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Maurice stoppte aprubt und sah sein Gegenüber mit großen Augen an. Redete Micha gerade von ihm? Schnell senkte der Blonde den Kopf und sah seinen besten Freund nicht an. Schuldgefühle machten sich, wie gestern schon, in ihm breit und er musste sich beherrschen, dass er nicht all zu traurig aussah. "Er hat das wegen gestern bestimmt nicht gewollt. Manchmal ist man in etwas vertieft und dann ist die Zeit schneller vorüber als dir lieb ist.", versuchte Maurice für gestern zu erklären, auch wenn Micha nicht wusste, wer er war. Es würde einfach alles zerstören, da war sich der Blonde ziemlich sicher. Er wollte nicht alles aufgeben. Momentan schien es so, als wären sie auf dem besten Weg Freunde zu werden. "Und das andere kann ich dir leider nicht beantworten, aber wenn ich du wäre, dann würde ich ihn unauffällig mal darauf ansprechen oder warten. Meist ist man nicht sicher, ob man dem Anderen etwas sagen will. Weißt du, manchmal gibt es Dinge die man nicht sagen will, weil man Angst hat, dass alles zerstört ist danach.", sagte der Blonde leise und mit gesenktem Blick. Es war die Wahrheit, er hatte seine Gedanken einfach ausgesprochen. Micha sah den Neuen mit großen Augen an. Möglicherweise hatte er Recht. Er sollte maudado einfach darauf ansprechen, wenn er die Freundschaft halten wollte. "Ich danke dir für deinen Rat, Maurice. Es hilft mir sehr.", erklärte er und sah ihn dankbar an. Der Angesprochene senkte den Kopf und wurde leicht rot. "Gern Geschehen, Micha.", gab er leise zurück. Sanft lächelte der Braunhaarige den Blonden an, ehe er den Blick löste und wieder loslief. Micha war wieder gut gelaunt, doch war dies jetzt bei Maurice das Gegenteil. Er hatte nicht gedacht, dass es Micha so interessierte wie er aussah. Oder hatte er es jetzt falsch aufgegriffen? Kurz ließ er die Worte Revue passieren und schüttelte den Kopf. Micha schien es zu verletzen, dass Manu wusste wie maudado aussah, aber er nicht. Es ging ihm wohl um das Prinzip, dass der Blonde ihm angeblich nicht traute. So war es natürlich nicht. Maurice hatte schlichtweg Angst seinen besten Freund zu verlieren. Noch nie hatte Maurice einen so guten Freund gehabt wie Micha aka Zombey. Zusammen hatten sie Spaß, hatten eine Menge Insiderwitze, mit denen Palle oder Manu nichts anzufangen wussten. Sie hatten fast die gleichen Freunde, wenn man mal von der Realität absah. Maurice sah auf. Vor ihm lief ein gut gelaunter, aber zugleich auch nachdenklicher Micha. Eine Träne rollte langsam an der Wange des Blonden hinunter. Er würde nur alles zerstören, wenn er alles zeigen würde. Er würde alles zerstören, wenn er Zombey zeigte wer er war, wie er aussah und dass sie sich sogar schon kennengelernt hatten. Maurice konnte die tiefe Bindung zwischen den Zwei nicht aufgeben. Es wäre sein psychisches Ende. Achtlos schmiss er seinen leeren Kaffeebecher in den Mülleimer. Mit seinem T-Shirt trocknete
er seine Augen.
"Es tut mir leid, Zombey.", flüsterte Maurice leise, sodass nur er selbst es hören konnte,
und seufzte. Würde Maurice es ihm überhaupt sagen? Wahrscheinlich nicht. Die Angst war zu groß und sein Mut zu klein.
"Du Maurice?", fragte Zombey leise und öffnete nun die Tür zum Schulgebäude. Der Angesprochene sah fragend zu ihm. Micha war ein wenig kleiner, weshalb Maurice zu ihm runterschauen musste. "Mhm?", gab er leise und schüchtern von sich. Gefühlte tausend Augen sahen ihn schockiert und doch gleichzeitig interessiert und verwirrt an. Der Blonde konnte die Blicke nicht deuten, weshalb er sich kurz verwirrt umsah und dann den Kopf senkte. "Du scheinst aus Erfahrung gesprochen zu haben. Du musst es mir nicht genauer erklären, aber hattest du schon so etwas? Hattest du Angst etwas einer Person zu sagen?", fragte Micha vorsichtig. Er wusste, dass es ein heikles Thema für den Neuen war. Maurice stoppte plötzlich und sah ihm in die blau-grauen Augen. Nach einigem Zögern nickte er langsam.
"Ich kann deinen Freund durchaus gut verstehen. Es gibt eine Sache, die ich jemanden wirklich gern sagen würde, doch habe ich Angst das was wir aufgebaut haben damit zu zerstören. Ich hab Angst, dass er mich dann nicht mehr mag und dieser Gedanke macht mich fertig. Diese Person ist mein ein und alles. Mein bester Freund. Mein großer Bruder, obwohl er kleiner ist als ich.", erklärte Maurice leise. Sein Herz pochte wie verrückt. Ein Kribbeln machte sich in ihm breit und er musste automatisch lächeln. Micha musterte den Neuen, nahm ihn am Handgelenk und zog ihn wieder heraus in den Pausenhof. Maurice hatte gar keine Zeit zu reagieren und stolperte ihm einfach nur hilflos hinterher. Noch immer hatte sich sein Herz nicht beruhigt und das Kribbeln im Bauch ließ ebenfalls nicht nach. Im Gegenteil. Es wurde noch stärker als Micha ihn am Handgelenk gepackt hatte. In einer ruhigen Ecke blieb der Braunhaarige plötzlich stehen. Maurice war so tollpatschig und stolperte voll in Micha rein. Geschickt fing dieser den Neuen auf. Die Arme um den Blonden geschlungen und der Blick zu ihm hoch gerichtet. Maurice sah beschämt weg, doch blieb in seiner Position. Er dachte nicht daran, dass er sich bewegen könnte. Genau so ging es dem anderen. Michas Augen musterten das Gesicht seines Gegenübers. Es war komplett still,
als wäre der Moment nur für sie geschaffen. Sie waren nicht mehr weit voneinander entfernt. Nur ein paar Zentimeter trennten ihre Münder. Die blau-grauen Augen trafen auf die Grünen. Wie in Trance kamen sie sich langsam etwas näher. Näher als sie sich schon vorher waren. Jeder suchte den Blick des Anderen zu deuten.

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