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Genervt saß ein Junge im Unterricht. Er hatte dunkelbraune fast schon schwarze schulterlange Haare und trug heute ein lilafarbenes T-Shirt. Am Liebsten hätte der Junge noch ein Monokel aufgesetzt und dazu seinen Zylinder aufgezogen. Dies war dann allerdings zu krass, auch wenn es den Jungen nicht wirklich stören würde. Das Problem lag eher an der Schule. In seinen Gedanken schüttelte er ungläubig den Kopf. Wie konnte das nicht angemessen für den Unterricht sein? Er würde ja sogar den Zylinder im Unterricht abnehmen, aber damit war die Schule auch nicht einverstanden gewesen. Wirklich verstehen konnte er es nicht. Es war nunmal sein Markenzeichen und auch sein Style. Die Schule stand doch dafür, dass sie alles akzeptierte, aber dann durfte man kein Monokel und keinen Zylinder anziehen? Damit der Junge allerdings keinen unnötigen Stress erzeugte, hatte er den lilafarbenen Zylinder und das Monokel bei sich Zuhause gelassen. Kaum hatte er diesen Gedanken fertig, wanderten diese auch schon wieder zu einem anderen Thema. Was wollte er heute aufnehmen? Eine schwierige Frage, da er viele Spiele besaß und die meisten ziemlich gut fand. Zum anderen war dann noch die Frage, ob er alleine aufnehmen wollte oder mit einem oder mehreren Menschen. Sofort dachte er an seine drei anderen besten Freunde. Maudado, Paluten und GermanLetsPlay. Der Junge nannte sie immer nur maudado oder manchmal MauMau, Palle und als Letztes wurde Glp immer nur Manu oder Manuel genannt. Zusammen waren die vier erfolgreichen Youtuber der sogenannte FreedomSquad. Ein Minecraft-Projekt mit dem Namen „Freedom" von Paluten hatte die Vier zusammengeführt und der Junge bereute es nicht. Zusammen waren sie unzertrennlich. In ihrer Gegenwart fühlte sich der Junge wohl und hatte immer viel zu lachen. Sie waren ja auch eine lustige Truppe. Er konnte sich noch an das erste Treffen erinnern, wie als wäre es gestern gewesen. Bei diesen Gedanken musste er automatisch lächeln. Jemand stupste ihn plötzlich von der Seite an. Der Junge schreckte aus seinen Gedanken und sah zu dem Übeltäter.
„Hör auf so dämlich zu grinsen, sonst bist du gleich dran.", mahnte ihn sein Sitznachbar leicht grinsend. Dabei nickte er mit einer leichten Kopfbewegung in die Richtung einer etwas älteren Lehrerin. Der Junge wusste sofort, was sein Nachbar meinte. „War es wirklich so schlimm?", fragte er deshalb leise zurück und kratzte sich etwas verlegen am Kopf. Sein Sitznachbar nickte. „Es sah fast schon gruselig aus.", gab dieser schmunzelnd zu und widmete sich dann wieder seiner Aufgabe. Er war sich schon fast sicher, woran der Junge gerade gedacht hatte. Wer nahm ihm das denn schon übel? Er war nunmal etwas bekannter und er bewunderte ihn, dass er noch auf eine normale Schule ging. Meistens wurde er von Frauen überrannt, die ein Autogramm von einem „Star" wollten. Diese wussten nicht mal genau, was Zombey machte, dennoch hingen sie an ihm. Alles nur wegen seiner Bekanntheit im Internet. Der Junge, der gerade mit seinem Sitznachbar geredet hatte,  seufzte und sah aus dem Fenster. Er war schon lange mit den Aufgaben fertig gewesen. Es war ein Leichtes für ihn gewesen diese komplexen Gleichungen zu lösen. Das meiste müsste sogar stimmen, doch dies interessierte ihn nicht wirklich. Irgendwann würde er etwas sinnvolleres als Mathe studieren, da war er sich sicher. Es konnte nie schaden etwas als Plan B zu haben. Sollte Youtube nicht mehr wirklich laufen, dann konnte er sich einen Job suchen. Wirklich brauchen tat er es im Moment aber nicht. Sein Kanal lief gut und man feierte seine Videos. Es erfreute ihn immer wieder, dass sich so viele Menschen für ihn begeisterten und ihm ein Abo schenkten. Manche von seinen Zuschauer nahmen sich sogar die Zeit und zeichneten ihn in unterschiedlichen Stilen oder machten Animationen aus irgendwelchen Videos. Seine Gedanken schweiften wieder zu seinen Freunden. Als Erstes war Manu in seinem Kopf. Was er gerade wohl machte? Er war schon seit einem Jahr mit der Schule fertig und konzentrierte sich seitdem voll auf seinen Kanal, der nebenbei bemerkt mega durch die Decke ging. Allerdings stiegen auch täglich die Abonnentenzahlen um 1.000 bei Palle. Bestimmt nahm der verrückte Fratz gerade mit dem eben Erwähnten etwas auf. Von der Zeit her würde es passen, denn gerade war es kurz nach zehn Uhr. Palle war ein Frühaufsteher, während die Anderen eher etwas länger im Bett blieben. Dazu musste man aber auch sagen, dass Zombey, Glp und maudado immer länger wach blieben als Palle. Der Junge sah auf seine Armbanduhr. Es würde noch eine knappe halbe Stunde dauern, bis Mathematik endlich vorbei war. Danach kam Physik. Es war nicht sein Lieblingsfach, aber dort konnte man ein wenig entspannen. Diesen Unterricht mochte er echt gern, da es spannend gehalten wurde und es ihn auch ein wenig interessierte. Kein Wunder, dass der Braunhaarige sich auf den folgenden Unterricht freute. Es war tausendmal besser als Mathematik, da dieser wirklich zum Einschlafen war. Plötzlich klopfte es an der Tür. Der braunhaarige Junge schreckte auf. Alle Blicke waren nun gespannt auf die grün lackierte Holztür an der rechten Seite gerichtet. Es würde das Highlight der zwei Unterrichtsstunden werden, das war jetzt schon zu 100 Prozent sicher. Die Lehrerin bat die Person oder Personen in das Klassenzimmer herein. Man merkte ihr an, dass es ihr gar nicht gefiel, dass jemand ihren Unterricht störte. Ihre Stimme wiedergab aber nichts davon preis. Diese war freundlich und nett. Kaum hatte man die Tür geöffnet, da trat der Schuldirektor ein. Hinter ihm stand ein ziemlich großer Junge. Er hatte blonde, schulterlange Haare, grüne Augen und einen ziemlich auffälligen orangenen Pullover. Niemand beachtete den Direktor. Alle Blicke lagen auf dem Jungen. Diesem schien das zu stören, denn er senkte seinen Kopf und wurde ein wenig rot. Süß, dachte sich der andere Junge. Er hatte ihn aufmerksam gemustert und lächelte nun leicht. Der Schuldirektor räusperte sich. Die Augen der Schüler wanderten automatisch zu diesem. War der Junge etwa ein neuer Mitschüler? Warum sonst sollte er diesen Raum betreten haben?
„Guten Morgen. Maurice ist vor wenigen Tagen hier hergezogen und wird ab heute eure Klasse besuchen.", erklärte er in einem fachmännischen Ton. Es klang, wie als würde er eine neue Maschine vorstellen. Niemand konnte ihn leiden, außer Michael. Er fand seinen Direktor eigentlich ziemlich interessant. Der Mann wusste mit Worten umzugehen. Dies machte ihn schon ein wenig sympathisch, fand der Braunhaarige. Mit ein paar letzten Worten, die der Junge gar nicht mehr mitbekam, verabschiedete sich der Schuldirektor. Keine Minute später war er auch schon wieder aus dem Klassenzimmer verschwunden.

Der Blondhaarige sah sich neugierig, dennoch etwas schüchtern um. Sein neues Klassenzimmer sah ein wenig leer aus. Ganz hinten im Raum waren weiße Schränke zu sehen. Wobei, so ganz weiß waren sie gar nicht. Man konnte es eher als ein beige bezeichnen, was man im ersten Moment als weiß sah. In den vielen Fächern waren Hefte und Bücher seiner neuen Mitschüler verstaut. Man konnte deutlich sehen, was die Fächer der Mädchen waren und welche der Jungs. Die Fächer der Mädchen waren ziemlich aufgeräumt und die Hefte wurden nach den Farben des Regenbogen gestapelt. Die Jungs hatten alles einfach nur dort hingepfeffert. Lose zerfledderte Arbeitsblätter waren deutlich zu sehen. Die Lehrer begeisterte dies wohl nicht. Zum Glück war der Blondhaarige nicht so wie die anderen. Er hatte eher ein kreatives Chaos, es ein Mittelding zwischen Chaos und Ordnung. Sein Blick glitt weiter zu einer Tafel. Mit Kreide wurden dort mit hässlicher Schrift ein paar Daten aufgeschrieben. Dies war dann wohl die Hausaufgabentafel, wo auch die Probentermine standen. Der Neue laß sich diese nicht durch. In nächster Zeit müsste er sowieso nichts mitschreiben. Ein großes modernes Whiteboard wurde direkt an der Wand platziert. Diese war dem neuen Jungen sofort aufgefallen. In seiner alten Schule waren die komplett weiß gewesen, hier waren sie allerdings schwarz mit einer weißen Tafel. Es sah auch moderner aus, als das Whiteboard aus seiner alten Schule. Vor der digitalen Tafel stand ein dunkelbrauner Lehrertisch. Natürlich war dieser aus Holz, aus was hätte es denn sonst bestehen sollen? Auf dem Lehrertisch lagen die Unterlagen der Lehrerin, die er ab jetzt in Mathematik hatte. Sie waren ein wenig chaotisch sortiert, doch schien es, als würde es der Lehrerin nichts ausmachen. Diese fand sich anscheinend super in diesem Chaos zurecht. „Okay Maurice du kannst dich da neben Daniel setzen, alles klar?", erklärte die eben Genannte freundlich und deutete auf einen Jungen, mit hellbraunen Haaren, am Fenster in der zweiten Reihe.

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