuschalten. Ich wollte nicht in Selbstmitleid versinken, das war jämmerlich und brachte mich nirgends weiter. Da war doch Junkfood und Glotze viel besser...

Nachdem ich um die vier Folgen Supernatural hinter mir hatte, war es schon 20 Uhr und die Chips waren alle. Ich suchte in der Küche nach etwas anderem, aber wir waren aus. Dann halt ein kurzer Stop bei der Tanke um die Ecke. Ich zog mir einen Pulli und ein paar Leggins an, und warf mir noch einen Schal um, bevor ich zur Tür joggte. Der Winter war auch hier leider eingetroffen. Glücklicher Weise hatte es noch nicht begonnen zu schneien.

„Was zum Teuf-„, begann ich erschrocken, als ich die Tür geöffnet hatte, aber die Person davor liess mich gar nicht ausreden.

„Ich habe keine Ahnung was du von mir sehen willst? Ich soll mich bemühen, aber wofür und wie?" Ich starrte ihn überrumpelt an. Was suchte Lukas vor meiner Haustür?!

„Ich habe absolut keinen Schimmer, wie ich diese Anforderungen erfüllen kann. Ich will diese verdammten Anforderungen, die du an mich hast, gar nicht erfüllen, aber trotzdem stehe ich hier und frag dich: Was willst du von mir?!"

War das gerade sein Ernst? Nach seinem wütenden und ernsten Blick zu urteilen, ja.

„Ich versuche es, aber ich bin nicht im Stande etwas zu machen, dass dich anscheinend zufrieden stellt. Egal wie ich es angehe, irgendetwas mache ich doch immer kaputt. Wäre es nicht besser, es einfach sein zu lassen."

„Willst du denn das?", fragte ich leise. Aufgeben?

Lukas starrte mich einen Moment einfach nur an und seufzte, als wäre das einfach zu viel Arbeit für ihn. Seine Gefühle zu offenbaren, war ja für Lukas ein Ding der Unmöglichkeit.

„Wenn ich das gewollt hätte, dann wäre ich ja wohl kaum da. Aber ich brauche irgendwelche Hilfe, denn ich scheine es selber nicht wirklich zu begreifen. Ich weiss, dass ich mühsam bin, aber ich kann mir nicht helfen!

Ich sehe, wie wir von Tag zu Tag uns Fremder werden und das macht mich wütend und ich lass es an den falschen Personen aus. Ich lass es an dir aus und ich verstehe jetzt auch, dass ich nicht mehr so weiter machen kann. Mein Stolz kommt mir ständig in den Weg."

Die ganze Situation gerade kam mir so absurd vor. Ich konnte mich nicht erinnern, irgendwann mal ein so ehrliches Gespräch mit Lukas geführt zu haben...vor meiner Haustür...

„Und ich weiss all diese Dinge. Ich bin nicht komplett bescheuert", er hielt inne und lachte leise, aber es klang verdammt niedergeschlagen, „aber ich kann mich einfach nicht halten und dann handle ich ohne zu denken und mache alles viel schlimmer. Ich sehe dein Gesicht und diesen Blick, denn du mir dann gibst und ich rege mich so sehr über mich auf. Weil ich es nie hinkriege dich auch mal zufrieden zu stimmen." Er hielt inne und wir schwiegen beide. Lukas hatte im Moment anscheinend Schwierigkeiten mir überhaupt in die Augen zu sehen. Dieser ganze Auftritt musste ihm auch verdammt viel Nerven gekostet haben. Er konnte sich mit der ganzen Unterwelt, mit Kriminellen und bösen Gestalten anlegen, aber ehrlich sein und aussprechen, was er gerade fühlte, das war für Lukas eine harte Prüfung. Ich wusste das besser, als jeder andere, weshalb ich diesen Schritt, denn er gemacht hatte, mehr schätzte als alles andere. Mir wurde plötzlich klar, was ich die längste Zeit von Lukas gewollt habe.

„Das hier", sagte ich plötzlich und Lukas blickte fragend zu mir hoch.

„Du hast mich gefragt, was ich von dir will: Das hier. Ich wollte, dass du endlich mal ehrlich zu mir bist und mir sagst, was in deinem Kopf vorgeht."

Lukas starrte mich einen Moment völlig verdattert an.

„Das ist alles?" Sein verwirrter Gesichtsausdruck liess mich auflachen, die Frage sogar noch mehr.

„Nein Lukas. Du bist noch lange nicht dort, wo ich Vergebung für dich sehe, aber du machst Schritte."

„Und wenn ich es wieder verpfusche?"

„Dann tu es einfach nicht", erwiderte ich kurz, was ihn wieder so perplex aussehen liess. Lukas war wirklich auf einem Neugebiet hier, das sah man ihm klar an.

„Hast du mir überhaupt zugehört, was ich soeben gesagt habe? Ich weiss nicht, wie das hier geht. Was erwartest du von mir, Frau?"

Ich verdrehte die Augen. Sobald Lukas verwirrt war, wurde er zur Sicherheit wütend, so konnte er am besten mit Situationen umgehen.

„Reiss dich zusammen, Lukas. Du hast gerade eine gute Richtung eingeschlagen, also mach sie nicht schon wieder kaputt!" Lukas war gerade wieder dabei mir stur entgegen zu treten, aber ich liess ihn nicht aussprechen. Alte Gewohnheiten gingen nicht so einfach weg, auch wenn man sich ihnen klar war. Lukas hatte aber zumindest eingesehen, dass er sich beschissen verhalten hatte. Jetzt musste er einfach lernen, es nicht mehr zu tun. Das „einfach" stellte sich bei Lukas aber schwerer heraus, als es klang.

„Wieso stehst du überhaupt vor meiner Haustür? Wenn Kevin oder sogar Enrico hier gewesen wären, dann hättest du nicht mal einen Satz über die Lippen gebracht, bevor sie dir die Zähne ausgeschlagen hätten."

Jetzt musste Lukas die Augen verdrehen. Ihm schien nicht wirklich die Angst im Gesicht zu stehen.

„Du hast mich heute einfach so sauer gemacht, dass ich mich nicht halten konnte..." Ich wusste nicht weshalb, aber etwas in meinem Herzen hüpfte bei diesen Worten.

„Du hast wirklich Aggressionsprobleme."

„Was du nicht sagst."

„Und meine Arbeit?" Ich sah, wie er sich bückte und eine Aktentasche aufhob.

„Natürlich würdest du danach fragen, was denn auch sonst." Er nahm meine Arbeit heraus und hielt sie mir entgegen. Ich riss sie ihm beinahe aus der Hand und überflog das Beurteilungsblatt. Ein fettes Grinsen stahl sich auf meinem Gesicht.

„So gut, ha?"

„Bild dir nichts darauf ein. Ich habe dich nach allen Vorgaben bewertet. Nicht mehr und nicht weniger." Mein riesiges Grinsen konnte es dennoch nicht wettmachen.

Ich sah von der Bewertung weg und wieder zu ihm hoch.

„Willst du rein kommen, oder wollen wir noch lange hier draussen stehen? Ich glaube die Nachbarn hatten genug Seifenoper für einen Abend."

„Ich glaube es ist besser wenn ich jetzt gehe. Wir wollen doch nicht, dass dein Bruder oder dein Mitbewohner mir die Zähne ausschlagen."

„Wenn du es ein bisschen weniger abschätzend sagst, dann kaufe ich dir deine Angst auch ab", erwiderte ich grinsend. Die gute Note hatte mich auf Höchststimmung gebracht...naja, wahrscheinlich war es nicht nur die Bewertung allein.

„Wir sehen uns morgen, Li", erwiderte er nur und drehte sich wieder zur Treppe hin.

„Klar. Und versuch bis dahin nicht zu viel Mist zu machen", neckte ich ihn und schloss die Tür, bevor er noch etwas sagen konnte.

Einen Moment lehnte ich mich gegen die Türe und schloss die Augen.

Irgendwie fühlte sich das alles plötzlich anders an. Ich hatte nie Lukas Gedanken verstanden, so sehr ich es auch versucht hatte... Und nun hatte ich endlich einen Einblick erhalten.

„Verbau es ja nicht, Lukas", murmelte ich vor mich hin und ging glücklich summend wieder zurück zu meinem Serienmarathon. Der Junkfood war vergessen...

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Kommt schon, sogar die grössten Lukas-Hater müssen doch ein klitze kleines Wenig weich geworden sein, bei solchen Worten? Ganz wenig? Gar nicht?

Ich jedenfalls fliesse förmlich dahin, wenn ich Lukas auch mal anders erleben darf...naja so anders Lukas eben werden kann, ohne komplett sein typisches Lukas sein zu verlieren. Das wäre doch für jeden Lukas-Fan eine Schande;)

Bis bald meine Lieben!^^

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