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Lange standen die beiden Jungs am See und sahen einfach nur schweigend auf das ruhige Gewässer. Maurice hatte die ganze Zeit über seinen Kopf auf die Schulter von Zombey gelegt. Dieser hatte die Gelegenheit natürlich gleich genutzt und seinen Kopf auf den Scheitel des Blondschopfs abgelegt. Dadurch, dass Maurice um einige Zentimeter größer war als er selbst, war es wirklich was besonderes, dass er nun der "Größere" von den beiden war. Sämtliche Gedanken gingen dem Brünetten durch den Kopf und immer wieder schlich sich ein warmes Lächeln auf seine Lippen und ließen seine Augen freudig aufstrahlen. Wie froh er doch nun war, dass er Maurice oder eher maudado verziehen hatte. Leicht schloss er die Augen und genoss die Ruhe und die Vögel, die um die beiden Jungs herum zwitscherten. Wenn Zombey seinem Kumpel und gleichzeitig seiner Liebe nicht verziehen hätte, dann wären beide daran zerbrochen. Darin war sich der Braunhaarige sicher. Er hatte zu oft beobachtet, wie dreckig es Maurice ergangen war. Wie oft er sich einen Kaffee vor der Schule gekauft hatte um nicht im Unterricht einzuschlafen. Und das, obwohl der Blonde das koffeinhaltige Getränk absolut nicht ausstehen konnte. Nicht zuletzt noch die fetten Augenringe, die er durch den fehlenden Schlaf gehabt hatte. Immer wieder hatte Micha überlegt, ob er einfach zu ihm gehen sollte, doch sein Stolz hatte ihn aufgehalten.

Unauffällig drückte er Maurice noch näher an sich. Nie wieder wollte er den Blonden verlieren oder verletzen. Letztendlich konnte Zombey doch nachvollziehen, warum Maurice so gehandelt hatte. Allerdings fand er auch, dass dies nicht der beste Weg gewesen war, auch wenn ihm so spontan kein anderer eingefallen wäre. Man konnte jetzt daran aber nichts ändern und sie hatten sich ja auch wieder vertragen. Auch die Tatsache, dass der Blondschopf ihn angerufen hatte und nicht Glp oder Paluten hatte sein Vertrauen zu ihm wieder erweckt und natürlich war er sehr froh darüber. "Worüber denkst du nach?", fragte Maurice etwas müde und schaute zu dem Braunhaarigen nach oben. "Ach ich denk nur an die letzten Tage und wie froh ich bin, dass wir jetzt hier stehen und so sind wie früher.", antwortete der Gefragte und sah sanft lächelnd zu seiner Liebe hinunter.

Verwundert zog der Blonde seine seine Augenbraue zusammen und löste sich leicht von der Schulter des Braunhaarigen. "Was meinst du wie früher?", dabei legte er den Kopf leicht schief, was wirklich sehr niedlich aussah. Zumindest dachte Michael so. Dieser zuckte als Antwort mit den Schultern. "Naja, so vertraut. Wir liegen uns in den Armen und können einfach über alles reden.", erklärte er dem Blonden und sah etwas nachdenklich drein. "Dass du mich vorhin angerufen hast und nicht einen von den anderen, hat mein Vertrauen wieder komplett aufgebaut. Ich weiß, wie wichtig dir deine Schwester ist. Du machst dir ja schon Sorgen, wenn sie einen kleinen Kratzer hat.", Zombey kicherte kurz und strahlte Maurice dann warm an. Dieser begann nun auch kurz zu kichern. "Da hast du wohl recht. Mir ist mein kleiner Sonnenschein sehr wichtig, genauso wie du.", das letzte fügte er ein wenig leiser hinzu, doch Zombey konnte es klar und deutlich hören. Wieder brach ein Schweigen über den beiden aus. Sie wendeten den Blick von einander ab und starrten wieder auf den See direkt vor ihnen.

Wie schon immer, hatte er etwas beruhigendes an sich, nur was es war, wusste keiner der beiden Jungen so wirklich. "Du bist mir auch sehr wichtig, maudado.", gab der Braunhaarige murmelnd die Antwort zurück und sah den Größeren lächelnd an. Erstaunt und auch irgendwie nicht erstaunt über die Worte des Kleineren, drehte der Angesprochene seinen Kopf. Mit leicht roten Wangen senkte er seinen Blick auf den Boden und bohrte mit den Füßen zwischen den Kieselsteinen herum. Immer wieder biss er sich unauffällig auf die Lippe, während seine Gedanken komplett verflogen und sein Kopf komplett leer war. Sonst konnte er in jeder erdenklichen Situation in Gedanken versinken, doch jetzt, wo sein Herz so raste und er das Gefühl hatte, dass Schmetterlinge in seinem Bauch herumflogen, konnte er es einfach nicht. Maurice hatte schon die Befürchtung, dass sein Gegenüber das laute und aufgeregte Klopfen seines Herzens hören würde, doch wusste er, dass sowas eigentlich unmöglich war. Nervös knetete er seine Hände und traute sich gar nicht aufzuschauen. Zwei Finger legten sich unter das Kinn des blondhaarigen Jungen und drückten es sanft nach oben, sodass er gezwungen war zu seinem Gegenüber zu schauen. Unsicher sah er Zombey an. Sein Herz klopfte noch schneller und er hatte das Gefühl, dass seine Hände wie verrückt zitterten und seine Beine sich wie Wackelpudding anfühlten. "Du bist mir auch sehr wichtig, Maurice. Ich konnte diese Funkstille kaum aushalten zwischen uns und ich kann jetzt auch verstehen, warum du mir es nicht sagen wolltest. Du hattest ja schon gewusst wie ich reagieren würde. Ich hab jeden Tag gesehen, wie mies es dir wegen mir geht und ich wollte einfach nur zu dir gehen und dich in den Arm nehmen. Dir sagen, dass alles gut ist und du dir keine Sorgen mehr machen musst.", reuevoll blickte der Braunhaarige Maurice an und nahm dann seine große Hand in die seine.

"Ich habe mich wie ein Vollidiot verhalten, das merke ich leider erst jetzt. Ich hab doch jeden Tag gesehen, wie du den leeren Kaffeebecher weggeschmissen hast, obwohl du Kaffee überhaupt nicht magst. Und die dicken Augenringe habe ich ebenfalls nicht übersehen. Es war nur...", Micha stoppte abrupt und sah nur kurz traurig auf den Boden. Diesmal war es Maurice, der den Braunhaarigen aufmunternd ansah und ihm mit einem Finger auf seinen Lippen deutete jetzt lieber still zu sein. "Das ist alles Vergangenheit. Ich will mit dir in der Gegenwart leben und nicht unserer Vergangenheit nach trauern. Was passiert ist, ist passiert. Für mich ist das aber abgehakt und das solltest du auch tun.", erklärte Maurice mit sanfter Stimme und sah Zombey dabei tief in die Augen. "Vergiss die Vergangenheit und lebe in der Zukunft.", flüsterte der Blonde und kam dem Braunhaarigen mutig wie eh und je etwas näher. Zaghaft nickte der Angesprochene, doch eine Antwort, brachte er nicht über die Lippen. Völlig erstaunt über den Mut des blondhaarigen Jungen musterte er ihm im Gesicht.

Weitere Gedanken konnte sein Kopf nicht mehr formen, denn plötzlich explodierte ein Feuerwerk in dem
Dunkelhaarigen. Seine Lippen trafen auf die von Maurice. Erstaunt erwiderte der Braunhaarige den Kuss und lächelte. Der Blonde schloss zufrieden seine Augen und genoss den Kuss, den er eben angezettelt hatte. Ein riesiges Feuerwerk entfachte in ihm und die Schmetterlinge flogen noch wilder durch seinen Bauch, als schon zuvor. Seine Lippen kribbelten angenehm und zu gerne hätte er nie aufgehört damit. Die Luft um die beiden Jungen herum sprühte unsichtbare Funken. Funken voller Liebe. Funken voller Hoffnung und der weggespülten Vergangenheit. Funken der Hoffnung und der Freude, was in Zukunft noch passieren würde. Ewig hätten die beiden Jungen den Kuss genießen können. Doch löste sich Zombey etwas unfreiwillig und sanft von den Lippen des Blondschopfs, um ein wenig Luft zu holen. Grüne Augen strahlten ihm voller Freude entgegen, weshalb es ein wenig so aussah, als würden sie im Sonnenlicht der untergehenden Sonne glitzern.

"Wow.", hauchten sie beide gleichzeitig und brachen dann in ein Gelächter aus. Weshalb, wusste niemand der beiden. Vielleicht war es, weil sie zu gleicher Zeit das selbe gedacht und gesagt hatten. Maurice wurde nach einer Weile des Lachens ruhiger und rieb sich müde die Augen. Ein leises Gähnen konnte er sich auch nicht unterdrücken. Zombey blickte ihn sanft lächelnd an und legte den Kopf leicht schief. "Du scheinst sehr müde zu sein. Soll ich dich nach Hause bringen?", fragte der Braunhaarige besorgt. Wieder gähnend, nickte der Angesprochene. Rot wie eine Tomate, senkte er den Kopf und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. Micha schnaubte nur amüsiert, nahm die Hand seines jetzt wohl festen Freundes und ging mit ihm los. "Willst du bei mir schlafen? Ist ein kürzerer Weg.", fragte er den Blonden, der einfach nur müde den Kopf nickte. Maurice wollte einfach nur schlafen. Einfach nur in ein bequemes Bett und sich ausruhen. Zu viel war passiert am heutigen Tag, das war er absolut nicht gewohnt.

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