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Schnell schnappte sich der blonde Junge ein belegtes Brot mit selbst gemachter Kirschmarmelade. Er hatte ein wenig Stress und gerade neigte er sehr stark dazu einzuschlafen, wenn er sich nicht bewegte. Mit ein paar Schritten trat er aus dem Haus und begrüßte die frische Luft. Hastig aß Maurice sein Toast auf und begann dann loszulaufen. Ein Blick auf seine Uhr verriet ihm, dass er noch genügend Zeit hatte, bis die Schule losging. Er hätte also noch schnell Zeit um sich noch irgendwas zu kaufen, was wach machte. Ein eiskaltes Getränk oder, auch wenn er es nicht wirklich mochte, ein Kaffee wäre auch eine Möglichkeit. Mit geschickten Fingerbewegungen entsperrte er sein Handy und sah auf die Karte. Nicht weit entfernt von hier war ein Supermarkt mit einem Bäcker. Die mussten doch bestimmt Kaffee to go haben, dachte er sich. Er sperrte sein Handy wieder, steckte es in die Hosentasche und lief in Richtung Supermarkt. Nur wenige Minuten später kam er auch schon bei seinem gewünschten Ziel an. Mit gesenktem Blick trat er durch die große Tür, die sich automatisch öffnete. Vor ihm öffnete sich die Tür, die zum Supermarkt führte, doch ging er nicht durch sie durch. Stattdessen bog er davor links ab und stellte sich in die Schlange. Vor ihm unterhielten sich die Menschen leise, doch konnte Maurice jedes einzelnes Wort verstehen. Allerdings hörte Maurice nur mit halbem Ohr hin. Viel interessanter war es die Angebote zu betrachten und dann zu überlegen, was er kaufen könnte. Der Kaffee to go kostete fast fünf Euro, doch war das ein ziemlich normaler Preis für die Stadt. Maurices Blick glitt noch einmal auf die Uhr und er musste erschrocken feststellen, dass schon eine Menge Zeit vergangen war. Er hatte nicht mehr viel Zeit, doch wenn der Blonde jetzt bestellte, dann könnte er es schaffen. Wie als hätte jemand seine Gedanken gelesen, lief der letzte Kunde vor ihm weg. Jetzt war er dran. Die junge Frau hinter der Kasse lächelte ihn freundlich an. "Hi, was darf's sein?", schien wohl ihr normaler Satz zur Begrüßung zu sein, da Maurice den schon bei den vorherigen Kunden gehört hatte. Etwas schüchtern gab er seine Bestellung auf. Die Verkäuferin nickte und machte sich an die Arbeit. Während der Kaffee in Arbeit war, bediente sie geschickt einen anderen Kunden. Maurice sah ihr dabei interessiert zu. Sie musste sehr viel Selbstbewusstsein haben. Er selbst könnte wahrscheinlich nicht so einfach Smalltalk mit jemand anderen führen und das dann auch noch, während sie die Sachen ordentlich einpackte und alles in die Kasse eintippte. Was Maurice auch auffiel, waren ihre langen blonden Haare. Diese waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre blauen Augen stachen deutlich durch die schwarze viereckige, dennoch runde Brille. Die Verkäuferin war wirklich sehr hübsch und wahrscheinlich nicht wirklich älter als Maurice. "So hier ist dein Kaffee, junger Mann.", meinte sie lächelnd zu Maurice und stellte den Kaffee und das Gebäck auf die Glastheke. Er legte ihr passend das Geld hin, nahm sich die Sachen und verschwand mit einem schüchternen "Tschau" aus dem Supermarkt. Vor dem Gebäude blieb er kurz stehen und verstaute die Papiertüte mit seinem Gebäck in der Schultasche. In der Eile, die er vorhin gehabt hatte, hatte er sich nichts machen können. Seine Eltern waren schon früher als er weggewesen und hatten seine Geschwister mitgenommen. Seine kleine Schwester musste noch zum Kindergarten und sein kleiner Bruder war in der ersten Klasse. Die zwei freuten sich immer auf den Kindergarten und die Schule, weil sie da ihre Freunde trafen und die Betreuer beziehungsweise die Lehrer immer so nett waren. Tja, wenn das sich nicht irgendwann verändern würde. Je höher man in die Klasse kam, desto unfreundlicher wurden die Lehrer. So sah es zumindest Maurice. Er schulterte seine Tasche auf und sah nochmal auf sein Handy. Die Uhrzeit 7:35 leuchtete groß am Sperrbildschirm auf. Der Blonde nickte zufrieden. Die Zeit war perfekt. Jetzt konnte er gemütlich zur Schule laufen und dabei seinen Kaffee, den er eigentlich gar nicht so mochte, trinken. Dadurch wurde er zumindest ein wenig wach und konnte halbwegs den Unterricht mitverfolgen. Er hatte die Hälfte der Nacht damit verbracht mit Zombey, Manu und Palle zu zocken. Sie hatten einige lustige Videos aufgenommen, aber auch einiges privat gespielt. Danach war er müde ins Bett gefallen, konnte dann aber irgendwie nicht schlafen. Seine Gedanken kreisten sich in jeder freien Minute um das Zombey-Problem und dies störte den Jungen sehr.

Der Blonde war schon eine Weile gelaufen, er war die ganze Zeit in Gedanken versunken gewesen, als ihn plötzlich jemand antippte. Erschrocken drehte er sich um. Sein Herz klopfte wie wild, doch beruhigte es sich langsam wieder, als er sah, wer ihn angetippt hatte. Micha aka Zombey. Wenn man vom Teufel dachte oder wie war das? Maurice betrachtete ihn von oben bis unten. Heute hatte er ein schwarzes T-Shirt mit lilafarbenen Kleinigkeiten darauf. Seine Hose war eine ganz normale blaue Jeans. Sein Rucksack war passend zum T-Shirt lila. Man konnte eindeutig nicht übersehen, dass er lila sehr mochte.
"Guten Morgen, Maurice. Warst wohl wieder in Gedanken versunken was?", flötete Micha gut gelaunt. Maurice zog seine Augenbrauen ein wenig zusammen. So kannte er sein Gegenüber gar nicht. Er war nur so, wenn er mega müde war oder es ihm nicht gut ging. Jetzt konnte Maurice sich wohl aussuchen, was mit seinem besten Freund los war. Nach einem prüfendem Blick sah er die dunklen Augenringe, die sich in Michas Gesicht gebildet hatten. "Wie lange hast du geschlafen?", fragte der Blonde mit seiner verstellten Stimme und sah ihn ein wenig besorgt an. "Es war eine lange Nacht.", wich Zombey der Frage aus und sah ihn dabei nicht an. "Du scheinst aber auch nicht lang geschlafen zu haben.", stellte Micha dann fest und deutete mit dem Blick auf den Kaffee. "Ja, hatte noch viel zu tun,
aber ich scheine zumindest etwas geschlafen zu haben.", antwortete Maurice auf die Frage und sah Micha weiterhin prüfend an. Dieser seufzte und nickte dann langsam. "Ich habe wirklich nicht geschlafen. Naja, ich hab einiges mit maudado, Paluten und Glp aufgenommen.", antwortete er und seufzte noch einmal müde auf. Maurice riss ein Stück seine Augen auf, als er seinen Namen erwähnte. Es klang viel sanfter als bei den Anderen. "Der komplette FreedomSquad also?", fragte Maurice dann wieder normal und setzte zum Laufen an. Der Gefragte nickte und lächelte kurz auf. Die Gedanken an gestern vor der Aufnahme kamen Micha wieder in den Kopf. Sofort wurde sein Blick etwas trauriger und er ließ den Kopf hängen. Maurice bemerkte dies natürlich sofort. "Alles okay?", hakte er vorsichtig nach und sah seinen besten Freund aus dem Internet besorgt an. Dieser schüttelte nur den Kopf. "Nein, irgendwie nicht.", antwortete er und sah Maurice etwas zögernd an. Sollte er es dem Neuen sagen? Er kannte ihn schließlich nicht und konnte ihn auch noch nicht einschätzen.
"Willst du darüber reden?", fragte Maurice sanft, dennoch etwas schüchtern und sah ihn an. Der Braunhaarige überlegte kurz. Bisher hatte er nicht den Eindruck gehabt, dass Maurice nicht vertrauenswürdig war. Langsam nickte Micha. Es würde allerdings nicht schaden auf Nummer sicher zu gehen und es unauffällig und anonym zu verpacken.
"Ja, es ist schwierig zu erklären, Maurice. Ich hatte mich gestern mit jemanden verabredet, aber er kam einfach nicht. Ein anderer Kumpel hat dann für eine Weile für Ablenkung gesorgt und es half auch, bis der eigentlich erwartete Kumpel kam. Er musste noch was aufbauen und hatte die Zeit vergessen. Ich kann das natürlich absolut nachvollziehen, aber es hat mich traurig gemacht, da er über eine Stunde nach der ausgemachten Zeit nicht aufgetaucht war. Außerdem weiß ein anderer Kumpel ein oder wahrscheinlich mehrere Geheimnisse über ihn und mich macht das traurig, weil ich dachte wir wären die besten Freunde.", erklärte Micha so leise, dass es nur Maurice und er selbst das verstanden. Es musst nicht die ganze Schule mitbekommen, dass er, Zombey, private Probleme hatte.

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