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Ein paar Stunden waren vergangen, in denen der Braunhaarige und der Blonde gelacht, geredet, geschwiegen und Quatsch gemacht hatten. Nicht zu vergessen ist natürlich, dass sie das Essen komplett weggefuttert hatten. Es war wirklich toll gewesen und Micha hatte das Gefühl gehabt, Maurice noch etwas mehr kennenzulernen. Ihm war allerdings nicht entgangen, dass mit jeder Stunde die verstrich der Blonde nervöser wurde. Maurice knetete immer wieder seine Hände oder versank komplett in Gedanken. Er hegte den Gedanken, dass er Micha nichts über sein Geheimnis verriet und alles normal bleiben sollte. Micha könnte es nie herausfinden, doch er hatte es sich selbst versprochen. Heute war der Tag, wo Micha die Wahrheit erfuhr. Seelisch bereitete sich Maurice jede weitere Stunde darauf vor. Er wusste nicht mal, wie er es Micha sagen wollte. Darüber hatte er sich schon seit Tagen Gedanken gemacht, doch waren die Worte, die er in Gedanken immer bildete, komisch oder unpassend. Sein Herz pochte laut und der Blonde befürchtete, dass sein Gegenüber es hören konnte. Maurice hatte sich nach eine Weile gegenüber von Micha gesetzt, da er den See noch genauer betrachten wollte. Schon vor ein oder zwei Stunden war die Sonne untergegangen und das wunderschöne Phänomen hatte sich im glasklaren Wasser gespiegelt. Fasziniert hatten beide Jungen auf das Wasser geschaut und stumm dem Sonnenuntergang zugeschaut. Die Zeit war dadurch ziemlich schnell vergangen. Niemand hatte sich getraut etwas zu sagen, doch das wäre auch gar nicht nötig gewesen. Irgendwie wussten beide, was der jeweils andere dachte und sie ergänzten ihre Gedanken. Nun konnte Maurice es aber nicht mehr länger aushalten. Jetzt musste er es Micha sagen. Vielleicht war seine Reaktion gar nicht so, wie er erwarten würde und Micha konnte es verstehen? Der Blonde hatte selbst heute morgen noch zu seiner kleinen Schwester gesagt, dass das Schicksal alles änderte wie es wollte. Das Schicksal konnte ändern wie etwas ablief, wie derjenige reagierte und wann sie es wollten. Es konnte also auch sein, dass das Schicksal die Gründe von Maurice in letzter Sekunde akzeptierte und Micha nicht auf seinen besten Freund sauer war. Sicher war sich Maurice da aber nicht. Sicherheitshalber griff er sich unauffällig an sein Handgelenk und suchte seinen Puls. Ihm wurde ein wenig schwindelig und ein komisches Gefühl drückte sich auf seine Brust. Es war bestimmt nur die Nervosität, redete er sich immer wieder ein, doch half es nicht. Starrend blickte Maurice auf die Decke. Noch immer war sie hellblau mit lilafarbenen Sachen eingenäht. Noch immer waren es die Farben von maudado, also ihm, und Zombey. Noch immer würde es heute der letzte Videodreh gewesen sein. Die Erkenntnis zerriss dem Blonden sein Herz und er musste gegen Tränen ankämpfen. Mit nur wenigen Worten würde die langjährige Freundschaft vorbeisein. Und er hätte die Schuld daran. Es wäre komplett aus mit Team Zomdado und niemand würde über das alles Bescheid wissen. Vielleicht erzählte maudado es Manuel, aber da war der Blonde sich nicht sicher. Maurice schloss seine Augen und ging noch einmal alle schönen Momente mit Zombey durch, bevor er ihn in der Realität kennengelernt hatte. Plötzlich erschien vor seinen Augen der Umzug und der erste Tag in der Schule. Wie er schockiert festgestellt hatte, dass er mit Zombey in der gleichen Klasse war. Danach kamen die Momente hoch, die sie nicht nur bei den Aufnahmen erlebt hatten. Die Erinnerung wie der Blonde und der Braunhaarige zusammen gezockt hatten und sogar nebeneinander saßen, gewann nun die Oberhand. Leider musste es ja durch GermanLetsPlay zerstört werden, der sein Video verloren hatte. Als letztes kam die Erinnerung vor sein Auge, wie Micha ihn zu einem Date gefragt hatte. Im Park, direkt neben den Brunnen, wo er schon davor einmal gesessen war. Langsam bahnte sich eine Träne an seiner Wange ihren Weg herunter. All dies würde gleich zerstört sein und damit auch dieses fantastische Date. Maurice stand auf und ging ein paar Schritte vor zum See. Kurz davor blieb er stehen und nun flossen noch mehr Tränen. Man hörte, wie Micha eilige die Sachen zusammenpackte und dann zu Maurice lief. „Mau, ist alles in Ordnung?", fragte er vorsichtig nach und blieb direkt neben dem Blonden stehen. „Warum weinst du? Hat irgendwas nicht gepasst?", fragte er sofort besorgt aber auch ängstlich weiter und sah Maurice an. Dieser schüttelte nur langsam den Kopf. „Nein, es war alles wirklich perfekt.", gab Maurice leise als Antwort, doch sah weiterhin auf den See. Langsam ging der Mond auf. Der Blonde bemerkte dies und sah dem Licht direkt entgegen. Sofort tankte dieser Maurice mit einer kleinen Portion Mut auf. „Was ist dann los?", fragte Micha weiter. Sein Herz klopfte vor Angst und Traurigkeit. Was war nur mit seinem Date los? Wieso weinte er? Der Braunhaarige konnte sich darauf keine Antwort machen, weswegen er Maurice ahnungslos anstarrte. Dieser atmete noch einmal zittrig durch. Es gab jetzt keinen Weg mehr zurück. „Ich habe dir bisher etwas verschwiegen.", versuchte er mit normaler Stimme zu sagen, was nicht wirklich klappte. Man hörte deutlich die Angst heraus und wie stark er eigentlich im Inneren zitterte. Verwirrt zog Micha seine Augenbrauen zusammen. „Was meinst du damit?", fragte er wieder und versuchte die Antwort in den grünen Augen von Maurice zu finden. Wieder atmete der Blonde tief aber zittrig durch. Seine Stimme war nun wieder wie immer, wenn er nicht in Michas Nähe war. „Wir kennen uns schon viel länger als ein paar Wochen und du weißt genau wer ich bin.", sprach er dann die Worte aus. Seine Stimme hatte er nicht mehr ,wie sonst bei Micha, verstellt. Sie war ganz normal. Die typische maudado Stimme eben. Tränen liefen dem Blonden stumm über die Wangen und er sah weiterhin auf das glasklare Wasser. Der Braunhaarige realisierte erst gar nicht, was sein Nebenan meinte, doch dann realisierte er die Stimme. Maurice merkte genau, wie es bei Micha klick machte. „maudado?", fragte der Braunhaarige leise und sah Maurice mit großen und geschockten Augen an. Erst jetzt drehte drehte der Blonde seinen Kopf zu Micha um. „Ich bin maudado.", stellte er unnötigerweise fest. Der andere Junge riss noch weiter, wenn es überhaupt noch ging, die Augen auf. Er stolperte ein paar Schritte zurück. Plötzlich änderte sich Michas Gesichtsausdruck in pure Wut. „Wieso hast du mir nie was erzählt?", fragte er sauer und funkelte ihn an. Dem Blonden sein Herz rutschte in die Hose. Das Schicksal hatte sich also gegen ihn verschworen. Für ein paar Sekunden hatte er wirklich geglaubt, dass Micha nicht sauer sein würde. „Ich...hatte Angst.", gab er leise zu und sah auf den Boden. „Angst vor was? Das ich dich plötzlich nicht mehr mag? Du weißt ganz genau, dass ich nicht so ein Mensch bin, Maurice! Ich hab dir von meinen Problemen mit dir erzählt und du hast so getan, als ob nichts wäre! Wie gefühlskalt kann man denn bitte sein? Wie kann man sowas wie dich als besten Freund nennen, wenn du doch eh jeden anlügst?! Angst hin oder her.", fuhr Micha den Blonden wütend an. Er schnappte sich den Picknickkorb und verschwand schnellen Schrittes.

Who Are You?Where stories live. Discover now