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Nur noch ein paar Meter und Maurice würde in das warme Haus können. Noch ein paar Meter, dann konnte er sich in sein Bett verkriechen oder eine Tasse warmen Kakao trinken. Naja, eigentlich konnte man auch beides gleichzeitig. Auf dem Weg hatte er überlegt, wie er nun mit Micha reden sollte, doch war zu keinem Entschluss gekommen. Es war wirklich verzwickt und er vollkommen ratlos. Der Braunhaarige blockte immer ab, es war zum Verrückt werden. Maurice hatte es sich allerdings vorgenommen und er würde auch nicht aufgeben, wegen so einer Sache. Plötzlich klingelte sein Handy. Diesmal dauerte der Ton länger an, was hieß, dass ihn jemand anrief. Seufzend nahm Maurice das kleine Gerät aus der Tasche. Es leuchtete grell in der Dunkelheit auf und zeigte an, wer gerade anrief. Ein paar Minuten später und er wäre im Warmen gewesen. Jetzt musste er den Anruf in der Kälte annehmen. Mit eiskalten Fingern tippte er auf den grünen Button und nahm das Handy dann an sein Ohr.
„Endlich maudado.", kam es erleichtert aus den Lautsprechern. Es war Manuel. „Auch einen guten Abend.", gab Maurice leicht genervt von sich und kramte nebenbei in seiner Tasche nach dem Hausschlüssel.
„Warum ließt du meine Nachrichten nicht? Bist du sauer auf mich?", erkundigte sich Manuel unbeirrt weiter. Der Blonde sah die kleine Treppe vor sich kurz verwirrt an. „Nein, wieso sollte ich sauer sein?", antwortete er mit einer Frage, man konnte die Verwunderung deutlich heraushören. „Ja, weil du nicht auf meine Nachrichten geantwortet hast.", erklärte der Junge am anderen Ende der Leitung. „Hab ich wohl nicht mitbekommen.", erwiderte der Blonde sofort, obwohl es nicht stimmte. Die Nachrichten hatte er sehr wohl mitbekommen, doch hatte er es nicht für nötig gehalten sein Handy herauszuholen und nachzuschauen. Es wäre viel zu anstrengend gewesen, noch dazu war ihm kalt und da tat man sich schwerer mit dem Schreiben. Manuel gab nur ein kurzes beleidigtes Schnauben von sich, doch gab keine Antwort darauf. „Was wolltest du denn?", fragte der andere Junge. Er klemmte nun sein Handy zwischen das Ohr und seiner Schulter. So konnte der Blonde mit zwei Händen die Haustür öffnen, da die noch ihre Probleme hatte. Der Schlüsselbund klimperte laut, als Maurice ihn aus der Hoodietasche zog und ihn in das Schlüsselloch steckte. "Ich brauch jemanden, mit dem ich was aufnehme, bitte maudado. Ich hab schon alle gefragt, aber die haben morgen alle keine Zeit.", zum Ende hin wurde Manus Stimme flehender. Der Blonde öffnete die Tür und nahm das Handy wieder richtig an sein Ohr. "Aber morgen ist doch Samstag.", stellte er fest und schloss hinter sich wieder die Tür, nachdem er in das Haus getreten war. Sofort spürte er, wie sich eine wohlige Wärme um ihn legte, weshalb er leise glücklich aufseufzte. Seine Finger wurden leicht taub, doch schien es den Blonden nicht zu stören. "Ja, keine Ahnung was die alle machen.", gab der Junge am anderen Ende der Leitung beschwerend zurück. "Bitte maudado, wir drehen danach auch was für dich.", fügte er noch hinzu. Maurice seufzte und zog nun seine Schuhe aus. "Okay, aber nur weil ich eh nichts besseres zu tun habe und eh noch ein bisschen was produzieren muss.", gab er dann nach. Kurz hielt er sein Handy von sich weg und verdeckte mit der Hand die Lautsprecher seines Handys. "Bin wieder da, gehe hoch in mein Zimmer.", rief er dann laut, sodass man es in der Küche und im Wohnzimmer hören konnte. Ohne auf eine Antwort abzuwarten, stieg er die Treppen nach oben und nahm das Handy wieder an sein Ohr. "Sorry, bin gerade nach Hause gekommen.", entschuldigte sich Maurice und sein Blick verfinsterte sich wieder ein wenig. Er war noch immer traurig darüber, dass Micha nicht zum Treffpunkt gekommen war. Eigentlich war es klar gewesen, doch der kleine Funke Hoffnung hatte daran geglaubt, dass der Braunhaarige an den See kommen würde. Wie man gesehen hatte, war er nicht erschienen. "Schon gut, wann passt es dir denn?", wollte Manuel wissen. Er war froh darüber, dass maudado zugesagt hatte. Es war so viel leichter, als wenn er ihn dazu zwingen musste. Seit der Sache mit Zombey war er nicht mehr so offen zu ihm wie zuvor und mit anderen aufnehmen tat er auch nicht wirklich. Was auch immer zwischen den Zweien vorgefallen war, es musste für maudado schlimm sein. Manuel wusste nur, dass der Blonde Zombey die Wahrheit gesagt hatte, also dass er maudado war, doch weitere Details hatten beide nicht von sich preisgegeben. Es tat GermanLetsPlay schon irgendwie weh, dass beide so litten. Zombey wollte es nicht zugeben, doch Manuel wusste ganz genau, dass dieser genauso darunter litt wie maudado. Am anderen Ende der Leitung war es still. Maurice musste also in Gedanken versunken sein oder er hatte das Handy kurz beiseite gelegt. "Maudado?", fragte Manu deshalb in sein Mikrophon von seinem kleinen Gerät. Der Angesprochene zuckte erschrocken zusammen. "Ja?", antwortete er dann so, als wäre nichts gewesen. Manuel seufzte leise, fast unhörbar, auf. Wann würde sich das zwischen den Zweien wieder regeln? Er hoffte, dass es so schnell wie möglich war. Manuel wollte nicht zwischen den Fronten sein, mögen tat er nämlich beide. Da konnte er sich nicht entscheiden, falls er sich für einen der Zweien entscheiden musste. "Ich habe gefragt, wann es dir passt.", wiederholte GermanLetsPlay seine Frage an Maurice. Der blonde Junge am anderen Ende der Leitung zuckte mit den Schultern. "Ich hab morgen nichts vor, also hab ich den ganzen Tag Zeit, allerdings will ich mal ausschlafen und deswegen...", er unterbrach seinen Satz und dachte nach. "14 Uhr, wäre das okay?", erkundigte Maurice sich und legte den Hausschlüssel und seine Kopfhörer, die er mitgenommen hatte auf seinem Schreibtisch ab. Manuel starrte auf seinen Monitor vor sich, während er überlegte. Er musste sich auch an die anderen Youtuber richten, mit denen er aufnahm. Es war geflunkert, dass niemand zum Aufnehmen da war, doch er hatte mal wieder Lust mit maudado aufzunehmen und deswegen ging das schon in Ordnung, oder? "Ja, dass sollte in Ordnung gehen.", gab er dann freudig als Antwort zurück, dabei grinste er breit. Sein Grinsen wurde noch breiter, er war wirklich mit seiner Arbeit zufrieden. Sein Plan ging auf, jetzt musste nur noch alles glatt ablaufen und nicht im totalen Chaos enden.

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